Beschreibung

Wildheuen ist im gesamten Alpenraum gebräuchlich. Die Schweiz ist Spritzenreiter hinsichtlich der Wildheugewinnung. Wildheu wird meist von Flächen gewonnen, die zu steil oder aus anderen Gründen für das Vieh nicht zugänglich sind. Diese Wiesen, meist über 1500m über dem Meeresspiegel, werden auch Planggen genannt.
Der Abtransport erfolgt wenn möglich über eigens installierte Heu-Seile. Die meist über fünfzig Kilogramm schweren «Burdenen» oder «Pinggel» (Bündel) sausen an einem Haken unter weitherum hörbaren Zischgeräuschen mit bis zu hundert Stundenkilometern talwärts.

Als im ausgehenden Mittelalter (ab ca. 1660) die Gotthardroute den Zugang zum norditalienischen Markt ermöglichte, wurde die Milchviehwirtschaft auf Kosten der Ackerbauwirtschaft besonders in der Innerschweiz stark ausgebaut. Milchprodukte wie Hartkäse waren in der Lombardei sehr gefragt. Mittellose Kleinbauern begannen mit ihren Familien in die "Wildi" zu gehen und das Heu zu ernten und im Tal zu verkaufen. Da bis heute mit der Sense gemäht wird, dürfen Dengelhammer und Dengelstock zum Nachschleifen nicht fehlen. Das Heu wurde für den Transport in Netzen aus Hanf oder grosse Tüchern geschlagen.

Der Zugang zu den Wildheuwiesen war streng geregelt und wurde meist verlost (1. August: Zirknen im Kanton Schwyz). Ein "Sensenkrieg" konnte dort ausbrechen, wo an einem bestimmten Termin im August die amtliche Freigabe zur Mahd und damit das Auszeichnen durch kleine gemähte Flächen des jeweiligen Anwärters für die Heuwiese begann. Streit gab es besonders auf begehrteren Flächen.

Das heute in der Schweiz subventionierte Wildheuen ist ein wichtiger Erosions- und Lawinenschutz: Werden die Hanglagen nicht genäht, ordnen sich die langen Grashalme in Fallrichtung, also nach unten durch Regen und Schnee an Boden an. Dadurch wird eine nach unten gerichtete Gleitebene geschaffen, die Lawinen und Erosion fördert.

Literatur

Urs Oskar Keller (2010): Die letzten Wildheuer. In: "natürlich leben" 9/2010, S.42-45

Links

Quellen

Erich Langjahr (2006): Das Erbe der Bergler
Ein Wildheuerfilm
Schweiz 2006. 35mm, 1:1.66, Dolby SR, Farbe, 97 min.