Dinkel. Quelle P. SchilperoordDer mitteleuropäische Dinkel stammt nicht wie der nah verwandte Weizen aus Süd-West Asien. Er ist nicht, wie man erwarten könnte, mit Einkorn, Emmer und Weizen aus dem nahen Osten nach Mitteleuropa gekommen. Der Dinkel ist um 2’300 vor Christus in Mitteleuropa aus einer Kreuzung von Weizen mit Emmer entstanden. Diese Kreuzung haben mehrere Forscher experimentell durchgeführt. Aus ihr geht eine ganze Reihe von Formen hervor, sie reichen vom Dinkel bis zum Nacktweizen. Dinkel ist ein ursprünglich gewordener Weizen. Ursprünglich, weil der Dinkel, wie die Wildgräser und der Emmer, die Körner so fest umschliesst, dass sie beim Dreschen nicht freigegeben werden. Die Ähre zerfällt in Bruchstücke, diese Bruchstücke mit den Körnern nennt man Vesen oder Fäsen.
Der Dinkel tritt recht unvermittelt und in grösseren Mengen ab 2’300 vor Christus auf. Mehrere Jahrtausende nachdem der Weizen die Schweiz erreichte hatte. Die ältesten Dinkelreste der Schweiz wurden in der Nähe von Neuchâtel in einer Siedlung der Glockenbecherkultur in Cortaillod / Sur les Rochettes-est gefunden. Bis dahin waren Einkorn, Emmer und Gerste die vorherrschenden Getreidearten, in geringerem Umfang wurden Nacktweizen nachgewiesen. In der Bronze- und Eisenzeit sind Dinkel und Emmer dann die häufigsten Getreidearten des Voralpenlandes. Die Menschen der Prähistorie haben die Dinkelformen gezielt ausgelesen. Für sie war der Dinkel wichtiger als der Brotweizen und das blieb er für gewisse Regionen bis weit in das 19. Jahrhundert hinein.

DWeizen, Dinkel, Emmer. Quelle P. SchilperoordDinkel heisst auch Korn oder Spelt. Die Bezeichnung Korn wurde früher für die vorherrschende Getreideart verwendet. Dinkel ist anspruchsloser als der Weizen. Er verträgt reichliche Niederschläge. Der Weizen verträgt nasse Äcker weniger gut als Dinkel und Niederschläge während der Ernte führen beim Weizen schneller zum Auswuchs. Der Weizen hat den Dinkel in den klimatisch günstigeren Gegenden des Alpenraums verdrängt. Der Dinkel ist, wie der Spelzhafer, Spelzgerste, ein Getreide das die Körner fest mit Spelzen einhüllt. Beim Dinkel sind es die Hüllspelzen, die äussersten Spelzen, die das ganze Ährchen umschliessen, diese sind hart und ledrig. Jede Vese enthält 2-3 Körner. Der Weizen bildet pro Ährchen 4-5 Körner aus und darauf beruht sein grösseres Ertragspotenzial. Dinkelkörner sind relativ gross, länglich und meistens glasig. Ursprünglich gab es sowohl unbegrannte als begrannte Dinkelsorten. Die Grannen der begrannten Sorten sind so sperrig, dass sie die Siebe der Dreschmaschinen verstopften. Deswegen werden keine begrannte Sorten mehr angebaut. Wie beim Weizen gab es sowohl Winter- als Sommerformen. Heute wird praktisch nur Winterdinkel angebaut. Dinkel ist etwas aromatischer als Weizen, die Teige etwas weicher.

Literatur
Miedaner, Thomas (2014): Kulturpflanzen: Botanik — Geschichte — Perspektiven. Berlin Heidelberg: Springer-Verlag. ISBN: 364255292-2
Miedaner, Thomas; Longin, Friedrich (2012): Unterschätzte Getreidearten. Einkorn, Emmer, Dinkel & Co. 1., neue Ausg. Clenze: Agrimedia. ISBN: 978-3-86263-079-0
Schilperoord, Peer (2013) : Kulturpflanzen in der Schweiz – Dinkel. Alvaneu Dorf: Verein für alpine Kulturpflanzen. ISBN 978-3-9524176-0-7
Schilperoord, Peer und Heistinger, Andrea (2011): Literaturstudie alpine Kulturpflanzen Vs. 5.1.
Zohary, Daniel; Hopf, Maria; Weiss, Ehud (2012): Domestication of plants in the Old World. The origin and spread of domesticated plants in Southwest Asia, Europe, and the Mediterranean Basin. 4. Aufl. Oxford: Oxford University Press. ISBN: 978-0199549061