Appenzellerziege (CH)
Beschreibung
weisse Ziege mit Glöckchen (Berlocken = Hautanhängsel an der Halsunterseite), käftiger kompakter Körperbau, mittellange weisse Haare, breite gut aufgehängte Euter
Haut fein weiss, Haare lang bis mittellang,meist hornlos
robust und wetterfest
Allgemeines und Geschichte
Beschreibungen der Ziegenhaltung im Appenzell finden sich erstmals um 1800. Die Sennen hatten jeweils vier bis acht Ziegen, die bei den Kühen weideten und deren Stall teilten (Kuh-Gäässli). Ihre Zahl war gesetzlich festgelegt auf sechs Ziegen und zwei Gitzi. Zudem hatten die Sennen mit eigenen Ziegenweiden und ärmere Bauern, die sich keine Kühe leisten konnten, sogenannte "Huffen-Gässli". Ein Huffen bestand aus 21 Ziegen. Rund 2000 solcher "Huffen-Gässli" wurden gezählt. In den Berichten aus der damaligen Zeit wird die Bedeutung der Ziegen für die ärmere Landbevölkerung, die sich keine Kühe leisten konnte, betont. Diese war mit ihrem kärglichen Einkommen auf die Ziegenhaltung angewiesen. Mit der Zucht wurde in Innerrhoden 1902, in Ausserhoden 1914 begonnen. Der umfangreiche Export der Ziegen nach Deutschland hattte die Rasse bezüglich Qualität geschwächt. Die landwirtschaftliche Kommission empfahl deshalb, Zuchtgenossenschaften zu gründen, um den Bestand zu gewährleisten und die Zucht zu fördern. In der Ziegenzuchtgenossenschaft Appenzell war nach den Statuten die "Hebung u. Forterhaltung unserer Ziegenrassen, ganz besonders aber unsere weisse "Appenzeller Mutschziege" in ihrer Rassenreinheit zu erhalten.
Ende des 19. Jahrhunderts gabe es auch schwarze, braunrote und gefleckte Tiere. Bevorzugt wurden jedoch die unbehornten Ziegen mit einem weissen langhaarigen Fell. Dank ihrer weissen Farbe konnten sie auf den weitläufigen Alpen auch bei schlechtem Wetter einfacher gefunden werden. Das lange Fell trug zur Robustheit und Wetterfestigkeit der Tiere bei.
Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte auch die Appenzellerziege ihre Blütezeit. In dieser Zeit wurde sie in grossem Umfang in die Kantone Zürich und Thurgau verkauft und nach Preussen exportiert. Rund 5000 Zuchttiere wurden damals gezählt. Ab 1920 ging der Export jedoch stark zurück, vor allem aufgrund des Währungszusammenbruchs in Deutschland. Zudem bevorzugten die Ziegenhalter immer mehr die kurzfelligen Rassen, die ihrem Bild einer "Edelziege" besser entsprachen. Erschwerend kam hinzu, dass die Behörden im Jahre 1903 den Waldweidegang und das Weiden auf Gemeindegütern untersagten. Die Ziegen verloren damit wichtige Futterbasis. Als Folge der erschwerten Haltung und Verdienstmöglichkeit ging auch die Zahl der Ziegen markant zurück. Im Jahre 1936 wurden gerade noch 406 Appenzeller Ziegen gezählt. Dass sie sich dennoch zu behaupten vermochten, liegt daran dass mit der Appenzellerziege wichtige Traditionen und kulturelle Werte eng verbunden sind. Zu einer Alpfahrt gehören Appenzeller Ziegen. Es gab nicht wenige Bauern, die besonders deshalb noch Ziegenzüchter blieben. Im Appenzellerland wird noch heute der Alpaufzug von einem Knaben in Sennentracht angeführt. Hinter ihm zottelt ein halbes Dutzend Appenzeller Ziegen. (www.appenzellerziege.ch)
Verbreitungsgebiet einst und jetzt
Kantone Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden, Kanton St. Gallen
Nutzung
Milch und Fleisch
Zuchtziele
Laktation 220 Tage
Milch: 730kg
Fett%: 3.04
Eiweiss%: 2.68
Brauchtum
traditionelle Rasse bei der Alpfahrt im Appenzeller Land, wo die Appenzeller Ziegen den Alpzug anführen.
Literatur
· ProSpecieRara: Nutztierkompass, Basel, 2012 (https://www.prospecierara.ch/de/shop/article/nutztierkompass)
· Brochure «Ressources zoogénétiques de l’agriculture suisse», 20.09.2021, Office Fédéral de l'Agriculture, OFAG
Nichtstaatl. Erhaltungsorganisationen
· Schweizerischer Ziegenzuchtverband (www.szzv.ch)
· Stiftung ProSpecieRara (www.prospecierara.ch), ProSpecieRara
· www.appenzellerziege.ch