Beschreibung

Die Stiefelgeiss ist die Schweizer Ziegenrasse mit der grössten Farbvariabilität. Es werden zwei Typen unterschieden, der "Schwarzstiefel" und der "Braunstiefel". Beide Typen kommen als dunkle, helle oder silbergraue Farbschläge vor. Passend zu ihren Stiefeln weisen sie eine dunkle Gesichtszeichnung um Augen, Nasenrücken und Ohren auf. Jede Stiefelgeiss ist behornt.
Typisch für die Stiefelgeissen sind die langen Grannenhaare auf dem Rücken (Mänteli) und an den Hinterbeinen (Hösli). Die Böcke sind oft stärker behaart als die Geissen und kommen häufiger im Farbschlag Silbergrau vor.
Die Stiefelgeiss ist eine robuste, lebhafte und genügsame Gebirgsziegenrasse, die für eine extensive Haltung unter schwierigen topographischen und klimatischen Bedingungen, vor allem im Berggebiet, gut geeignet ist.

Allgemeines und Geschichte

Die Stiefelgeiss wurde ursprünglich im St. Galler Oberland und in den angrenzenden Gebieten gehalten. Nach der Rassenbereinigung im Jahr 1938 hielten ihr nur noch wenige Züchter die Treue. Die letzte reinrassige Herde aus Quinten am Walensee und ein paar Einzeltiere aus den umliegenden Tälern konnten von ProSpecieRara im 1983 gerettet werden. Aus diesen 27 weiblichen und 7 männlichen Stammtieren wurde der heutige Bestand aufgebaut. Dieser wuchs in den ersten zehn Jahren der Herdebuchzucht in der Ostschweiz auf 250 Tiere an. Nach und nach begannen sich auch Halter aus dem Schweizer Mittelland und dem Jura für die genügsame Gebirgsziege zu interessieren.
Im Jahre 1993 wurde der Stiefelgeissen-Züchterverein Schweiz SGS gegründet, der die Verantwortung für die Stiefelgeiss übernahm. Seit 1997 ist der SGS Mitglied des Züchterverbandes für seltene Nutztierrassen ZV SNR.

Verbreitungsgebiet einst und jetzt

Die Ursprungsverbreitung liegt im St. Galler Oberland (Walensee – Flums – Weisstannental – Taminatal) und den angrenzenden Gebieten. Heute gibt es in der ganzen Schweiz Züchter, die an der Rassenerhaltung aktiv mitarbeiten.

Nutzung

Als robuste und genügsame Ziegenrasse eignet sich die Stiefelgeiss ausgezeichnet für das Berggebiet und wird oft als "Landschaftspflegerinnen" an schwer zugänglichen Orten, auf Alpen oder in Naturschutzgebieten eingesetzt. Sie ist ein landwirtschaftliches Nutztier, das meistens als Mutterziege zur Produktion von Fleisch oder Fellen, selten zur Milchproduktion genutzt wird. Einige Stiefelgeissen werden auch zu reinen Hobbyzwecken gehalten.

Zuchtziele

- Robustheit, Geländegängigkeit, Gesundheit, frei von Erbfehlern
- Gute Fruchtbarkeit
- Gute Aufzuchteigenschaften und ausreichende Milchproduktion
- Hohe Lebensdauer
- Gute Mastfähigkeit, rasche Gewichtszunahme

Verarbeitung und Produkte

Die Produkte werden in Kleinmengen direkt vermarktet. Die Milch wird verkäst, das Fleisch als Herbstgitzi, Gitzipfeffer in Büchsen, Paté botté, Würste und Trockenfleisch angeboten. Felle und Hörner werden ebenfalls gehandelt.

Literatur

· ProSpecieRara: Nutztierkompass, Basel, 2012 (https://www.prospecierara.ch/de/shop/article/nutztierkompass)
· Brochure «Ressources zoogénétiques de l’agriculture suisse», 20.09.2021, Office Fédéral de l'Agriculture, OFAG

Links

Nichtstaatl. Erhaltungsorganisationen

· Stiefelgeissen-Züchterverein Schweiz (SGS), Präsidentin, Kathi Märki, Warth, CH-9651 Ennetbühl, Tel. +41 (0)71 930 06 05, www.stiefelgeiss.ch, kathi.maerki@swild.ch
· ProSpecieRara, Unter Brüglingen 6, 4052 Basel, Telefon +41 (0) 61 545 99 11, www.prospecierara.ch, info@prospeciarara.ch, ProSpecieRara