Beschreibung

Der Walliser Winterroggen ist eine alte Landsorte. Es gibt von ihm mehrere Herkünfte, die einander ähnlich sind. Die Sorte ist anspruchslos, frühreif, feinhalmig und lockerährig mit gelben und blaugrünen Körnern. Vor allem für den Anbau als Berggetreide ist sie Weltmeister im Überwintern und übersteht auch eine geschlossene Schneedecke, die mehr als 4 Monate andauert, ohne auch nur ein Blatt zu verlieren. Auch Fröste ohne Schneebedeckung erträgt die Sorte gut. Alle Herkünfte sind wenig standfest. Die Ernte muss deshalb von Hand (mit der Sichel oder Sense) erfolgen. Der Kornsitz ist locker, was oft dazu führt, dass die reifen Körner schon auf dem Feld ausfallen. Deshalb wurde der Roggen geerntet, bevor er ganz reif war, und dann nachgereift (im Feld in Garben und zu einem Haufen aufgeschichtet, und dann im Stadel).

Allgemeines und Geschichte

Der Walliser Roggen war das Brotgetreide in den Grenzregionen des Ackerbaus im Wallis. In den Grenzregionen beträgt die Vegetationsdauer des Roggens mehr als 12 Monate. In August gesät erfolgt die Ernte im September des darauf folgenden Jahres. An den meisten ehemaligen Anbauorten braucht er 10-11 Monate, um reif zu werden.
Es ist die einzige Landsorte, von der mehrere Populationen erhalten geblieben sind. Sie kam in unterschiedlicher Ausprägung in den verschiedenen Bergdörfern des Wallis vor. Erhalten geblieben sind Sorten aus dem Lötschental, Binntal, Goms, Vipsertal und dem mittleren Rhonetal. Aus dem französischen Wallis sind keine Sorten erhalten geblieben.

Verbreitungsgebiet einst und jetzt

Der Typus des Walliser Roggens war in allen Bergdörfern des Wallis zu finden. Auch in anderen alpinen Region wurde Roggen angebaut, in der Schweiz vor allem im Tessin und im südlichen Teil von Graubünden. Bekannt sind auch Sorten aus Österreich.
Heute findet man ihn noch im Walliserhaupttal in Erschmatt und bei einigen Hobby-Anbauern.
Das ideale Anbaugebiet liegt in Höhenlagen bis zu 1600 oder 1800 m ü.M, in speziell guten Lagen bis zu 2000 m (Findeln ob Zermatt).

Anbau

Aussaat im Herbst (je nach Höhenlage Mitte August bis Mitte September), Ernte im darauffolgenden Sommer (zwischen Mitte Juli und Ende August).

Nutzung

Das wichtigste Brotgetreide in den Grenzregionen des Bergackerbaus. Das Stroh wurde u. a. für die Betten sowie in Stallungen verwendet.

Eignung

Der Walliser Roggen ist das winterhärteste Getreide und anspruchsloser als jede Zuchtsorte. Die Höhe der Pflanzen nimmt mit steigender Höhenlage ab, die Standfestigkeit des Walliser Roggens nimmt dagegen zu. Er eignet sich nicht für fruchtbare Böden. Das Wild oder die Schafe können die stark bestockten Felder ohne Nachteile für die Pflanzen abweiden, solange sie den Vegetationspunkt nicht beschädigen.

Verarbeitung und Produkte

Walliser Roggenbrot. Das Roggenbrot wurde mit Sauerteig gebacken und für mehrere Monate aufbewahrt. Es wurde im Spycher auf Gestellen (Brotleitern) getrocknet.

Kulturtechnik

Die Ernte wurde frühmorgens gemacht, wenn es noch leicht feucht ist, dann halten die Körner besser in der Ähre. Die Halme wurden zu Garben gebunden (an gewissen Orten auch "Goofe" genannt): Ein bis zwei Tage an der Sonne getrocknet und dann zu einem Kornhaufen aufgeschichtet. Dieser blieb rund zwei Wochen auf dem Feld. Dann wurden die Garben in ein Tuch eingepackt und in die Stadel transportiert. Dort wurden sie kurz gegen die Wand geschlagen (ein Teil der Körner fällt aus) und dann im Abteil der Familie gelagert. Die eigentliche Drescharbeit wurde im November/Dezember gemacht.

Brauchtum

Vor allem das Backen des Roggenbrotes wird heute noch an etlichen Orten im Wallis gepflegt. Siehe http://www.wikiwallis.ch/index.php/Roggenanbau_und_Roggenbrot_backen
Für die Kinder wurden aus dem gleichen Teig Figuren geformt (Zieble genannt). Ab und zu wurde dem Teig Zucker oder Honig zugesetzt, diese süssen Brote werden Riehe genannt.

Sonstiges

In der nationalen Genbank der Schweiz sind ca. 33 Roggensorten eingelagert, darunter 2 Zuchtsorten und eine verbesserte Landsorte. Die Landsorten machen den grössten Teil des Sortimentes aus, davon 17 aus dem Wallis.

Links

Staatl. Erhaltungsorganisationen

www.pgrel.admin.ch

Nichtstaatl. Erhaltungsorganisationen

Sortengarten Erschmatt: http://www.erschmatt.ch/wordpress/getreidearten-des-wallis-1-roggen/