Beschreibung

Die Trockenlegung des Grossen Moos im Zuge der Juragewässerkorrektion

Einleitung
Man sagt, dass gerade diese Weite des Grossen-Moos von jeher den Seeländer in seiner Art und in seinem Wesen geprägt hat und prägt.
Ich möchte vor die Zustände, die vor der ersten Juragewässerkorrektion geherrscht haben beleuchten; denn gerade aus der Geschichte wird oftmals erst ein Verstehen der Gegenwart möglich.

Die Entstehung des Grossen Moos
In der letzten Eiszeit reichte der Rhonegletscher bis in das Gebiet von Solothurn.
Als vor ungefähr 15000 /10000 Jahren das Eis schmolz, bildete die Endmoräne bei Wangen einen natürlichen Staudamm und der 100 km lange und 15 km breite Jurasee entstand, nicht zu verwechseln mit dem viel früheren Jurameer, das vor der Entstehung des Juras also vor ca. 180 Millionen Jahre dieses Gebiet bedeckte.
Durch Erosion und den Wasserdruck durchbrachen die Wassermassen diesen Damm und der Wasserstand der drei Juraseen wurde vor allem durch den Emmenschuttkegel stabilisiert.
Durch die anschliessenden Klimaschwankungen und die ständigen Veränderungen der Seeniveaus bildeten sich ein grosses Sumpf- und Ueberschwemmungsgebiet wo die heutigen Torfschichten und mineralischen Ablagerungen entstanden.
Die unterschiedlichen Bodenarten prägen auch heute das Grosse Moos und können auf kürzeste Distanz verschieden sein. Dies konnte ich persönlich bei den verschiedenen Arbeiten im Rahmen der Flurgenossenschaft, aber auch beim Bau der Transitgasleitung Ruswil-Altavilla, wo ich den Freiburgerabschnitt, eben die Strecke durchs Moos, als Land- und Rechts-Beauftragter betreute, beobachten.
Bis zur La Tène Zeit vor rund 2500 Jahren floss die Aare in den Murtensee, diese Tiefen und Mäander, also die alten Flussschleifen sind noch heute sichtbar und nicht zuletzt sind die neu angelegten Biotope in solchen alten Aareläufen angelegt. Ein typisches Beispiel haben wir in der Krümmi.
Seit Ende des 16. Jahrhunderts sind in allen Chroniken Berichte und Klagen über Ueberschwemmungen und Verwüstungen vermerkt. So schon 1651, 1789, 1801. Vor allem die Unglücksjahre 1816, 1831 und 1851 die im Seeland einmal mehr Armut und Krankheiten verbreiteten, müssen wohl als Initialzündung und Idee einer Juragewässerkorrektion gelten.

