Beschreibung

Kleinste Schafrasse der Alpen. Die Hörner der Widder sind schneckenförmig. Weibliche Tiere haben oft ziegenartige, sichelförmige Hörner. Das Ciuta-Schaf (ausgesprochen "Tschiuta") blieb in einem kleinen Seitental des Veltlins erhalten, wo es fast ganzjährig frei in Wald und auf Alpweiden lebt. Der Lebensraum ist sehr hart und besteht aus dürftigen und steilen Weiden in Höhenlagen zwischen 800 - 2700 m.ü.M. Im Winter werden die Tiere für 2-3 Monate in Ställe genommen und mit etwas Heu und trockenen Blättern gefüttert.

Auffällig beim Ciuta ist die ziegenartige Behornung der weiblichen Tiere, die nur bei ursprünglichen Schafen auftritt (auch beim ausgestorbene Tavetscher Schaf). Zusammen mit dem Tavetscher im Bündner Oberland und den daraus hervorgegangenen Bündner Oberländer Schafe und dem Montafoner Schaf in Vorarlberg dürfte es ein direkter Abkömmling des Torfschafes sein. Interessant ist, dass alle drei Rassen - unabhängig voneinander - in der jeweiligen Lokalsprache "Tschüt" genannt werden. Weibliche Ciuta wiegen nur 30-35 kg und haben eine Widerristhöhe von nur 40-45 cm, damit sind sie die kleinste Schafrasse des Alpenraumes. Die Wolle ist von minderer Qualität und die Produktivität gering. Dabei muss aber die absolute Anspruchslosigkeit und extrem extensive Haltung in Rechnung gestellt werden.

Allgemeines und Geschichte

Das Ciuta gehört wohl zu den Überbleibseln des Torfschafes in den Alpen (nach Rütimeyer: ovis aries palustris) und dürfte seit dem Neolithikum in den Alpen leben. Es erinnert in Gestalt und Verhalten an das ausgestorbene Nalpser-, bzw. Tavetscherschaf im Bündner Oberland. Seit etwa 1980 versuchten die Bauern durch Einkreuzung von grossrahmigen Bergamasker Schafen, die Rasse "produktiver" zu machen. Dies ist kaum gelungen, aber die reinen Ciutas sind dabei fast verschwunden. Ende der 1990er-Jahre wurden erste Erhaltungsversuche unternommen. Aber erst 2013 gelang es dem Alpinen Netzwerk Pro Patrimonio Montano in Zusammenarbeit mit der lokalen Veterinärin im Val Masino und Umgebung eine neue Nukleuszucht aufzubauen. Beim Alpabtrieb im Herbst 2013 konnten bei fast 500 Schafen nur gerade noch drei Dutzend einigermassen reine Ciutas identifiziert werden. In aufwendiger Kleinarbeit von Stall zu Stall wurden weitere zuchtwürdige Tiere gefunden. Ende 2016 betrug der Herdebuchbestand wieder knapp 150 Tiere.

Verbreitungsgebiet einst und jetzt

- Provinz Sondrio: Val Masino (Veltlin) und (früher) Val San Giacomo (Valchiavenna);
- Provinz Como: Berggebiet des Oberen Comersees (alto Lario)
- Ciuta-ähnliche Schafe lebten früher im angrenzenden Oberengadin und unter dem Namen "Stilfser Schaf* an den Flanken von Umbrail und Stilfserjoch.

Nutzung

Die Tiere sind klein und leicht. Sie besitzen einen natürlichen, wildtierartigen Körperbau mit guter Berggängigkeit. Der schlanke Körperbau ergibt einen geringeren Fleischansatz, das feinfaserige Fleisch hat aber eine hervor¬ragende Qualität. Das Vlies ist zumeist weiss und mischwollig. Es bietet einen guten Schutz gegen raue Witterung. Vereinzelt gibt es andersfarbige und gescheckte Tiere. Weisse Tiere haben oft schwarze Tupfen am Kopf.

Haltung

Die Tiere leben fast ganzjährig frei in Wald und auf Alpweiden. Der Lebensraum ist sehr hart und besteht aus dürftigen, steilen Weiden in Höhen zwischen 800 - 2700 m.ü.M. Die Tiere bewegen sich dort wie Ziegen.

Leistung

3 Ablammungen in 2 Jahren (asaisonal), Zwillinge selten. Die Milchleistung reicht für Aufzucht des Lammes. Wollertrag 1 kg pro Tier. Hauptnutzung liegt bei Lämmern, die mit 12-15 kg geschlachtet werden. Die geringe Produktivität wird wettgemacht mit absoluter Anspruchslosigkeit und extensiver Haltung.

Literatur

Atlante Etnografico delle Popolazioni Ovine e Caprine allevate in Italia (1983), S. 30-31 Herausgeber: Consiglio Nazionale delle Ricerche
Daniele Bigi e Alessio Zanon (2008): Atlante delle razze autoctone - Bovini, Equini, Ovicaprini, Suini allevati in Italia; S. 202-203

Links

Nichtstaatl. Erhaltungsorganisationen

- Netzwerk Pro Patrimonio Montano (abgek. PatriMont), Schneebergstr. 17, CH-9000 St.Gallen; info@patrimont.org
- Regionalgruppe PatriMont Valtellina-Valchiavenna,
c/o Marco Paganoni, Via Cà Berardi 35, I-23010 Albosaggia (SO); Mail: patrimont.valtellina@gmail.com