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Beschreibung

Waale auch Waalwege oder Suonen sind bereits seit dem 12. Jahrhundert schriftlich als Gemeinschaftswerk der Bauern belegt. Es handelt sich um ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem durch Gräben. Der Waalmeister war zuständig für die Abwicklung der Vereinbarungen. Jeder Bauer hat Arbeitsleistung zu erbringen.
Kürzere felsige Hindernisse und quer verlaufende kleine Gräben werden mit Hilfe von Holzrinnen, sogenannten Kandeln, Lawaden oder Nueschen, überwunden. Karnillen oder Dolen sind mit Steinplatten und Erdreich abgedeckte unterirdische Waalabschnitte.
Das Wasser wird beim Wassern mit Hilfe von Schwellbrettern aus dem Tragwaal eventuell in kleinere Nebenkanäle, in die Pingger umgeleitet, die ihrerseits schmale Wiesenkanäle, Wurzelkanäle oder Ilzen genannt, speisen. Die Bewässerung leicht abschüssiger Wiesen und Felder erfolgt in einer Art Rieselverfahren, wobei mit Wasserblechen, Wasserbrettern oder Wasserhunden die Fließrichtung des Wassers in kurzen Abständen immer wieder neu einreguliert wird, so dass es überall auf dem Feld ausgebracht werden kann. Der jahrhundertelang mitgeführte Schwemmsand lagert sich neben den Ilzen ab und bildet in den Wiesen häufig niedere, lang gezogene Geländerücken, die Bichl oder Egger. Mancher Bauer legt sich bis zur nächsten Road (bis er wieder an die Reihe kommt) einen Wasservorrat in einem künstlichen Becken an, das Tschött oder Hilbe genannt wird. Tschött werden auch sehr große Reservebecken genannt, die heute Trockenperioden überbrücken helfen, in deren Folge sich die Wasserschüttung der angezapften Bäche vermindert.
Im Vinschgau mit nur ca. 500mm Niederschlag im Jahr wurden durch Waale aus höher gelegenen Tälern bis zu 1000m weit in den Vinschgau geleitet. Rohre aus Metall und Holz (Kandeln) dienten als Leitungen.
Der Waalweg diente der Bewirtschaftung und Kontrolle der Bewässerungskanäle.
Die Waalschelle, von einem Wasserrad angetrieben, diente dazu den gleichmässigen Fluss des Wassers anzuzeigen und ggf. Gegenstände aus den Kanälen zu entfernen. Seit Ende des 2. Weltkrieges wurden die Waale zunehmend durch Rohrleitungssysteme ersetzt.

Literatur

Berger, Friedl (1968): Das Sellraintal. Bevölkerung, Siedlung und Wirtschaft eines Hochgebirgstales, Universität Innsbruck
Bodini, Gianni (1993): Wege am Wasser. Südtiroler Waale. Ein Bildwanderführer durch eine untergehende Kultur.Tappeiner, Lana an der Etsch, ISBN 8870731596.
Bundi, Martin: Zur Geschichte der Flurbewässerung im rätischen Alpengebiet. Chur/CH, 2000.
Gall, Helmuth 1951): Über Winterbewässerung in Tirol. In: Österreichisch Wasserwirtschaft, 3. Jg. Heft 1, S. 12-15.
Hellbarth, Stefan (1993): Berieselungsanlagen in Tirol. Zeitschrift für Kulturtechnik und Landentwicklung, Vol. 34
Hellbarth, Stefan (2007): Historische Bewässerungsanlagen im Alpenraum. Land & Raum, Heft 3/2007
Jäger, Georg (2007): Waalhüter in Westtirol. Schwindelfreie und trittsichere Männer auf schmalen Steigen. In: Reimmichls Volkskalender 2007, S 118-123, 2007.
Menara, Hanspaul (2007): Südtiroler Waalwege. Ein Bildwanderbuch mit Waal-Lexikon. ISBN 978-8882662943.
Neulinger, Irmtraud (1945): Die künstliche Bewässerung im Oberen Inntal. Geographische Dissertation Universität Innsbruck
Schmid, Sonja (2001): Landwirtschaftliche Bodennutzung und Flurbewässerung in einem inneralpinen Trockengebiet. Das Beispiel des Kaunerberghanges

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