Doch vorerst wie es im Moos zu und herging, als dieses noch Sumpfgebiet und Niemandsland war.
Im Mittelalter vergaben die Zähringer als Staathalter des Kaisers das Land an die Grafen von Nidau, Aarberg, Erlach und an die Stadt Murten. Es waren aber keine Grenzen festgelegt. Als die Grafengeschlechter nichts mehr zu sagen hatten oder ausgestorben waren, ging das Moos in den Besitz der Kantone Bern, Freiburg und Neuenburg über, aber immer noch ohne Grenzziehung.
An der Nutzung die es trotz allem im Moos gab waren vor allem die anliegenden Dörfer interessiert. Mit der Zeit sind diese Moosgemeinden, immer noch ohne jeglichen Grenzen als berechtigte Nutzer des Mooses hervorgegangen, ähnlich wie in andern Orten die gemeinsam genutzten Allmenden. Aber auch für eine minimale Nutzung brauchte es Karrwege und zum Teil so weit als möglich auch Entwässerungsgräben.
Diesen Unterhalt leisteten die Dörfer aus Eigeninteressen. So entstand durch diese freiwillige Unterhaltspflicht und Schaffung einer gewissen Infrastruktur, wie man heute sagen würde, aber auch ein Gewohnheitsrecht zur Nutzung.
Diese Moosgemeinden, eine neuenburgische, 24 bernische und die 13 freiburgischen: Murten, Muntelier, Galmiz, Kerzers, Ried, Agriswil Fräschels, Büchslen, Burg, Altavilla, Merlach, Unter- und Oberwistenlach, hatten das Recht im ganzen Gebiet des grossen Mooses ungeachtet jeglicher Grenzen, die es ja faktisch gar nicht gab, zu holen was ihnen diente und ihr Vieh zu weiden wo sie es für gut befanden.
Zum Heumähen im Moos, gab es in den verschiedenen Dörfern Richtlinien oder Reglemente, so durften zum Beispiel in Kerzers pro Haushalt eine Person sechs Tage nach Johanni und sechs Tage nach Laurenti mähen; Witwen, Waisen und Kranke durften dazu einen Taglöhner anstellen.
Ab 1575 bis 1597 stritten sich die beiden Stände Bern und Freiburg immer wieder über die Kantonsgrenze im Moos; fast drei Jahrhunderte gab es nur zwei Fixpunkte, das Fonderlin bei Fräschels und der Fehlbaum an der Bruch also La Sauge an der Broye. Um aber auf diesen
12 km noch ein Markpunkt zu haben wird von einer eichener Sül berichtet die im Münschemiermoos stand.
1601 distanzierte sich Bern aber wieder von dieser Moosgrenze und behauptete im Vertragstext sei ein Irrtum, den Freiburg ausgenützt habe; die Grenzmarch sei nicht bei der Wirtschaft im Fählbaum sondern in Sugiez weil dort auch ein Fählbaum sei, und mit dem Ausgang der Bruch sei der Ausgang der Broye aus dem Murtensee und nicht der Ausgang in den Neuenburgersee gemeint.
Zwecks einer Besitzstandsregelung führten Bern und Freiburg 1617 eine Begehung im Moos durch um eine Grenze festzulegen; sie einigten sich darauf auf den scheinbar schon 1582 massgebenden Pinizgraben. Murten behauptete daraufhin einen für sie günstiger gelegenen Graben trage diesen Namen und musste wegen diesem Betrugsversuch die Kosten tragen.
1645 mit dem Bau des Bernerkanals kam das Thema wieder aufs Tapet, zwar ohne definitive Lösung.
Nach der Zuteilung des Murtenbiets zu Freiburg 1803 dauerte es noch bis zum 2.Juli 1836 wo nach einer erneuten Verhandlung die heutige Kantonsgrenze festgelegt wurde und es ist mehr oder weniger die Linie, die der Kanton Freiburg schon 1645 vorgeschlagen hatte!
Zum Bernerkanal:
Der Bernerkanal führte von Aarberg nach Siselen, Finsterhennen und Treiten bei der Kanalmühle durch, daher der Name über Münschemier und mündete ungefähr beim Einfluss des heutigen Hauptkanals in die Broye. Ein gewifter hollänischer Wasserfachmann leitete die Arbeiten, die am 19. August 1645 begonnen wurden und am 18. Mai 1646 liess Jakob Emens das erste Wasser durchlaufen.
Drei Monate später, im August fuhr der „Thuner Hans“ mit einem Schiff , sieben Ziegen und einem Fass den Kanal hinunter und im September fuhr das erste Schiff mit 30 Fässer Salz den Kanal aufwärts nach Aarberg. Der Kanal war aber nur bis 1670 in Betrieb.

Vor allem mit der Grafschaft Erlach und insbesondere mit Münschemier lagen die Dörfer des Murtenbiets wegen des Weidgangs und dem Mähen öfters im Streit.
Die Chroniken überliefern neben Streit und Händel, die zwischen den Dörfern gang und gäbe waren und meistens vor dem Schultheiss zur Schlichtung endeten von veritablen Mooskriegen.

