Beschreibung

Waldviertler Graumohn bildet eine Pfahlwurzel und einen aufrechten, im oberen Teil verzweigten, teilweise borstig behaarten und etwa 50 - 150 cm langen Stengel. Die Laubblätter sind länglich-eiförmig, stiellos bis stengelumfassend, unregelmäßig gekerbt oder gesägt und teilweise blaugrün bereift. Die zuletzt aufrechtstehende Knospe nimmt bis zum Tag vor dem Aufblühen eine nickende Stellung ein.

Allgemeines und Geschichte

Waldviertler Graumohn - auch Zwettler Mohn - ist eine alte Landsorte.
Waldviertler Graumohn dürfte durch die Klöster ins Waldviertel gekommen sein, da die Mönche seit dem frühen Mittelalter Gartenmohn kultivierten um daraus Heilmittel gegen Schmerzen und Schlaflosigkeit herzustellen. Ein Beweis dafür ist das älteste Urbar des Stiftes Zwettl, das Urbar des Abtes Ebro von 1280.

Verbreitungsgebiet einst und jetzt

Waldviertel, Niederösterreich

Anbau

Mohn braucht einen unkrautarmen, humosen Boden und ein nicht zu raues Klima. Die Aussaat erfolgt im März/April mit geeigneten Sähmaschinen, auf kleineren Flächen mit der Säflasche . Die Saatmenge pro Hektar beträgt ca. 700 Gramm. Sehr langsam verläuft die Jugendentwicklung und erfordert eine aufmerksame Organisation der Pflegearbeit.
Rund 70 bis 90 Tage nach der Aussaat beginnt die beeindruckende Mohnblüte. Je nach Anbaugebiet blühen die Mohnfelder von Ende Juni bis Mitte Juli. Die einzelne Blüte ist nur ein bis zwei Tage geöffnet, Staubbeutel und Kronblätter fallen oft schon am Erblühtag wieder ab. Mohnblüten enthalten keinen Nektar und duften nicht, sind aber zur Freude von Bienen und anderen Artgenossen reich an Pollen.
Im August ist der Mohn reif. Die Kapseln haben sich braun verfärbt und die grauen Samen sind bereit herausgeschüttelt zu werden. Bei diesem Mohn handelt es sich um Schüttmohn, der sehr sorgfältig und zum richtigen Zeitpunkt geerntet werden muss, damit die Samen nicht vorzeitig verbreitet werden. Mit adaptierten Mähdreschern wird der Mohn geerntet, nur fallweise erfolgt noch eine Ernte per Hand.
Bis zu 1000kg Samen können von einem Hektar gewonnen werden. Die Mohnsamen werden anschließend in den Anlagen des Waldlandhofes bei Bedarf getrocknet und jedenfalls gereinigt und für den Verkauf bzw. die Weiterverarbeitung vorbereitet.

Nutzung

Waldviertler Graumohn g.U. (geschützte Ursprungsbezeichnung)
Gequetschter Mohn eignet sich ideal zur Weiterverarbeitung und kann im Kühlschrank zwei Wochen gelagert werden, tiefgekühlt mindestens ein halbes Jahr. Durch den hohen Fettgehalt bleibt der Mohn rieselfähig und kann jederzeit bequem entnommen werden.

Eignung

Waldviertler Graumohn hat einen durchschnittlichen Ölgehalt von 43,4 - 48,4%. Ungesättigte Fettsäuren = 85%, Höchster Linolsäuregehalt aller Speiseöle.
Dieser ist um 2 - 3% höher als beim ausländischen Blaumohn. Der Waldviertler Graumohn hat durch seinen hohen Ölgehalt einen milden nußartigen Geschmack.

Verarbeitung und Produkte

Graumohn-Eierlikör, Graumohn-Holler, Graumohn-Schokolade, Graumohn-Honig,

Kulturtechnik

Die sehr kleinen Mohnsamen können, wenn per Hand gesäät wird, mit einer Säflasche ideal ausgebracht werden.

Brauchtum

Mohn ist eine Ölfrucht, welche richtig zerquetscht werden muss. Das war früher die Aufgabe der Kinder – und alles andere als beliebt. Die Kinder mussten den Stößel in den hölzernen Mohnmörser, „Nabi“ genannt, fallen lassen, bis der Mohn fein genug gemahlen war.
Das Waldviertler Mohnjahr beginnt immer am 17. März mit einer Dorfmesse. Am Karfreitag wird traditionell ausgesät. Im Sommer geht’s dann beim Mohnblütensonntag rund. Und im Herbst, am dritten Sonntag im September, feiert man Erntedank beim großen Mohnkirtag.

Literatur

Kunz J. (1945). Der Mohn. In: Der Erfolgreiche Pflanzer – wir Schweizer als Selbstversorger. Olten

Links

Nichtstaatl. Erhaltungsorganisationen

www.arche-noah.at