Beschreibung

Als Tafelbirnen werden alle Birnensorten bezeichnet, die sich zum Rohverzehr eignen. Diese Birnen sind meist recht groß und glatt und haben eine typische Birnenform. Das Aroma kann je nach Unterlage schwach bis stark ausgeprägt sein. Vorwiegend schmecken Tafelbirnen süß, es gibt jedoch auch säuerliche Sorten.

Allgemeines und Geschichte

Die Birne ist eine uralte Obstart und stammt ursprünglich wahrscheinlich aus dem Kaukasus, Transkaukasien oder Anatolien. In der Odyssee (800 v.Chr.) werden bereits Birnen genannt, wie im 7. Gesang über die Gärten von Alkinoos oder im 24. Gesang. Erste europäische Birnensortennamen verwendet Cato (234 – 149 v. Chr.) „De Agri Cultura“: pira volema, pira aniciana, pira tarentina, pira mustea (Mostbirne), pira cucurbitina (Kürbisbirne). Vor 2000 Jahren nannte Plinius bereits mehr als 40 verschiedene Birnensorten

Verbreitungsgebiet einst und jetzt

Weltweit soll es über 5000 Sorten geben, wobei die wichtigsten Impulse vor allem von den belgischen und französischen Obstschulen des 19. Jahrhunderts ausgingen. Die meisten der heute wirtschaftlich wichtigen und weltweit in gemäßigten Klimazonen angebauten Birnensorten haben ihre Ursprünge in dieser Epoche.

Birnen sind weniger anpassungsfähig an das Klima als Äpfel und ertragen Trockenheit schlecht. Birnen lieben sandig-tonigen Boden. Kalkhaltige Böden führen zu einem raschen Absterben und zu physiologischen Störungen (Chlorose, Wachstumsstörungen, steinige Früchte)Heute ist der Birnenanbau stark rückläufig. Beim grossflächigen Anbau gibt es sowohl biologische als auch wirtschaftliche Hürden. In Südtirol hatte die Birne in den siebziger Jahren mit rund 45’000 t (13% der gesamten Kernobstproduktion) noch einen wirtschaftlich sehr wichtigen Stellenwert. Heute spielt der Birnenanbau mit zirka 50 ha kaum mehr eine Rolle. Birnen als Strassenbaum, in Mitteleuropa bis ins 20. Jahrhundert hinein durchaus üblich, sieht man heute kaum mehr.

Anbau

Birnen sind Fremdbefruchter, brauchen also eine diploide Befruchtersorte. Werden Birnen nicht ausreichend befruchtet (überwiegend Insektenbestäubung), können embryolose Früchte entstehen (parthenokarpe oder Jungfernfrüchte). Bei vielen Sorten setzt die Blüte bereits vor der Apfelblüte ein. Daher sind Birnen frostempfindlicher als Äpfel.

Nutzung

Tafelbirnen enthalten durchschnittlich ca. 55 Kalorien pro 100g, Viamine A, C, E, Folsäure,Kalium, Kalzium und Magnesium. Der Kaliumgehalt fördert die Entwässerung im menschlichen Körper. Der Rohfasergehalt der Birne ist fast doppelt so hoch wie der des Apfels.
Die Körnigkeit mancher Birnensorten sind durch Steinzellen bedingt.

Eignung

Birnen sind von allen Obstarten besonders verträglich, da sie wenig Säure besitzen. nach der Ernte bei Pflückreife werden Birnen nach zwei bis drei tagen Lagerung bei Zimmertemperatur die Genussreife.

Verarbeitung und Produkte

Da sehr druckempfndlich, müssen Birnen von Hand gepflückt werden.

Kulturtechnik

Da Birnen, insbesondere Tafelbirnen eine geringe Lagerfähigkeit besitzen, wurden im 19. Jahrhundert mehrere Sorten, die zu unterschiedlichen Zeiten reifen, an einen Baum gepfropft, dem Mehrsortenbaum.

Brauchtum

Die Germanen verehrten Birnbäume als Symbol für Kraft und Alter.
Im Mittelalter dienten die Zweige des Birnbaumes zum Vertreiben von Hexen.

Sonstiges

Tantalos Qualen: Als Strafe für seine Untaten zu Lebzeiten wurde Tantalos in der Unterwelt vor einem Birnbaum angekettet. Immer wenn Tantalos hungrig seine Arme nach den Früchten ausstreckte, zog der Baum seine Äste unerreichbar zurück.
Fontane "Freiherr von Ribbeck zu Ribbeck im Havelland": Freiherr von Ribbeck liess sich Birnensamen in sein Totenhemd geben, damit auf seinem Grab ein Birnbaum wachsen und die Dorfkinder davon naschen konnten. Angeblich war es die "Römische Schmalzbirne" bzw. "Melanthonbirne", die auf seinem Grab wuchs.

Literatur

Petzold, H. Birnensorten (1989). Melsungen, ISBN 3-7888-0567-6
Kellerhals, M. et al: Obstsorten (2003), Landwirtschaftliche Lehrmittelzentrale Zollokofen, ISBN 3-906679063
Szalatnay, David et al (2011): Früchte, Beeren, Nüsse; Die Vielfalt der Sorten – 800 Proträts
REINHOLD STAINER (2000): Südtirol: Grösstes geschlossenes Obstbaugebiet im Herzen Europas. In: Schweizer Zeitschrift für Obst- und Weinbau (SZOW) Nr. 26/00, S. 695-699

Links

Staatl. Erhaltungsorganisationen

http://www.kob-bavendorf.de
http://www.laimburg.com

Nichtstaatl. Erhaltungsorganisationen

www.arche-noah.at
www.fructus.ch/index.html
www.retropomme.ch
www.arboretum.ch
www.rhytop.ch
http://www.capriascambiente.ch/
https://www.prospecierara.ch/de/obst/obst
http://pomologen-verein.de