Beschreibung

Je nach Klimaregion und Tradition sind verschiedene Techniken der Krautvermehrung, vor allem der Überwinterung, überliefert. Nachfolgend wird die Technik der Überwinterung von ganzen Köpfen beschrieben.

Im ersten Jahr ist es günstig, die Pflanzen eher spät (Anfang bis Mitte Juni) auszusäen. Vor dem Winter werden die für die Vermehrung ausgewählten sortentypischen, gesunden und nicht aufgeplatzten Köpfe mit Strunk und Wurzeln aus der Erde gezogen. Sie sollten nicht voll oder gar überreif, sondern eher klein und kompakt sein. Die äußeren Blätter werden entfernt und nur die kopfbildenden Blätter belassen. Die Köpfe sollten nicht regennass eingelagert werden um Fäulnisbildung zu vermeiden. Anschließend müssen die Krautköpfe gesund über den Winter gebracht werden: dies ist die schwierigste Phase der Vermehrung. Wurzeln und Herz der Pflanze dürfen weder vertrocknen, noch verfaulen. Im Idealfall trocknen die äußeren Blätter des Kopfes pergamentpapierartig ein.

In Regionen mit starker Frost und hoher Luftfeuchtigkeit empfiehlt sich die Überwinterung auf Dachböden. Die Temperatur sollte nicht über längere Zeit unter -0° C fallen (kurzfristig ertragen Kohlköpfe bis zu -5° C). Allerdings sollte sie längerfristig auch nicht über +5° C steigen. Denn höhere Temperaturen können einen zu frühen Blühimpuls auslösen.

In Regionen mit starker Frost, aber niedriger Luftfeuchtigkeit wird häufig im Erdkeller überwintert. Die Köpfe werden mit Strunk und Wurzeln im Keller auf den Boden gestellt und an die Wand gelehnt. Die Pflanzen können auch kopfüber aufgehängt werden. Zur Vermeidung von Infektionen gilt: der Krautkopf sollte nicht am Boden aufliegen und die einzelnen Köpfe sollten sich nicht berühren. Die Pflanzen werden in regelmäßigen Zeitabständen kontrolliert. Blätter mit Grauschimmel-Befall werden entfernt, tiefer gehende Infektionen mit einem scharfen Messer ausgeschnitten und die Wunden mit Tierkohle oder Holzasche desinfiziert.

Gegen Ende des Winters entstehen die ersten Blütentriebe. Die größten und keimkräftigsten Samen gedeihen an den Mitteltrieben, die sich durch das dichtgeschichtete Blattwerk oft nur schwer einen Weg ins Freie bahnen können. Daher sollte man den Kopf – am besten zwischen Ende Januar und Anfang Februar – kreuzweise ("Kreuzschnitt") einschneiden.

Von Mitte März bis Anfang April werden die Krautköpfe wieder ins Freie gesetzt. Man kann sie vorher auch topfen, an einem hellen, kühlen Platz antreiben lassen und vorsichtig abhärten. Die Pflanzen so eingraben, dass der Kopf fest am Boden aufsitzt, und ausreichend gießen. Optimaler Pflanzabstand: 60 x 60 cm. Die Samenträger werden sehr schwer und müssen gestützt werden.

Kraut ist ein Fremdbefruchter und selbstunverträglich; von Einzelpflanzen kann kein brauchbares Saatgut gewonnen werden. Daher sollten mehrere Samenträger gepflanzt werden. Optimal sind 10-15 Pflanzen.
Kohlgewächse werden in erster Linie von Insekten bestäubt: Honigbienen, Schwebfliegen und Stubenfliegen. Alle Vertreter der Art Brassica oleracea (z. B. auch Kohlrabi, Brokkoli und Wirsing) können sich daher leicht verkreuzen.
Gut befruchtete Krautpflanzen können tausende Samenkörner ausbilden; und die Keimfähigkeit bleibt 4-5 Jahre lang ausreichend hoch.

Die Samen sind erntereif, wenn die Schoten sich gelbbraun verfärben (meist Anfang Juli bis Anfang August). In einem Tuch an einen warmen, trockenen Ort zum Nachreifen aufhängen (nicht direkt in der Sonne). Wenn die Schoten zwischen den Fingern leicht brechen, drischt man sie in einem Tuch mit einem Dreschflegel auf einer weichen Unterlage aus.

Literatur

Heistinger, Andrea. Arche Noah, Pro Specie Rara. Handbuch Samengärtnerei. 2003. Löwenzahn Verlag

Links

Quellen

- Arche Noah Magazin 07/2007
- Heistinger, Andrea. Arche Noah, Pro Specie Rara. Handbuch Samengärtnerei