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Beschreibung

Das Martinssingen ist eine alte Tradition, der viele Gläubige bis heute nachgehen: Am Martinstag ziehen Kinder mit bunten Laternen umher und singen Lieder zur Ehren Martin Luthers uns Sankt Martins. Auf welches geschichtliches oder biblisches Ereignis der Martinstag zurückgeht, ist umstritten:
Martinssingen zu Ehren Santk Martins
Der geschichtliche Ursprung des Martinssingens ist nicht ganz eindeutig. Die bekannteste Überlieferung bezieht sich auf den römischen Soldaten und späteren Bischof Martin von Tours. An einem kalten Wintertag soll er einem armen, unbekleideten Mann begegnet sein, mit dem er - in einem Akt der Barmherzigkeit - seinen Mantel teilte. Bis heute wird er in der katholischen Kirche als Heiliger verehrt. Sein Namenstag fällt auf den 11. November, an dem auch das katholische Martinssingen stattfindet.
Martinisingen zu Ehren Martin Luthers
In der protestantischen Kirche, überwiegend in der lutherischen Glaubensrichtung, hat sich hingegen die Bezeichnung Martinisingen durchgesetzt. Dieses findet traditionell einen Tag früher, am 10. November, dem Geburtstag des Reformators Martin Luther statt. Sowohl das Martinssingen als auch das Martinisingen haben das Bettelmotiv gemein. Bei den Protestanten geht dieses auf die Bettelmönche zurück. Die meisten evangelischen Lieder, die am Martinstag gesungen werden, beziehen sich aber auf die Verehrung Martin Luthers.
Gabensammeln am Martinstag
Eine dritte Möglichkeit, den Ursprung des Martinssingens zu erklären, bezieht sich auf den historischen Brauch, singend von Tür zu Tür zu ziehen und um Gaben zu bitten. Traditionell wurden die Landarbeiter und das Personal am 10. November aus dem Dienst entlassen. Die kalte Jahreszeit mussten sie nun ohne eigenes Einkommen überstehen. Um ihnen zu helfen, bettelten die Kinder bei Bauern und wohlhabenden Nachbarn um Lebensmittel. Dabei trugen sie aus Rüben oder Kürbissen geschnitzte Laternen und gaben gereimte Sprüche oder Lieder zum Besten.

Das Martinssingen oder Martinisingen ist noch heute in vielen Regionen gang und gäbe. Heute basteln die Kinder ihre Laternen aus Papier, um singend um Stutenkerle, Pfeffernüsse, Bonbons und Obst zu bitten.

Literatur

Martin Happ: Alte und neue Bilder vom heiligen Martin. Brauchtum und Gebrauch seit dem 19. Jahrhundert (= Kölner Veröffentlichungen zur Religionsgeschichte. Band 37). Böhlau Verlag, Köln-Weimar-Berlin 2006, ISBN 978-3-412-05706-0, besonders S. 350–358

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