Neidstangen
Beschreibung
Auf Pfähle gesteckte Pferdeköpfe (Neidstangen) sollten Unheil verhindern und, am Haus befestigt, Ungeziefer ebenso wie Seuchen abhalten. Stilisierte Pferdeköpfe im hölzern Giebelkreuz galten als Feuerschutz.
Im Mittelalter wurden diese Pferdeköpfe dann vielerorts durch Menschenköpfe mit herausgestreckter Zunge, die sogenannten »Neidköpfe«, ersetzt. Die alte Wertschätzung der Pferde allerdings drückt sich heute noch im Hufeisen aus, als Teil des Pferdes (pars pro toto) erhofft man sich von diesen Glückssymbol Wohlstand.
Quitzmann, Anton (1860): "Aus dieser heidnischen Sitte deuten sich die baierischen Ortsnamen Thierhaupten , Rosshaupten bei Mitterfels, Bernhaupten bei Siegsdorf; der Rosskopferhof zu Mais in Tirol, und wenn in Thüringen ein Pferdehaupt ins Johannisfeuer geworfen wird, so spielt der Rosskopf in den Gebräuchen des Pfingstrittes in Niederbaiern eine Rolle. Grimm hat die niederdeutsche Sitte, geschnitzte Pferdeköpfe auf dem Giebel des Hauses anzubringen, hieher gezogen und deutet sie aus dem altheidnischen Zauberglauben. Diese gegen einander gerichteten Pferdeköpfe finden sich aber nicht bloss im romanischen Rätien, wie dort nach
Schreiber behauptet wird, sondern in Tirol, der Oberpfalz und ganz Baiern und haben meist aufgesperrte Rachen, so dass sie sich ganz von selbst an die Stellung des Rosskopfes auf der Neidstange reihen und (da die beiden Köpfe an den Windbern des Giebelfeldes gegeneinander angenagelt nach beiden Seiten sehen) gleichsam einen Zauber darstellen, der gegen jeden Feind des Hauses gekehrt ist."
Schwalbennester unterm Dach und Storchennester auf dem Dach hielten den Blitz ab. Gegen Hagel schützte die Wachtel mit ihrem Ruf: »Fürchte Gott, trau auf Gott!« Auch bestimmte Pflanzen hatten Schutzwirkung vor Blitz und Unwetter; so die blauen Blüten des Rittersporns, die Hauswurz, die Kornblume, und das Himmelfahrtsblümchen. Gegen Hexen schützte der vierblättrige Klee.«
Literatur
Helga Maria Wolf: Verschwundene Bräuche - das Buch der untergangenen Rituale. Mit Beiträgen von Sepp Forcher, Brandstätter Verlag 2015
Bandini, Ditte und Giovanni: Kleines Lexikon des Aberglaubens (2006)
Quellen
Helga Maria Wolf: Verschwundene Bräuche - das Buch der untergangenen Rituale. Mit Beiträgen von Sepp Forcher, Brandstätter Verlag 2015
Bandini, Ditte und Giovanni: Kleines Lexikon des Aberglaubens (2006)
Quitzmann, Anton, Dr.:Die heidnische Religion der Baiwaren, Wintersche Verlagshandlung (1860)