Beschreibung

Von Maulbeerbäumen existieren 2 Arten: weisse (Morula alba) und schwarze (Morula nigra) Maulbeeren. Zur Unterscheidung ist jedoch nicht unbedingt die Farbe der Beeren ausschlaggebend, da auch Sorten von weissen Maulbeerbäumen violette bis schwarze Früchte tragen können. Dafür bilden die Blätter ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal. Im Falle des Weissen Maulbeerbaumes sind diese auf der Oberseite glatt, leicht glänzend und nur die Blattnerven auf der Unterseite sind behaart. Die Blätter des Schwarzen Maulbeerbaumes (Morus nigra) sind hingegen etwas ledrig und auch auf der Oberseite leicht behaart.

Allgemeines und Geschichte

In China wurde die weisse Maulbeere bereits seit 3400 v. Christus für die Seidenherstellung kultiviert und gelangte im 12. Jahrhundert nach Südeuropa. Hugenotten und Waldenser brachten im 17. Jahrhundert den Maulbeeranbau zusammen mit den Raupen des Seidenspinners oder Maulbeerspinners zur Seidenproduktion nach Deutschland. Im 3. Reich wurde erneut eine Seidenproduktion in Deutschland versucht, die jedoch durch die Entwicklung der Kunstseide für Fallschirme wieder eingestellt wurde. Auch Maulberrbäume für den Fruchtanbau sind nach dem 2. Weltkrieg in Deutschland kaum mehr anzufinden. Die Beeren des Schwarzen Maulbeerbaumes erinnern in Aussehen und Geschmack an Brombeeren und können sowohl roh als auch gekocht verzehrt werden. Der schwarze Maulbeerbaum kam schon in der Antike aus Persien nach Europa und wurde von den Griechen zum Färben des Weins verwendet, während die Römer die Bäume als Sitz der Weisheit verehrten und deren Verbreitung vorantrieben.

Verbreitungsgebiet einst und jetzt

Weisse Maulbeeren wurden im 18. und 19. Jahrhundert in fast allen Schweizer Kantonen angebaut, um die Seidenindustrie als Wirtschaftszweig zu etablieren. Jedoch machten hartnäckige Raupenseuchen sowie die Erfindung von Kunstseide und billigen Kunststoffen wie Nylon und Perlon, diese Bestrebungen bald zunichte und die Maulbeeren gerieten in Vergessenheit. Einem Aufruf von ProSpecieRara (Schweiz) zufolge wurden im Jahr 2012 schweizweit 420 Bäume gemeldet. Der heutige Anbau, bzw. die Rettung der Kultur in der Schweiz wird v.a. durch ProSpecieRara als auch durch Swiss Silk unterstützt.

Anbau

Schwarze Maulbeerbäume bevorzugen einen warmen, sonnigen und geschützten Standort, idealerweise dem Weinbauklima vergleichbar. Weisse Maulbeeren gedeihen hingegen oft auch an etwas raueren Standorten, bedürfen aber in höheren Lagen eines geschützten Platzes, bzw. in jungen Jahren eines zusätzlichen Winterschutzes. Die Blüten sind spätfrostgefährdet. Die Böden sollten vorzugsweise leicht, nicht zu nährstoffreich und kalkhaltig sein (keine Staunässe!). Der Pflanzabstand hängt von der gewünschten Baumgrösse ab und bewegt sich zwischen 3 Metern (geschnittene Kleinbäume) und 10 Metern (nicht geschnittener Baum).

Nutzung

Das Laub der weissen Maulbeere wird für die Raupenzucht des Maulbeerspinners in der Seidenherstellung benötigt. Laut Swiss Silk werden für 1 kg Seide ca. 180 kg Blätter (und 5000 Raupen, bzw. deren Kokons) benötigt.
Die Früchte der schwarzen Maulbeere können zur Sirup- und Konfitüreherstellung verwendet oder roh verzehrt werden.

Eignung

Die Früchte sind reich an Fructose und Glucose, an gerbstofen, organischen Säuren, Mineralsalzen und Vitaminen. Der Inhaltsstoff Scopoletin reguliert den Blutdruck.Der hohe Eisengehalt der schwarzen Maulbeere hilft bei Eisenmangelanämie.
1-Deoxynojirimycin (DNJ) hat eine nachgewiesene Wirkung bei Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit).
Die Blätter (der weissen Maulbeere) können auch zu Tee verarbeitet werden.
Maulbeeren lassen sich wegen ihrer guten Schnittverträglichkeit auch als Hecke ziehen.

Verarbeitung und Produkte

Da die Blätter des weissen Maulbeerbaumes essentiell für die Raupenzucht des Maulbeerspinners sind, kann Seide indirekt als Verabeitungsprodukt dieser Pflanzenart angegeben werden. Die dunklen Beeren des schwarzen Maulbeerbaumes können zu Sirup und Konfitüre eingekocht oder roh verzehrt werden.
Der intensiv rote Saft wird als natürlicher Farbstoff bei der Weinherstellung und in der Süßwarenindustrie eingesetzt.

Kulturtechnik

Die Bäume der schwarzen Maulbeere können bis zu 10 m, die der Weißen Maulbeere bis zu 16 m hoch werden. Für die Futterproduktion des Maulbeerspinners wird der Baum aber in geeigneter Form geschnitten, beispielsweise in Niederstammm oder Strauchform. Ein Rückschnitt der Bäume kann jeweils vor dem Austrieb erfolgen.

Brauchtum

Bei den Griechen galt die Maulbeere als Symbol der Klugheit, weil sie ihre Knospen erst entfaltet, wenn die Frostgefahr gering ist.

Links

Staatl. Erhaltungsorganisationen

http://www.kob-bavendorf.de/

Nichtstaatl. Erhaltungsorganisationen

https://www.prospecierara.ch/
https://www.arche-noah.at
SALAGON Musée Conservatiore Ethnologique de la Haute-Provence