Die Herkunft der Hirse (Panicum miliaceum) ist noch nicht mit Sicherheit geklärt. Wilde Hirse wächst in Asien, vom Kaspischen Meer bis in die Mongolei. Hirse ist in Ost-Asien, im Norden und Nordosten Chinas zur Kulturpflanze geworden. In der frühen Phase der nordchinesischen Zivilisation waren Rispen- und Kolbenhirse die alleinigen Getreidearten. Sicher ist, dass sie mit den anderen Getreidearten nach West-Europa gekommen ist. Ca. 5’000 vor Christus erreichte die Hirse Vorderasien und Ost-Europa.
Kulturhirse ist selbstbefruchtend, frostempfindlich, und braucht mehr Wärme als Weizen und Gerste. Sie ist anspruchslos und hat eine ähnliche Trockenheitstoleranz wie der Roggen. Trotzdem braucht sie mehr Pflege als der Roggen. Der Roggen wächst bei tiefen Temperaturen allen anderen Pflanzen davon und ist dadurch weniger durch Unkräuter gefährdet. Hirse keimt erst bei 8-10° C. Die kleinen Körner haben nicht so viel Reservestoffe, entsprechend länger geht es bis die jungen
Pflänzchen erstarkt sind. Die Aussaat erfolgte nach den letzten Nachtfrösten, zur Zeit der Holderblüte bzw. nach dem Ausschlagen der Eichen.
Hirse ist ein Getreide des Mittelalters. In Milch gekochter Hirsebrei ist leicht süsslich, und Hirsebrei war vor der Zeit des billigen Zuckers, eine beliebte Speise. Sie wurde von dem ertragreicheren Mais und von der Kartoffel verdrängt. Heute findet die Hirse, wie Buchweizen und Flachs wieder vermehrt Beachtung, sie fristet aber noch immer ein Nischendasein. Die Anbaugrenze der Rispenhirse lag im Rheintal auf den sonnigen Hängen bei ca. 1’000 m. Hirse (Echte Hirse, Panetga, Meilg) ist eine zierliche Pflanze und kann gut ein Meter hoch werden. Auffallend an der Hirse ist ihr Blütenreichtum. Die Rispen schmücken unzählige kleine, kugelige Blüten, die scheinbar einzeln am Ende eines fragilen und gekurvten Stielchens stehen. Es sind immer zwei Blüten veranlagt, aber nur eines bildet ein Korn. Man kann bei den dichten Rispen der Kulturhirse das Gefühl eines Wasserfalls haben, ein Wasserfall von Blüten, die runter perlen. Das wird zur Reifezeit noch verstärkt durch das Glänzen der Spelzen, die das Korn fest umschliessen. Beide Spelzen, sowohl die Deck- als die Vorspelze werden knorpelig, ledrig, hart. Sie glänzen von cremefarben bis kräftig orange. Die Hirse hat mit ihrer Rispe Ähnlichkeiten mit Spelzhafer. Ihre Körner sind aber viel kleiner, tausend Körner wiegen zwischen 4 und 8 Gramm. Dafür übertrifft die Hirse den Hafer durch ein vielfaches an Körner, die Fruchtbarkeit ist enorm gesteigert.

Literatur
Miedaner, Thomas; Longin, Friedrich (2012): Unterschätzte Getreidearten. Einkorn, Emmer, Dinkel & Co. 1., neue Ausg. Clenze: Agrimedia.
Schilperoord, Peer und Heistinger, Andrea (2011): Literaturstudie alpine Kulturpflanzen Vs. 5.1.
Zohary, Daniel; Hopf, Maria; Weiss, Ehud (2012): Domestication of plants in the Old World. The origin and spread of domesticated plants in Southwest Asia, Europe, and the Mediterranean Basin. 4. Aufl. Oxford: Oxford University Press. ISBN: 978-0199549061