Beschreibung

Die Habergeiss galt im bayrisch-österreichischen Alpengebiet als gespenstischer Vogel mit drei Beinen und Ziegenkopf, der in der Nacht meckert. In der ländlichen Vorstellung war sie ein Quälgeist der Schläfer, wie der Alp, der schlechte Träume verursacht. Die estmals 1482 in Nürnberg belegte Bezeichnung wurde mit Hafer oder dem lateinischen Wort für Bock (Caper) in Verbindung gebracht, blieb aber letztlich ungeklärt.
Im niederösterreichischen Wechselgebiet trat die Habergeiss bei weihnachtlichen Brauchspielen sowie im St. Pöltner Krippenspiel auf. Bei Hochzeiten führten die Burschen Attrappentiere mit beweglichem Maul vor (Semmering, Tullnerfeld). Aus Salzburg berichtet Karl Zinnburg, dass man die Gestalt noch bis Mitte 20. Jahrhunderts im Flachland und im angrenzenden Bayern sehen konnte: "Häufig war sie bei verschiedenen Brauchtumsumzügen, bei der Drischleg (Abschluss der Drescharbeit mit dem Flegel), beim Brecheltanz, zu Weihnachten und beim Aperschnalz zugegen" Früher habe sie die Teilnehmerinnen der Spinnstuben erschreckt. beim Dreschen hätten sich Spielszenen rund um das Vieh entwickelt, auch als Kinderschreck musste die vermeintliche Spukgestalt herhalten.

Literatur

Helga Maria Wolf, Verschundene Bräuche, das Buch der untergegangen Rituale, BrandstätterVerlag, 2015

Quellen

Helga Maria Wolf, Verschundene Bräuche, das Buch der untergegangen Rituale, BrandstätterVerlag, 2015