1640 hatten Kerzerser in der Nähe von Münschemier gemäht.
Darauf mähten die Münschemierer jenseits des damals existierenden schon einmal erwähnten Pinitzgrabens, der scheinbar als eine Art Markung galt gegen das Wistenlach. Die Wistenlacher griffen darauf die heuenden Müntschemierer an und verletzen einen Peter Löffel und Hans Ballimann so schwer, das diese starben.
Ein Abmachungsbrief von 1675 brachte auch keine Lösung;
Im Sommer 1699 mähten Kerzerser, Oberrieder und Agriswiler in der Krümmi vor Müntschemier. In der Krümmi, wo heute das Biotop ist, war scheinbar gutes Heugras, und weil in Dorfnähe das gehätschelte Kind von Müntschemier.
Die Müntschemierer baten um Abhilfe, der Landvogt von Erlach schickte seinen Meyer, den Statthalter und Weibel mit zwei weiteren beeideten Personen in die Krümmi um zu schlichten. Bevor diese dort eingetroffen waren kam es aber zwischen den beiden Parteien zum Zusammenstoos. Rund 150 Mann der drei freiburger Gemeinden stürmten mit eisenbeschlagenen und hölzernen Heugabeln bewaffnet auf etwa 50 Müntschemierer um „dreinzuhauen, dreinzuschlagen und dreinzustechen., bis das Blut nur so rann und verursachten böse Verwundungen.“
Danach richtete der bernische Landvogt Otth eine inständige Bitte an die Regierung Vorkehrungen zu treffen, damit Müntschemier endlich zu seinem so ersehnten Frieden komme.
Wie erwähnt, der damalige Zustand führte natürlich immer wieder zu Streitigkeiten und die Dörfer versuchten deshalb in alleinigen Besitz von dorfnahen Moosteilen zu gelangen.
Sie bestürmten und bedrängten ihre Regierungen ihnen sogenannte Einschläge zuzuteilen, für die sie allerdings einen Bodenzins abgeben mussten, anderseits beklagten sie sich, wenn dies bei andern Dörfern geschah und baten die Obrigkeit diese Zuteilung wieder aufzuheben.
Die Einschläge wurden durch das Ausheben von Gräben und durch Einzäunungen gekennzeichnet; so das diese Einschläge nicht mehr der Allgemeinheit der Moosnutzer zur Verfügung standen.
Für den allgemeinen Weidgang waren vom Dorf ein Vieh- resp. ein Gänsehirt angestellt; nur die Pferde konnten frei, ohne Hirt weiden. Verlaufene oder verirrte Tiere wurden von den andern Dorfschaften gepfändet und mussten herausgelöst werden. Für ein Pferd war der Pfänderlohn 3 Batzen.
Uebrigens, als ich in den fünfziger Jahren zur Schule ging, gab es hier in Kerzers noch den Hühnerpfänder ich glaube es war „Rotjaggeli Kobi“, der verirrte Hühner heimscheuchte und dann Pfänderlohn kassierte.
Als den einzelnen Dörfern ihre Einschläge zugestanden wurden entbrannte 1793 ein Streit zwischen Kerzers und Fräschels mit den bernischen Nachbargemeinden Gurbrü, Wileroltigen und Golaten.
Dies Dörfer hatten neu durch Ausheben der Gräben ihre Einschläge von 160 Jucharten markierten.
Bei den Feierlichkeiten des Aufzuges des Schultheissen von Gotterau ... Fräschelschronik seite 109 “ Eine Begebenheit...war eine
Dieser Mooskrieg hatte ein gerichtliches Nachspiel . Die Sieger im Moos unterlagen vor Gericht und mussten Bussen und Entschädigungen bezahlen. Ein Niklaus Gutknecht aus Kerzers wurde verbannt und wanderte nach Mümpelgard aus! (Monbéliard, also Frankreich)

Trotz allen Streitigkeiten wehrten sich die Moosgemeinden gegen eine generelle Aufteilung des Mooses und ebenso standen sie dem Gedanken einer grossangelegten Entwässerung negativ gegenüber.

