Beschreibung

Mittelrahmiges Rind, tiefrumpfig, kräftiger Knochenbau, gut bemuskelt, Farbe variiert von dunkelbraun bis graubraun. Hornspitzen, Flotzmaul und Klauen dunkel pigmentiert, Flotzmaul hell umsäumt, Innenbehaarung der Ohren hell

Allgemeines und Geschichte

Das Braunvieh geht auf einen Rindertyp zurück, der 2000 – 800 v. Chr. aus dem Osten in den zentraleuropäischen Gebirgsraum gekommen ist und an den Alpenrandseen als sogenanntes Torf- oder Pfahlbaurind gehalten wurde. Die Zuchtarbeit begann vor etwa 600 Jahren in der Zentralschweiz. Es verbreitete sich schon früh in die östliche Hälfte der Schweiz und die angrenzenden Regionen. In Deutschland wird das Braunvieh vorwiegend im bayerischen und württembergischen Allgäu und im Südwesten von Oberbayern gehalten.
Im 19. Jahrhundert nahmen Auswanderer aus Österreich und der Schweiz Braunviehtiere mit nach Australien, Südafrika, Südamerika, Kanada und in die USA. Dort entwickelten sich zum Teil recht unterschiedliche Populationen.
Etwa 2/3 des Rinderbestandes im Allgäu wurde im 19. Jahrhundert ein Opfer der Rinderpest. Die Bestandsergänzung erfolgte bis in die 1950 er Jahre meistens aus dem Schweizer Zuchtgebiet. Das Zuchtziel änderte sich im Laufe der Zeit vom großrahmigen, seichten Milch-, Fleisch- und Arbeitstyp zum mittelrahmigen, rumpfigen Zweinutzungstyp (Milch und Fleisch). Mit dem Import von Braunviehstieren aus Vorarlberg (Montafon) ab den 50 er Jahren änderte sich der Braunviehtyp erneut. Angestrebt wurde der kleinrahmige bis mittelrahmige, vollbemuskelte Grundfuttertyp. Die Braunviehtiere des „alten Schlages“ waren robust, langlebig und wiesen hervorragende Leistungseigenschaften hinsichtlich Milch und Fleisch auf, jedoch traten unter den damaligen Haltungs- und Fütterungsbedingungen bei verschiedenen Stierlinien Schwergeburten auf. Die Marktbedingungen und Leistungsanforderungen änderten sich in den 60 er Jahren, so dass sich die Zuchtverantwortlichen in Deutschland entschlossen , ab 1965 Braunviehstiere aus der USA (Brown Swiss) in die deutsche Braunviehpopulation einzuführen. In den USA hatte sich inzwischen die Braunviehrasse zu einer reinen Milchrasse entwickelt. Die Braunviehpopulationen in den anderen Überseeländern wurden meist als reine Fleischrasse in der Mutterkuhhaltung weitergezüchtet.

Verbreitungsgebiet einst und jetzt

Baden-Württemberg und Bayern

Nutzung

Doppelnutzung Milch und Fleisch sowie Mutterkuhhaltung

Zuchtziele

Das Original Braunvieh wird auf zweiseitige Nutzung, nämlich Milch und Fleisch, gezüchtet. Besonderer Wert soll dabei auf die Langlebigkeit der Tiere gelegt werden. Die langlebige Zweinutzungskuh soll nicht zu frühreif sein, aber jedes Jahr ein Kalb bringen. Sie soll einen mittleren Rahmen aufweisen, ein gesundes Fundament mit harten Klauen zeigen und ein leicht melkbares, drüsiges Euter mit gut ausgebildetem Zentralband und korrekten Zitzen haben. Neben einer guten Milchleistung ist der Bemuskelung die größte Beachtung zu schenken, damit eine wirtschaftliche Nutzung von Tieren zur Mast und Schlachtung gewährleistet ist. Die Tiere sollen Qualitätsfleisch mit einem hohen Schlachtkörperwert zeigen.

Ein hohes Grundfutteraufnahmevermögen mit einer hohen Futterverwertung ist mit großer Flankentiefe und Brustbreite anzustreben. Als robustes, widerstandsfähiges und anpassungsfähiges Rind soll das Original Braunvieh besonders zur Weidehaltung sowohl im Flachland als auch im Gebirge geeignet sein.

In der Mutterkuhhaltung wird von der langlebigen Original Braunviehkuh eine regelmäßige Fruchtbarkeit und gut Aufzuchtleistung erwartet, zudem soll sie leichtfuttrig und anspruchslos sein. Vitale, frohwüchsige und gut bemuskelte Kälber sollen zum Kennzeichen von Original Braunvieh werden. Sie sollen von der ersten Stunde an eine stark ausgeprägten Saugtrieb haben. Die Original Braunviehtiere sollen ein ruhiges Weideverhalten zeigen

Leistung

Milchleistung

Einsatzleistung: 16 bis 20 kg mit erheblicher Leistungssteigerung in der zweiten und dritten Laktation
Laktationsleistung: 6000 kg
Fettgehalt: 3,8 %
Eiweißgehalt: 3,5 %
Melkbarkeit :1,8 - 2,8 kg M/min
Langlebigkeit: 7 Laktationen und mehr

Fleischleistung
tägl. Zunahme Bullenmast: 1000 - 1300 g
tägl. Zunahme Kälbermast: 1300 g und mehr
Mutterkuhhaltung
männl. Absetzer 1100 - 1250 g
weibl. Absetzer 950 -1100 g

Sonstiges

Ab dem 2. Weltkrieg wurde der „Wirtschaftstyp" gezüchtet, d.h. kleine Rinder mit geringem Futterverbrauch und relativ hoher Milch- und Fleischleistung. Der Restbestand von Original Braunvieh im Allgäu stellt heute mehr oder weniger diese Zuchtrichtung dar. Ab den 70er Jahren Einkreuzung mit Brown-Swiss Tieren aus Amerika und damit fast vollständige Verdrängung des alten Typs

Links

Staatl. Erhaltungsorganisationen

Zentrale Dokumentation tiergenetischer resourcen in Deutschland: http://tgrdeu.genres.de

Nichtstaatl. Erhaltungsorganisationen

GEH: http://www.g-e-h.de/
Allgäuer braunviehzuchtverband: www.originalbraunviehzuchtverein.de
Arbeitsgemienschaft Deutsches Braunvieh: http://www.braunvieh.de