Bénichon
Beschreibung
Das Fest der Bénichon, das in ganz Freiburg gefeiert wird, bezieht sich ursprünglich auf den Jahrestag der Einsegnung der Kirche. Sein französischer Name ist religiösen Ursprungs und leitet sich vom lateinischen Wort „benedictio“ - die Segnung - ab. Im Laufe der Zeit hat sich die Bénichon jedoch zu einem grossen weltlichen Fest mit familiären und dörflichen Dimensionen entwickelt. Die liturgische Tradition wurde verdrängt und die Bénichon wurde zum Synonym für üppige Familienessen und Volksfeste.
Die Speisekarte ist zwar nicht streng kodifiziert, so dass sich viele kulinarische Varianten entwickeln können, aber es gibt einige Konstanten, die man hervorheben kann. Zum Frühstück oder zum Aperitif wird zunächst eine Cuchaule (Briochebrot mit Safran) mit süß-saurem Senf serviert. Das üppige Essen besteht aus mehreren Fleischgerichten, wobei der Knochenschinken (jambon à l'os) oder geräucherte Schinken (jambon fumé à la borne) zweifellos der unverzichtbare Star ist. Dazu kommen in der Regel ein oder mehrere Gerichte mit Hammel- oder Lammfleisch, wie z. B. eine Lammkeule oder ein Traubenragout mit Kartoffelpüree und karamellisierten Botzi-Birnen. Es kommt auch vor, dass ein Siedfleisch mit Brühe auf Menüs zu finden ist. Der Nachtisch besteht schliesslich aus Baisers, die mit Doppelrahm serviert werden, sowie aus speziellen Süssigkeiten (Croquets, Bricelets, Anisbrot usw.), von denen es viele verschiedene Varianten gibt.
Früher kam das Gemüse (Kohl, Karotten, rote Karotten, Bohnen...) aus dem Familiengarten, das Schwein, welches man den ganzen Sommer über gemästet hatte, wurde im Herbst geschlachtet, und man räucherte Wurst und Schinken selbst. Auch ein Schaf wurde für den Anlass gezüchtet.
Die Bénichon war früher umso wichtiger, da sie eines der wenigen weltlichen Feste im Kanton Freiburg war, die Bénichon war lange Zeit mit dem Tanz verbunden. Trotz ihrer religiösen Ursprünge folgte auf diese Feier nämlich traditionell ein weltlicher Festteil, der sehr alt zu sein scheint, denn die erste bekannte Erwähnung findet sich in einer Verordnung des Freiburger Rates vom 23. September 1443, in der von Störungen berichtet wird, die von Landstreichern bei den „benissions“ verursacht wurden.
Die Bénichon wird heute in einem breiten kalendarischen Spektrum praktiziert. So wird die erste Bénichon in Broc sogar mit dem Karneval gefeiert, während die letzte am 31. Dezember in dem kleinen Dorf St. Silvester stattfindet. Im September markiert die Chilbi in den Dörfern das Ende der Feldarbeit; die Chilbi im Oktober und in den Bergregionen die Rückkehr der Herden nach der Sömmerung. Anlässlich des Bénichon-Montags wurde übrigens traditionell der Senner bezahlt, der den Sommer mit den Herden auf der Alm verbracht hatte. Seit 1899 betrifft diese „Berg“-Chilbi vor allem das Greyerzerland und einige Dörfer im Saanebezirk - wie Treyvaux, Le Mouret, Arconciel, Senèdes und Ependes - und im Sensebezirk - wie Bösingen, Giffers und Tentlingen.
Die Freiburger Bénichon ist aufgrund ihrer Art und ihrer Entwicklung eine einzigartige Veranstaltung, aber sie ist in ihrem Prinzip nicht isoliert. Der Ursprung des jurassischen Saint-Martin ist ähnlich wie der der Bénichon: dem weltlichen Fest, das sich anlässlich der Kirchweihtage entwickelte, ein einheitliches Datum aufzwingen. Heute hallt auch das Essen am Martinstag dem der Chilbi nach.
Literatur
Romanens Anne Philipona, Steinauer Jean, Bénichon, Liste des traditions vivantes en Suisse, juin 2018, www.lebendige-traditionen.ch
Quellen
Romanens Anne Philipona, Steinauer Jean, Bénichon, Liste des traditions vivantes en Suisse, juin 2018, www.lebendige-traditionen.ch