Am 3. und am 17.Mai 1817 erteilte Kerzers dem Oberamtmann auf diesbezügliche Anfragen abschlägigen Bescheid. Man erhoffte sich nichts Gutes von einem Tieferlegen des Wasserspiegels und vor einer Teilung des Mooses aber vor allem scheute man die hohe Kosten.
Es dauerte noch bis 1870 wo eine Aufteilung mit mehr oder weniger Unzufriedenheiten der einzelnen Dörfern vollzogen wurde.
Nicht zuletzt oder eben wegen der Kostenverteilung der Juragewässerkorrektion konnten nun die bis anhin verworrenen Eigentums- und Nutzungsverhältnisse geordnet werden.
Das Moos wurde den Gemeinden und auch Privaten zugeteilt und vermarktet.
Kaum war dies geschehen verkauften aber einzelne Gemeinden recht ansehnliche Flächen weiter, um die Schulden zu tilgen und den Kosten für JGK und Binnenkorrektion zu entgehen. So haben laut Löffel in der Müntschemierchronik die Einwohner- und Burgergemeinde Münschemier innert zehn Jahren rund vierhundert Jucharten Moosland verkauft, ohne dass es der Bürgergemeinde gelungen wäre die Schulden gegenüber der JGK restlos abzutragen.
Aber auch die Rieder Chronik berichtet , das 1874 das Land, ein respektables Stück wovon dem Seeufer entlang 13 Jucharten aufgeforstet werden sollten und am „Weg dem See nach“ lag, dies war die damalige Bezeichnung der heutigen Strasse Galmiz –Sugiez für 3000 Fr. an eine Privatperson in Murten verkauft wurde.
1885 beschlossen die Rieder luftseitig der Strasse Müntschemier-Kerzers 68 Jucharten für 50.- Fr. pro Jucharte zu verkaufen.
Nun nach diesen Landverkäufen nach der JGK zu dieser selbst.
Die Juragewässerkorrektion nach dem Vorbild der Kanderkorrektion und der Linthkorrektion geplant, hatte bis zur Realisierung einen langen Weg . Dr. Johann Rudolf Schneider von Meienried, der in Nidau als Arzt tätig war, veröffentlichte schon 1835 seine Gespräche über die Ueberschwemmungen im Seeland um seine Idee in breite Volkskreise zu tragen.
1839 wurde dazu eine Aktiengesellschaft gegründet und 1842 legte der erfahrene Wasserbauer Dr. Richard La Nicca ein ausführliches, wohldurchdachtes Projekt vor.
Die Finanzierung von ca. 12 Millionen Franken war keine einfache Sache und schreckte viele ab.
Selbst als der Bund 1867 5 Mio Fr. Subventionen bewilligte, blieben den Kantonen und Gemeinden noch grosse Lasten zu tragen.
Die erste Juragewässerkorrektion
Die Arbeiten , die Ableitung der Aare durch den Hagneckkanal direkt in den Bielersee, das Kernstück der Korrektion. Die Begradigung der Zihl und der Broye und die Abflusssteigerung aus dem Bielersee durch den Bau des Nidau –Bürenkanals mit vorerst einem einfachen Regulierwehr in Nidau.
Der Seespiegel der drei Juraseen sank in der Folge um 2,5 Meter und seither ist die St. Petersinsel im Bielersee mit Erlach durch den Heidenweg verbunden.
Die JGK hatte die Voraussetzung zur Entsupfung des Mooses geschaffen. Nun musste aber das Moos im Innern entwässert werden. Die dazu nötige Binnenkorrektion wurde im Rahmen der JGK vollzogen und hatte die Aufgabe die Kanäle zu bauen zu unterhalten; freiburgerseits der Neugraben , die Biebera und der Galmizkanal. Diese Binnenkorrektion existiert noch heute und funktioniert recht gut, ist verantwortlich für den Unterhalt und das Mähen der Kanäle und neu auch des Erligrabens.


