Beschreibung

Die Kälber werden braun geboren und färben sich in den ersten 3-6 Monaten um. Die Stiere sind schwarz mit einem hellgelbgrauen Aalstrich, die Kühe schwarz mit rötlichbraunem Einschlag und einem rotbraunen Aalstrich. Beide verfügen über ein weißbehaartes Maul, das sich je nach Ausprägung, wie auch die hellen Stirnlocken stark von dem schwarzen Kopfhaar abhebt. Im Winter schützen sich die Tiere durch ein dichtes, stumpfes und längeres Winterfell. Das Sommerkleid ist kurz und glänzend. Die Hörner sind weit nach vorne oben ausladend und von heller bis weißer Farbe mit dunkler Spitze.

Allgemeines und Geschichte

Der Auerochs oder Ur ist der Stammvater aller Hausrinder. Der Auerochs war nach den kontinentalen Verschiebungen entstanden und deshalb auf den alten Kontinent beschränkt.
Vor über 300 Jahren ist der Auerochs, vom Menschen gejagt und durch die sich auf Kosten der Wälder ausbreitende Kulturlandschaft verdrängt, ausgestorben. Die letzten Tiere haben sich in den Wäldern von Masowien (Polen) gehalten und wurden zuletzt in der Jaktorowka auf dieselbe Weise gehegt, wie heut zu Tage der Wisent. In den heute lebenden Nachfahren, einigen halbwild gehaltenen Rinderrassen aber auch in den Hausrinderrassen sind viele Eigenschaften des Ur-Rindes jedoch noch erhalten.
Den Gebrüdern Heinz Heck und Dr. Lutz Heck gelang es durch Rückzüchtungen in den 30-iger Jahren im Tierpark Hellabrunn in München bzw. im Zoologischen Garten von Berlin schon nach wenigen Generationen einen “Neuen Auerochsen” vorzustellen, der mit Ausnahme der Größe wesentliche Eigenschaften des Ur-Rindes aufwies
Auerochsen aus der Heck´schen Rückzüchtung wurden bis Anfang der 80-iger Jahre hauptsächlich in Tierparks und Wildgehegen gehalten. Im Zuge der Extensivierungstendenzen haben jedoch immer mehr Landwirte diese “einheimischen Wildrinder” zur ökonomisch extensiven Grünlandbewirtschaftung entdeckt, sodaß sich diese Tiere jetzt wieder in ihrem ursprünglichen Lebensraum auf größeren Flächen vermehren können.

Verbreitungsgebiet einst und jetzt

Einst waren diese Wildrinder über weite Teile Europas, Asiens und Nordafrikas verbreitet. Durch Funde von vor- und nacheiszeitlichen Auerochsenskeletten weiß man, daß diese bis Mittelschweden vordrangen und auch in England heimisch waren.
Ausgehend von Deutschland waren die Tiere zunächst in Wild- und Tierparks der deutschsprachigen Länder Österreich und Schweiz vertreten, werden aber jetzt in ganz Europa, insbesondere in Dänemark, Belgien, Frankreich, den Niederlanden, in Lettland, im Gebiet der ehemaligen Tschechoslowakei und in Ungarn gehalten und als große Pflanzenfresser zur Beweidung und Pflege von Landschaftsschutz- und Naturschutzgebieten eingesetzt.

Nutzung

Zwischenzeitlich halten viele Landwirte und Naturschutzverbände die rückgezüchteten Auerochsen und setzen sie zur Landschaftspflege auch auf großen Flächen, insbesondere den Brachlandflächen im Osten Deutschlands ein. Inzwischen liegen umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen über die Auswirkung auf “Flora und Fauna” vor.

Haltung

Auerochsen sind widerstandsfähig gegen Kälte und Hitze. Sie leben das ganze Jahr über im Freien. Bei Temperaturen unter -25 ° C haben auch acht Wochen alte Kälber keinerlei Unbehagen gezeigt. Bei hochsommerlichen Temperaturen von mehr als 30 ° C liegt die Auerochsenherde in der prallen Sonne und nimmt die Energie auf, auch wenn schattige Flächen zur Verfügung stehen.
Voraussetzung für diese Anpassungsfähigkeit ist, daß die Kälber im Freien geboren werden und dort den jahreszeitlichen Veränderungen ausgesetzt sind. In Versuchsbetrieben sind auch bei Minustemperaturen Kälber im Freien geboren und haben sich prächtig entwickelt. Die Tiere sind widerstandsfähig gegen Krankheiten sowie Witterungseinflüsse und deshalb besonders für den Einsatz in der Landschaftspflege geeignet. Auerochsen entwickeln in der kalten Jahreszeit ein besonders dichtes Unterfell, das so stark isoliert, dass Neuschnee auf dem Fell nicht abschmilzt.
Die Wildrinder werden ganzjährig auf einer Stand- weide im Freien gehalten. Stiere, Kühe und Kälber bilden eine Herde und können so ihre Rivalitäten austragen und die Rangordnung bestimmen. Ein normaler Elektro-Weidezaun ist für die ruhigen und ausgeglichenen Tiere ausreichend, sofern Herden-Struktur, Fläche und Futterangebot den Ansprüchen der Tiere entsprechen.

Literatur

Verein zur Föderung des Auerochsen (VFA)

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