Beschreibung

Die trittsichere Grauvieh-Bergkuh ist gewohnt, in steilem Gelände zu grasen und sie ist eine optimale Raufutterverwerterin. Die problemlose Haltung, ihre ausgezeichneten Muttereigenschaften sowie ihr ruhiger Charakter machen sie auch in der Freilaufhaltung zu einer angenehmen und langlebigen Partnerin im Stall und auf der Weide.

Dank ihrer guten Bemuskelung sowie ihrer beträchtlichen Milchleistung bietet die Zweinutzungsrasse Tiroler Grauvieh ideale Vorraussetzungen für die Schweizer Fleischproduktion.

Trotz verschiedener Farbschläge von edelweisssilber bis eisengrau, sind die folgenden Merkmale allen Schattierungen eigen: Kopf, Hals und Rumpf etwas "angeraucht", dunkles Flotzmaul hell umsäumt, Klauen dunkel, heller Aalstrich über dem Rücken, weisse Hörner mit dunklen Spitzen.

Allgemeines und Geschichte

Grauvieh - Liebling von Dichtern und Denkern.

Nicht nur römische Historiker wie u. a.Plinius und Strabo erwähnten die hohe Milchleistung des Alpviehs, auch Hermann Hesse war von den Bergkulissen mit den grauen Alpkühen fasziniert:

"Ich sah die blaugrüne glatte Seebreite, mit kleinen Lichtern durchwirkt in der Sonne liegend und im dichten Kranz um sie die jähen Berge, und in ihren Ritzen die blanken Schneescharten und kleinen, winzigen Wasserfälle, und an ihrem Fuss die schrägen, lichten Matten mit Obstbäumen, Hütten und grauen Alpkühen besetzt". (Aus Hermann Hesses Peter Camenzind, 1902/1903)

Verbreitungsgebiet einst und jetzt

Das Grauvieh Schweiz geht auf eingeführtes Tiroler Grauvieh zurück, das Teil des alpinen Grauviehs ist.
Die grauen, damals kleinrahmigen Tiere galten als gute Dreinutzungstypen (Arbeit, Milch und Fleisch). Die drei Farbtypen wurden 1870 wie folgt definiert: Oberinntaler - graugelb, fuchsiger Stirnschopf; Lechtaler - eisenfarbig, schwer; Wipptaler - semmelfarbig bis graugelb oder fast schneeweiss. 1907 wurden dann die drei Gruppierungen aufgehoben, resp. zusammengefasst.

In der Schweiz ging das Grauvieh in den 1920 Jahren nach und nach in die Braunviehpopulation über. Um eine Ansiedlung wieder in Gang zu bringen, mussten Tiere in den 80er Jahren aus dem Tirol, wo diese Rasse überlebte, importiert werden.

Der ursprüngliche, kleine und leichte Schweizer Albulaschlag, konnte dank Hilfe von Pro Specie Rara 1985 wieder in unserem Land angesiedelt werden und läuft heute unter dem Namen Rätisches Grauvieh. Das etwas grössere und schwerere Tiroler Grauvieh wurde ab Ende der 80er Jahren vermehrt vom Tirol in die Schweiz importiert, wo es für die Milch- und Fleischproduktion einen Aufschwung erlebte. Insbesondere die Fleischproduktion wurde durch die Organisation "Mutterkuh Schweiz" Vorschub gegeben. Es wird nun vom "Rassenclub Grauvieh Schweiz" und vom "Schweizerischen Grauviehzuchtverein" als "Grauvieh Schweiz" geführt.

Nutzung

Dank ihrer sehr guten Bemuskelung und ihrer beträchtlichen Milchleistung bringen Grauvieh Mutterkühe ideale Voraussetzungen für die Fleischproduktion. Die Fleischkörper weisen eine hohe Ausbeute aus. Der Fleischqualität werden beste Schmackhaftigkeit, eine feine und zarte Struktur sowie eine regelmässige Marmorierung attestiert.