Für die lokale Entsumpfung waren die Gemeinden in ihren Gebieten zuständig.
Durch Gräben, später Drainagen vorerst mit Holzkänel, dann mit Tonröhren konnten sie die von der Binnenkorrektion geschaffenen Voraussetzungen nutzen. Einerseits geschah dies durch z`Gmeinwärch oder wie in Kerzers durch die „Grebeler“, Bauern die im Winter im Auftrag der Gemeinde die Gräben unterhielten und putzten.
Doch statt Freude über das gelungene Werk machte sich, Enttäuschung und Aerger über die hohen Kosten, aber vor allem Missmut und Niedergeschlagenheit über den geringeren Ertrag im jetzt zwar nun einigermassen trockenen Moos breit.
Es dauerte noch Jahre , ja Jahrzehnte bis die Moosbauern gelernt hatten, wie der neue Boden bearbeitet werden musste, das es Thomasmehl und Kainit brauchte, weil in diesem Boden das Kali und Phosphor fehlte.
Just in dieser Zeit wurden dann auch die meisten Landwirtschaftlichen Genossenschaften gegründet, die dann Saatgut aber vor allem Schlacke und Kalisalz offen in Eisenbahnwagen einkauften und die Bauern dann selber in Jutesäcke abfüllten.
Vorbild war allen voran Witzwil, später Bellechasse und die Culture maraicher die nachmalige SGG.
Pionier in Kerzers war aber auch Pfarrer Schaffner, der nicht nur am Kreuzberg Spargeln pflanzte und Pferdehandel betrieb, sonder von der Gemeinde Ried Moosland pachtete .
Unter anderem auch das Stück Moos im Kerzersmoos luftseitig der Eisenbahnlinie und biesenseite der Strasse bis zum Graben neben dem ersten Bürgertheil.
Später trat dann Pfarrer Schaffner dieses Pachtland an die Culture also spätere SGG ab.
Ebenso tritt in den Protokollen als Pionier Herr Poudret, Direktor der Konservenfabrik in Kerzers und späterem Hauptaktionär der Cultures maraîchères auf, es ist der Mann, der die spätere Villa Keller auf dem Lindenhubel erbaut hat und am Gummenweg mit einem tiefen noch heute bestehenden Brunnen Wasser für seine Konservenfabrik suchte. Die Fassung wurde dann in den Weiermatten gemacht und ist noch heute in Betrieb.
Nach und nach stellte sich durch die Bemühungen der Bauern der Erfolg ein und man begann an geeigneten Stellen das Mattland aufzubrechen, zu ackerieren. Dabei führte wiederum Witzwil mit ihrem Dampfpflug und die SGG eine Vorreiterrolle.
Oftmals wurden die damals bescheidenen Pflüge kaputtgemacht weil sie an schwarzen Mooreichen hängenblieben, die zuerst mühsam ausgegraben werden musste.
Später in den vierziger und fünfziger Jahren versuchte Witzwil den Boden mit dem Kehricht der Stadt Bern zu verbessern, was zuerst scheinbar funktionierte, wurde aber zu einem Misserfolg, weil der Boden nach und nach mit Scherben und andern unabbaubare en Stoffen verseucht wurde.
Nebst dem bescheidenen Landwirtschaftlichen Ertrag wurden aber auch Turben ausgebeutet, die vor allem in den ärmeren Moosgemeinden ohne grosse Waldflächen einen zusätzlichen Brennstoff abgaben.
In den dorfnahen Moosgärten und anderen geeigneten Gebieten in Kerzers vor allem in den Vormoostheilen wurde nach und nach Gemüse und auch Kartoffeln angepflanzt, diese hatten aber als Mööser nicht den besten Ruf.
Ich mag mich noch erinnern als das bei uns im Vormoos also links und rechts der Moosstrasse nach Müntschemier (die von einer Reihe von Sarbäumen, Pappelen gesäumt war) alles z `Wasem war.
So konnte die Musikgesellschaft nach dem Heuet anstelle eines Mattenfestes einen Flugtag abhalten und die Doppeldecker hatten ohne Aufwand eine lange Rasenpiste zur Verfügung. Nach und nach wurde aber überall im Moos aufgebrochen und ackeriert.
In Aufzeichnungen von meinem Vater ist vermerkt das er in der 5 Radwenge den Vormoosteil 1956 zum ersten mal aufgebrochen hat.
Im Sommer konnte es vorkommen, das im Vormoos oder im Turbenmoos die Erde , also die Torfschicht brannte.
Solche Brände wurden meist durch Unvorsichtigkeit beim Unkraut verbrennen oder wenn ein Brämenkessel ausgeleert wurde hervorgerufen. Brämechesel, ja das ist ein blechener Kessel in dem man ein Feuer unterhielt und möglichst einen starken, giftigen Rauch produzierte um die Bremsen von den Pferden fernzuhalten.
Mit diese verstärkte ackerbauliche Bewirtschaftung mussten die Drainagen zunehmend erneuert werden, die alte eingefallene Holzkäneldrainagen werden nun durch neue Tonröhrendrainagen ersetzt, und nach und nach wurden auch alte Gräben, die ihren Dienst nicht mehr erfüllten eingedeckt; zum Teil waren diese auch nur noch sumpfige Rinnsale.
Diese intensivere Bewirtschaftung brachte durch das pflügen und eggen mehr Luft in den Boden und bewirkte dadurch ein schnelleres oxidieren oder verbrennen der obersten Torfschichten die bearbeitet wurden. Das ist ein natürlicher Vorgang, der eintritt, wenn Sauerstof zum Torf gelangt, primär also wenn entwässert wird.
Durch diesen natürlichen Torfabbau einerseits und die Torfsackung durch den Wasserentzug senkte sich das Bodenniveau und es trat wieder eine Vernässung ein.
Dies war ab den 1950 er Jahren der Fall. In den noch nicht ganz 100 Jahren seit der JGK hatte sich das Moos zum Teil bis 2,5 Meter abgesenkt, in etwa also um das, wo die Seespiegel in der 1. JGK gesenkt wurden. Je nach Bodenart mehr oder weniger; am augenfälligsten war diese Absenkung an den Betonfundamenten der Hochspannungsmasten sichtbar und natürlich auch bei den Strassen, die bald auf einem kleinen Damm waren.
Die zweite Juragewässerkorrektion
Aber schon 1939 wurde das Regulierwehr und die Schleuse in Port in Betrieb genommen, eigentlich war dies der erste Schritt zur zweiten Juragewässerkorrektion.

