Beschreibung

Projekt zur Rückzüchtung des Anfangs des 20. Jahrhunderts ausgestorbenen Tirolerhuhnes.

Allgemeines und Geschichte

Im Wissen darum, dass Rückzüchtungen wissenschaftlich mehr als umstritten sind, weil ausgestorbene Species oder Rassen nicht wirklich wieder "hergestellt" werden können, machten sich 2010 die Biologen Dr. Kurt Kußtatscher im Südtirol und Pavel Beco in der Schweiz an die Rückzüchtung des ausgestorbenen Tirolerhuhnes. Koordiniert wurde das Vorhaben vom Ethnozoographen Hans-Peter Grünenfelder, St.Gallen, der sich im Rahmen von ProSpecieRara aber auch privat über 30 Jahre lang der originalen Schläge der Appenzeller Spitzhauben angenommen hatte.
Beim Rückzüchtungsprogramm wurde die Verwandtschaft der Tirolerhühner mit den benachbarten Spitzhaubenhühnern genutzt (siehe Allgemeines: Spitzhauben-Hühner). Ausgesuchte Vertreter verschiedener Farbschläge der Appenzeller Spitzhauben wurden mit eben solchen Tieren der inzwischen äusserst seltenen Polverara-Hühnern verpaart. Der dazu notwendige Tieraustausch zwischen Italien und der Schweiz wurde von den zuständigen Ämtern bewilligt.

Die Rückzüchtung scheint geglückt und erfolgreich. Die neue Rasse wurde mit Dekret Nr. 19536 vom 1. Okt. 2014 durch das italienische Ministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten (Ministero delle Politiche Agricole, Alimentari e Forestali - MIPAAF) in die Liste der in Italien staatlich anerkannten Hühnerrassen aufgenommen.

Verbreitungsgebiet einst und jetzt

Die Rückzüchtung begann 2010 gleichzeitig im Südtirol und in der Ostschweiz. Heute sind die Neu-Tiroler auch in Österreich (Vorarlberg bis Salzburg) und in den benachbarten italienischen Provinzen Sondrio (Veltlin) und Trentino verbreitet

Nutzung

Liebhaberzucht mit Zweinutzungs-Anspruch
Im Gegensatz zu anderen Spitzhaubenhühnern ist es eher bedächtig, fliegt weniger und ist kaum nervös. Durch die fast vollständige Absenz von Aggressivität ist es auch gut für Kinder geeignet.

Haltung

Es wird Freilandhaltung verlangt.

Zuchtziele

• Rumpf: zylindrisch, mittellang und gut gerundet
• Kopf: nach vorne gebogene Spitzhaube und Federbart
• Haube bei Hähnen schmal und hoch, bei Hennen voller (breiter) und kleiner
• Hals: aufrecht; oft mit schwarzer Halskrause
• Kamm und Lappen: Kleiner V-förmiger Hörnerkamm; kleine rote Kehllappen; Ohrscheiben oval und weiss
• Schnabel: kräftig und leicht gebogen, von gräulicher bis blauschwarzer Farbe
• Augen: gross, hell und von rot-oranger bis brauner Farbe
• Flügel: werden dicht am Körper getragen
• Schwanz: voll besichelt, wird hoch getragen
• Läufe: mittellang, frei von Federn, blau bis schiefergrün
• Gewicht: Hahn ca. 2.0-2.4 kg, Henne 1.5-1,8 kg
• Eier: weiss bis cremefarben, Gewicht 52-64 gr
• Zuchtringgrössen: Hahn 18 mm, Henne 16 mm

Bei den Tirolerhühnern gab es verschiedene Farbschläge, wobei die schwarze Farbe vorherrschte. Bei den Neu-Tirolern herrscht ebenfalls die schwarze Farbe vor, aber es gibt auch diverse Farbvarianten. Von den Tierhaltern werden heute eher bunte Bauernhofmischungen gewünscht.

Leistung

Legeleistung: 160-200 Eier/Jahr.
Ei-Gewichte 52-58 gr

Brauchtum

Wie früher bei den alten Tirolerhühnern werden im Berggebiet vor allem Zuchtgruppen mit schwarzer Farbe eingesetzt, weil diese von Greifvögeln als Krähen gehalten und nicht angegriffen werden.

Links

Nichtstaatl. Erhaltungsorganisationen

Netzwerk Pro Patrimonio Montano (abgek. PatriMont), Schneebergstr. 17, CH-9000 St.Gallen