Beschreibung

Untergruppen des Faserleins sind Sommerlein, Winterlein und Springlein

Allgemeines und Geschichte

Lein (Faserlein/Flachs) wurde seit der Jungsteinzeit genutzt. Als der wilde Vorfahre des Kultur-Leins gilt Linum angustifolium (syn. bienne). Diese Art keimt im Herbst aus und die überwinternden Jungpflanzen sind im Frühsommer reif. Saatgut wurde bereits in der Jungsteinzeit aus dem Mittelmeerraum importiert. Ab der 2. Hälfte des 4. Jahrtausends v. Chr. änderte die Grösse des Saatgutes, was auf einen kulturellen Einfluss aus Osteuropa hinweist.
Industrialisierung und Baumwolle brachten die Flachsproduktion im 19. Jahrhundert im Alpenraum nahezu vollständig zum Erliegen.

Verbreitungsgebiet einst und jetzt

Älteste Funde (z.B. Zürichsee) datieren von 7000 v. Chr.
Im Friaul datieren Funde zurück ins Neolithikum, ca. 5000 v. Chr.
18./19. Jahrhundert Allgäu, Niederösterreich, Tirol

Anbau

Gemässigt-feuchtes Klima. Aussaat ab März/April, Ernte Oktober.
Saattiefe: 2-3 cm. Keimdauer: 1-2 Wochen; feines Saatbeet nötig, Jungpflanzen sind gegenüber Beikräutern wenig konkurrenzfähig, tiefgründige, sandige Lehm- und Lössböden sowie sommerwarme, eher niederschlagsarme Klimate. Standort sonnig, verträgt Stickstoffdünger nur schlecht: Flachs fällt dann vor der Blüte um und richtet sich nicht wieder auf, d.h. die Fasern sind nicht nehr nutzbar.
Nicht selbstverträglich, braucht eine Anbaupause von 6 Jahren.

Nutzung

Fasern für Stoffe, Garne, Seile; Leinöl: Lebensmittel, medizinische Erzeugnisse, Lacke. Ursprünglich im Alpenraum in erster Linie zur Selbstversorgung angebaut.

Eignung

Vorfrucht für Winterweizen

Verarbeitung und Produkte

Aus einer Are (100qm) wurden 10-15 qm Leintuch produziert.
Dämmestoffe aus Leinfasern.
Die bei der Fasergewinnung anfallenden holzigen Teile "Schäben" sind als Tiereinstreu nutzbar.
Leinstroh lässt sich verfüttern.

Kulturtechnik

Nach der Ernte (Pflanzen werden ausgerissen - gerauft) und dem "Riffeln", dem Entfernen der Samenkapseln erfolgt die Röste (Rotte): Die Tauröste erfolgt durch Auslegen der Pflanzenstengel auf dem Feld. Der Tau sorgt für genügend Feuchte um den Rotteprozess in Gang zu bringen und die Fasern zu lösen. Die "Wasserröste" erfolgt durch Einlegen der Pflanzenstengel in Wasser und anschliessende Trocknung. Bei der Röste vergären die aus Pektin bestehenden Mittelteile der Zellwände in der Rindenschicht.

Brauchtum

"Am hundersten Tag des Jahres säen und hundert Tage später ernten"
Flachs möchte „das Mittagsläuten hören“, d.h. er darf nicht tief gesäät werden.

Sonstiges

"Fahrt ins Blaue" bedeutet: Fahrt aufs Land zu den blau blühenden Leinfeldern

Literatur

Rast-Eichler, A., Dietrich, A.: Neolithische und bronzezeitliche Gewebe und Geflechte, Monographien der Kantonsarchäologie Zürich 46
D.N. Prjanischnikow: Speƶieller Pflanƶenbau: Der Anbau der landwirtschaftlichen Kulturpflanƶen, Springer verlag, ISBN 978-3-642-99122-6

Links

Nichtstaatl. Erhaltungsorganisationen

Arche Noah, Österreich: https://www.arche-noah.at