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Beschreibung

Schneiteln, das gezielte Schneiden von Bäumen zur Gewinnung von Futterlaub
oder Streue, war bis vor gut einem Jahrhundert in ganz Europa verbreitet, eine ausgesprochen vielfältige, auf die jeweilige Baumart angepasste, intensive Bewirtschaftungsweise, die einiges an Fachwissen und handwerklichem Geschick erforderte. Laubschneitelbäume etwa zog man aus Platzgründen auf den Stamm, damit genug Platz für die Heugewinnung oder zum Ackerbau blieb. Die Bäume wurden so erzogen, dass sie das Laub auf mehreren Etagen erzeugten, zuweilen wurden Seitenäste so erzogen, dass sie als Leiter fungierten, die sich um den Stamm nach oben zog. Verwendet wurden praktisch alle Laubholzarten. Für eine gute, gleichmässige Qualität entscheidend beim Schneiteln waren der regelmässige Schnitt im Rhythmus von ein bis zwei Jahren und das Schneiden an stets derselben Stelle, um einen gleichmässigen Austrieb zu erreichen. Die deutlich grösseren Blätter der neu austreibenden Schösslinge waren beim Vieh besonders begehrt. Die Ruten wurden dem Vieh entweder grün verfüttert oder getrocknet, zuweilen auch fermentiert, um sie geniessbar zu machen. Manchmal wurde das Laub auch gekocht oder zumindest gebrüht. Das gekochte Laub wurde meist an Schweine verfüttert, während das fermentierte den Widerkäuern verfüttert wurde. Geschneitelt wurden vor allem im Alpenraum auch Nadelbäume, vor allem zur Nutzung als Streue. In strengen Wintern, wenn das Futter knapp war, wurden die Nadeln auch unters Futter gemischt.

Literatur

Michael Machatschek, Futterlaub- und Futterreisigbewirtschaftung, Reminiszenzen an eine undokumentierte Baumkultur in Der Alm- und Bergbauer 2002, Ausgaben 4 und 5
Brockmann-Jerosch, H.: Futterlaubbäume und Speiselaubbäume; Berichte der Schweizerischen Botanischen Gesellschaft = Bulletin de la Société Botanique Suisse, Band 46 (1936)

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