Die Kartoffel, ein Nachtschattengewächs, ist in Südamerika von den Anden bis Peru beheimatet. Die ältesten Funde stammen aus der Zeit zwischen dem 8. und 1. Jahrhundert v. Chr. aus Peru. Die Indios bauten zahlreiche kultivierte Landsorten in Mischkultur mit Reismelde, Kurbissen, Mais und anderen Früchten an. Als die Spanier im 16. Jahrhundert Peru und Chile eroberten, schickten sie eine Mustersendung landwirtschaftlicher indianischer Produkte an den spanischen Hof. Nachdem die Kartoffel von den Spaniern 1555 nach Europa gebracht worden war, wurde sie in botanischen Gärten und in Klöstern angebaut. Ausserdem kam die Kartoffel um 1590 nach England. Ohne die Kartoffel als einfach anzubauender Energie- und Stärkelieferant wäre die Industrialisierung kaum möglich gewesen. In europäischen Gelehrtenkreisen war sie während des 16. Jahrhunderts sehr bekannt und wurde in vielen Alpenregionen seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts angebaut. Im 19. Jahrhundert war sie im gesamten Alpenraum bekannt. Der Kartoffelanbau war im Gebirge wichtiger als im Flachland.
Deutschland
Im 17. Jahrhundert kam die Kartoffel nach Deutschland. Die Bauern in Preussen waren gegen den Anbau, weil sie ihnen nicht schmeckte. Daher wurde vom preussischen König Friedrich II. ein Gesetz erlassen, welches den Anbau der Kartoffeln anordnete. Um den Anbau der Kartoffel zu fördern, bediente sich Friedrich II einer List: Er liess Felder mit Kartoffeln von Soldaten bewachen. ,,Was bewacht wird, muss wertvoll sein”, sagten sich die Bauern. Als die Soldaten deshalb nachts so taten, als ob sie schliefen, stahlen sich die Bauern einige Kartoffeln aus dem Acker und stellten fest, dass sie ja doch ganz gut schmeckte.
Als im 19. Jahrhundert die Grossstädte entstanden, war die Kartoffel ein wichtiges Volksnahrungsmittel besonders für die arme Bevölkerung.
Österreich
In Österreich wurde die Kartoffel im Jahr 1620 bekannt. Der Erdäpfelpfarrer Johann Eberhard Jungblut baute die Kartoffel, die er aus seiner luxemburgischen Heimat mitgebracht hatte, im nördlichen Weinviertel an. Kaiserin Maria Theresia verpflichtete die Bauern, Kartoffeln anzubauen, die sie als Lösung gegen Hungersnöte ansah. Ihre Durchbruch erreichte die Kartoffel im bayerischen Erbfolgekrieg zwischen Preussen und Osterreich1778 / 1779. Der Krieg wurde unter dem Namen ,,Kartoffelkrieg” bekannt, denn die verfeindeten Armeen raubten sich gegenseitig die Verpflegung. Damit setzte sich die Kartoffel als Grundnahrungsmittel in Europa durch. Heute wird die Kartoffel weltweit angebaut.
Schweiz
lm 17.Jahrhundert war die Kartoffel in der Schweiz als Topfpflanze bekannt, jedoch nicht als Nahrungspflanze. Ein Grund für die zögerliche Akzeptanz waren sicherlich die schlechten Erfahrungen mit dem Solaningehalt unreifer Kartoffeln. Solaninvergiftungen kamen oft vor, vor allem in Form eines ,,schweren Magens” und Übelkeit. Eine Dosis von 400 mg Solanin kann tödlich sein. Frühe Kartoffelsorten weisen zudem einen höheren Solaningehalt auf als modernere Sorten. lm 18. Jahrhundert hatte die Kartoffel grosse Bedeutung und wurde im landesweit akzeptiert. Besonders seit der Hungersnot 1816/1817 wurde die Kartoffel fester Bestandteil der Feld- und Hausgärten. Die Kartoffel ersetzte teilweise den Erbsen- und Bohnenanbau. lm 19. Jahrhundert lösten chilenische Kartoffelvarietäten die peruanischen ab, weil sie sich als ertragreicher erwiesen. Alle modernen Kartoffelsorten stammen von chilenischen Varietäten ab. Das 20. Jahrhundert war durch moderne ausländische Sorten charakterisiert. Zunehmend wurde die Züchtung aber auch von privaten Züchtern übernommen.
Literatur
• Agrarmarkt Austria Marketing GesmbH (ohne Datum). Die Kartoffel in Österreich.
• Bartha-Pichler, Brigitte; Zuber, Markus (2002): Haferwurzel und Feuerbohne: Alte Gemüsesorten- neu entdeckt.
• Hillebrand, Thomas (2013). Keine Industrialisierung ohne Knolle: Wie unsere Kartoffel den Fortschritt befeuert hat in Wirtschafts Woche.
• Mathieu, Jon (2001): Geschichte der Alpen 1500 – 1900: Umwelt, Entwicklung, Gesellschaft. 2. Aufl. Wien: Böhlau Verlag Ges. m.b.h. und Co. KG.
• Midsorf, Hans (ohne Datum): Wie kam die Kartoffel nach Deutschland? in Weg.
• Schilperoord, Peer. (2014). Kulturpflanzen in der Schweiz: Kartoffel. Verein für alpine Kulturpflanzen.
• Wikipedia. (2016). Maria Theresia.