Beschreibung

Bei der Montafoner Pumpergerste handelt es sich um eine kompakte Sechszeilgerste die spezielle Eigenschaften für Höhenlagen aufweist. Aus der ursprünglichen Landsorte wurden Zuchtsorten selektiert.

Allgemeines und Geschichte

Die Kompakte oder dichtährige Sechszeilgerste war in den Prähistorischen Pfahlbaukulturen die vorherrschende Gerstenart. Sie wurde allmählich von zwei- und vierzeiligen Formen abgelöst. Braungart bemerkt 1901: "Jetzt weiß ich nur noch diese Lokalität im hintersten, höchstgelegenen Montavon des Landes Vorarlberg, wo sie ernstlich in Kultur steht. wo ich sie noch vor wenigen Jahren um Gaschurn und Parthenen in Hunderten von Feldstücken, sehr schön entwickelt, angetroffen habe."
Die Landsorte wurde in den 1930er Jahren von Erwin Mayr im Montafon gesammelt und in den 1950er Jahren an der "Landesanstalt für Pflanzenzucht und Samenprüfung in Rinn/Tirol" daraus die "verbesserte Pumpergerste" als Zuchtsorte entwickelt. Später wurde eine "mehltauresistente Pumpergerste" selektiert.

Verbreitungsgebiet einst und jetzt

Die Zuchtlinien dieser Sorte wurden in der zweiten Hälfte des 20. Jhds im Österreichischen Alpenraum verbreitet angebaut.
Im Montafon ist nach dem 2. Weltkrieg der Getreideanbau völlig erloschen. Dadurch ist im Herkunftsgebiet die Landsorte ausgestorben. An verschiedenen staatlichen Genbanken wurde die ursprüngliche Linie aber erhalten.

Anbau

Die Pumpergerste wird als Sommergetreide angebaut.

Nutzung

Im Hintersten Montafon wurde aufgrund der Höhenlage und der damit verbundenen kurzen Vegetationszeit überwiegend, zeitweise sogar ausschließlich Pumpergerste angebaut. Neben der Verwendung für typische Gerichte wie Gerstensuppe diente das Gerstenmehl daher auch zum Brotbacken und für alle anderen Bedürfnisse in der Küche. Das Stroh wurde verfüttert.

Eignung

Starke Bestockung, geringes Wärmebedürfnis, starkes Regenerationsvermögen.
Die Pumpergerste verträgt Schneefälle und Fröste bis zur Zeit des Ährenschiebens, ohne in der weiteren Entwicklung eingeschränkt zu werden oder zur Lagerfrucht zu neigen.
Auch bei schlechter Trocknung und Einbringung erreicht diese Sorte immer eine normale Keimfähigkeit. Sie ist die Gerste für alle extensiven und rauhesten Hochlagen mit niedrigen Bodentemperaturen im Frühjahr.

Kulturtechnik

Es gibt Bauern, die die Pumpergerste als Deckfrucht für Wieseneinsaaten anbauen, die Gerste vor dem Schossen mähen und verfüttern. Sie ernten dann von den nun aufwachsenden Pflanzen noch einen etwa 50%igen Kornertrag und die Untersaat entwickelt sich in dem schütteren Bestand vortrefflich.

Literatur

Erwin Mayr: Die Landesanstalt für Pflanzenzucht und Samenprüfung in Rinn, Universitätsverlag Wagner Innsbruck 1956, Schlern-Schriften Nr. 145
Bilgeri Benedikt: Getreidebau im Lande Vorarlberg : ein Beitrag zur Wirtschafts-, Siedlungs- und Stammesgeschichte. Dornbirn 1947.
Braungart Richard: Die Urheimat der Landwirtschaft aller indogermanischen Völker. Heidelberg 1912.

Staatl. Erhaltungsorganisationen

AGES, Pflanzengenetische Ressourcen, Wieningerstraße 8, A-4020 Linz, Tel. +43 (0) 50555-41200, Fax: +43 (0)50555-41119, e-mail: genetische.ressourcen@ages.at

Nichtstaatl. Erhaltungsorganisationen

Markus L. Stadelmann, www.stadelmann.biz