Als Kernstücke wurde der Broye- und Ziehl- und Nidau-Bürelkanal verbreitert und vertieft, nebst eben einer neuen Abflussregelung beim Wehr in Port.
Im Zusammenhang dieser zweiten JGK zugunsten des Mooses, des Seelandes wurde auch das Kraftwerk und Regulierwehr Flumenthal erstellt und unterhalb von Solothurn der sogenannte Emmenkegel entfernt und der Aarelauf verbreitert. Diese zweite Juragewässerkorrektion, die übrigens neue Erkenntnisse über die frühere Besiedlung rund um das Moos lieferte, weil viele ärchologische Funde bis 1973 zu Tag kamen. Diese zweite Juragewässerkorrektion dauerte von 1962
Zur gleichen Zeit etwa entwickelte sich der Gemüsebau und die Landwirtschaft im Grossen Moos stark. Das Grosse Moos wurde zum grössten zusammenhängenden Gemüsegarten der Schweiz.
Die Mechanisierung der Landwirtschaft setzte sprunghaft ein und damit verbunden tauchten weitere Hindernisse auf. Die schmalen, kleinen Parzellen, durch die in unserer Gegend früher üblichen Realteilung entstandenen Hosenträger und im Moos vor allem auch die unförmigen, oft mit vielen Abkehrungen, von alten Gräben und schlechten Wegen durchzogenen Abteilungen erschwerten die Bewirtschaftung zunehmend.
Güterzusammenlegungen und Meliorationen drängten sich richtiggehend auf.
Aber was in den 60er Jahren voll Elan und Unternehmergeist angegangen wurde, war mühsam, langwierig und dauerte in Kerzers eine ganze Bauerngeneration.
Als Beispiel für die vielen Güterzusammenlegungen im Seeland und im Moos möchte ich auf das Werk Kerzers eingehen, eine grosse langwierige Zusammenlegung, das ich recht hautnah zuerst als Schüler der von Grangeneuve, später als Vorstandsmitglied, Grundeigentümer und zuletzt als Präsident erlebte. Nach einer kurzen Vorgeschichte möchte ich vor allem die Arbeiten und speziellen Probleme im Moos beleuchten.
Vor allem der damalige Oberamtmann Fritz Herren und Direktor Max Rensch von Bellchasse warben und unterstützten weitsichtige Bauern um die Güterzusammenlegungen im Seebezirk in Angriff zu nehmen. In Kerzers stimmten 533 Grundeigentümer mit einer Fläche von 852 ha gegen 57 Grundeigentümer mit einer Fläche von139 ha dem Projekt zu. Also über 90% !
Am 24. April 1962 war die Gründungsversammlung, wer hätte damals gedacht, das dieses Werk bis 1996 dauern würde. Die Gesamtkosten beliefen sich auf rund 22,5 Mio Fr.
Davon mussten die Grundeigentümer einen knappen Drittel rund 6 Mio. Fr, selber bezahlen.
Ich versuchte zusammenzustellen,wie die Seeländer den Unbillen des Mooses, des Wassers und der Naturgewalten getrotzt und die Zukunft immer gemeistert haben.
Unsere Nachfahren werden dies sicher auch können, und werden aus ihrer Sicht das Richtige tun, damit weitere Generationen am Moos Freude haben werden.

Für uns, die wir nun in der Vergangenheit des Mooses geschnuppert haben, wäre es interessant zu wissen wie es
„Bi üs im Moos“
in hundert, in tausend oder tausenden von Jahren aussehen wird.....
ist ja auch egal!
Freuen wir uns am Heute, an unserem wunderschönen Grossen Moos.

Ueli Johner-Etter, Kerzers

Quellen:
Kerzers, die Geschichte einer Dorfgemeinde F. Vollenweider
Fräschelschronik, Fritz Hurni
Riedchronik div. Autoren
Münschemierchronik Löffel
Mündliche Familienüberlieferungen

Literatur

Kerzers, die Geschichte einer Dorfgemeinde F. Vollenweider
Fräschelschronik, Fritz Hurni
Riedchronik div. Autoren
Münschemierchronik Löffel
Mündliche Familienüberlieferungen

Quellen

Text von Ueli Johner-Etter