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Beschreibung

Das Spektrum der Erntehäufigkeit reichte im Alpenraum sowohl beim Grasland wie bei den Äckern von der sporadischen bis zur jährlich mehrmaligen Nutzung, war also sehr breit. In intensiven Zonen wurden Wiesen- und Ackerbau unterschiedlich kombiniert. Im kargen Berggebiet herrschte je nach Höhenlage Weide oder Wälder vor. Die Übergänge waren fliessend, was besonders bei der Bergheugewinnung und bei der Brandwirtschaft deutlich wird.
Abgesehen von Gipfelregionen, für die sich erst der Alpinismus es späten 18. und des 19. Jahrhunderts interessierte, dürfte es bereits zu Beginn der Neuzeit nur wenige ganz unberührte Landschaften gegeben haben. Zumindest erweisen sich Belege für die Erschliessung von Neuland bei näherer Betrachtung meist als Belege für den Übergang von extensiven zu intensiven Nutzungsformen.
Da sich viele davon auf breite, tiefliegende Flusstäler beziehen, ist anzunehmen, dass diese Zone ein überdurchschnittliches Agrarwachstum aufwies. Die Flusslandschaften konnten fast von Jahr zu Jahr eine andere Gestalt annehmen und wurden in der Regel sehr extensiv bewirtschaftet. Mittels behelfsmässiger Dämme und kleiner Kanäle, initiiert und ausgeführt von lokalen Bevölkerungen, kam es hier während der frühen Neuzeit fallweise zu spürbaren Nutzungssteigerungen. Im 18. und vor allem im 19. Jahrhundert begann die Epoche der grossräumig organisierten Flusskorrekturen und Meliorationen. Die Unternehmen erhielten nun einen geradezu programmatischen Charakter und wurden zunehmend von staatlichen Instanzen unterstützt und bestimmt. Im Einzelnen erfolgte die Umgestaltung der Talebene unter verschiedenen Bedingungen und zu verschiedenen Zeitpunkten, betraf aber schon vor 1900 alle grossen Flussläufe und „golfes de plaine“: Durance, Isère, Rhone, Rhein, Inn, Salzach, Enns, Mur, Drau, Tagliamento, Piave, Etsch, Adda Ticino, Bora Baltea u.a.m. Die Landwirtschaft konnte in diesen Gebieten von günstigen Klimabedingungen profitieren. Dazu mussten die nötigen Infrastrukturen allerdings nicht nur hergestellt, sondern auch unterhalten werden.

Literatur

J. Mathieu: Geschichte der Alpen 1500 - 1900 (1998)