Haltung

Extensive Haltung - intensive Betreuung!

Die Schweizer Mutterkuhhalter, welche von der Organisation 'Mutterkuh Schweiz' anerkannt sind resp. deren Fleischlabels produzieren, richten sich nach dem vorgeschriebenen Leitbild: Naturnahe, graslandbasierte Fütterung für die Kuhmütter, Milch und Heu für die Jungmannschaft, tierfreundliche Haltungsform in BTS/RAUS-Laufställen, täglicher Weidegang während der Vegetationszeit. Überdies uneingeschränkter Zugang des Kalbes zur Mutter und umgekehrt für die Nahrungsaufnahme, die Fellpflege, Spielereien und für die soziale Bindung. Eine Tierhaltung, die heute von den Konsumenten sehr begrüsst wird.

Zuchtziele

Zuchtziel - Vergangenheit mit Zukunft!

Die alte Rasse Grauvieh soll in der Schweiz wieder vermehrt angesiedelt und 100 % reinrassig gezüchtet werden. Es ist wichtig, möglichst viele Blutlinien zu erhalten. Die Zucht erfolgt durch Natursprung oder künstliche Besamung (KB). Grauvieh soll robust, fruchtbar, langlebig und leistungsstark bleiben.

Nebst der Fleischleistung kommt auch der Milchleistung für die Kälberernährung und deren Tageszunahmen eine wichtige Bedeutung zu. Die Zweinutzungsrasse Grauvieh bietet dafür beste Voraussetzungen. Die Grauvieh-Mutterkuh soll auch in Zukunft kleinrahmig bleiben. In diesem Zusammenhang ist der Widerristhöhe (WH) besondere Beachtung zu schenken.

- 100 % reinrassig
- möglichst viele Blutlinien
- Künstliche Besamung (KB) oder Natursprung
- Zucht auf A) Fleisch, B) Milchleistung
- Leichtfuttrigkeit
- Gute Raufutterverwerter

Format
- harmonisch, ausgeglichener Körper
- gute Flankentiefe
- straffes, gut angesetztes Euter
- korrekte Zitzen

Bemuskelung
- Gute Bemuskelung über Schulter und Lende
- langer, voller Stotzen

Fundament
- kräftig
- trockene Sprunggelenke
- harte Klauen
- genügend Klauensatz
- korrekter Vorderstand
- zügiger Gang

Widerristhöhe
- Mutterkühe 119 - 130 cm
- Stiere 130 - 141 cm


Kälberleistung
- Tageszunahmen 205: über 1000 Gramm
- Fleischigkeit CH-TAX T3 bis C3


Weitere Zuchtziele werden im Fleischrinderherdebuch (FLHB) definiert. Mutterkuh Schweiz führt das vom Bund anerkannte Fleischrinderherdebuch für Mutterkühe.

Verarbeitung und Produkte

Geeignet für:
- Kalbfleisch Natura-Veal (5, 5 Monate)
- Natura-Beef (Rindlfleisch 10 Monate)

Sonstiges

1924 Gründung Tiroler Grauviehzuchtverband
1949 Gründung Südtiroler Grauviehzuchtberband
2005 Gründung Rassenclub Grauvieh Schweiz (Fleischproduktion nach Leitbild Mutterkuh Schweiz)

2013) Fleischrinderherdebuch Schweiz FLHB, Rassengrauvieh-Kühe: 337
2013) Fleischrinderherdebuch Schweiz FLHB, Rassengrauvieh-Stiere: 22
2013) Importiertes Grauvieh Schweiz: 490

Links

Nichtstaatl. Erhaltungsorganisationen

Rassenclub Grauvieh Schweiz
Mail: rassenclub@grauvieh-schweiz.ch

Schweizerischer Grauviehzuchtverein
Mail: zuchtverein@grauvieh-schweiz.ch