Vicia_faba_Ackerbohne_Loetschental_BlueteDie Ackerbohne (Vicia faba) gehört zusammen mit Linsen und Erbsen zu den wichtigsten Hülsenfrüchten der frühen Landwirtschaft. Die ältesten Funde dem nahen Osten wurden auf ca. 6500 v. Chr. datiert. Die kräftige, aufrecht wachsende Pflanze, bildet Hülsen mit relativ grossen Samen.
Die Entstehungsgeschichte der Ackerbohne ist noch unklar. Es gibt verwandte Arten, die früher auch gesammelt worden sind, unter ihnen Vicia narbonensis. Diese verwandten Arten lassen sich nicht mit der Ackerbohne kreuzen. Am Anfang ihrer Kultivierung waren die Samen der Ackerbohne ähnlich gross, wie jene der Narbonensis-Gruppe. In verkohltem Zustand gleichen sie einander und so war es bis anhin nicht möglich den Entstehungsort im Mittleren Osten genauer zu bestimmen. Bei den archäologischen Funden auf der Nordseite der Alpen kann es sich nur um die Ackerbohne handeln, denn das Klima dort ist für die Arten der Narbonensis-Gruppe zu kühl.
Die ersten Funde in den Alpen stammen aus der Bronzezeit ca. 2200 v. Chr. und wurden in Graubünden gemacht. Ursprünglich lässt sich nur die kleinsamige Form der Ackerbohne (var. minor) finden. Ihre Samen sind bis zu 13 mm lang. Aus dieser kleinsamigen Form ging die Gross- oder Puffbohne (var. major) hervor mit Samen die zwischen 15 und 20 mm lang, 12-15 mm breit und 5-8 mm dick sind. Die Grossbohne entstand relativ spät, vermutlich erst nach der Römerzeit.

Ackerbohnen wurden vielfältig genutzt. Die jungen, grünen Schoten dienten als Gemüse, die trockenen Bohnen wurden gekocht oder vermahlen. Mit dem Bohnenmehl wurde Roggen- und Gerstenmehl gestreckt. Die Ackerbohne war auch eine beliebte Futterpflanze. Gesotten oder grob vermahlen wurden die Bohnen dem Mastvieh verfüttert. Als Vorfrucht waren die Ackerbohnen beliebt, weil über sie über ihre Wurzelknöllchen Stickstoff in den Boden bringen.

Grossbohne in Ried Lötschental. Quelle R.Vonmoos, Sortengarten Erschmatt

Die Ackerbohne war in den höher gelegenen Talschaften weit verbreitet. Sie braucht relativ viel Wasser. Die Siedlungen am Ende des Tales erhalten in der Regel mehr Niederschläge als die Siedlungen der Talmitte oder des Talbeginns. Vom Mittelalter bis in das 19. Jahrhundert war die Ackerbohne die wichtigste Hülsenfrucht und Hauptnahrungsmittel. Sie enthalten ca. 25-30% Eiweiss und wichtige Mineralstoffe. Im 18. Jahrhundert wurde die Ackerbohne nach und nach durch die Kartoffel und die grüne Bohne (Phaseolus vulgaris) aus der Neuen Welt verdrängt.
Ackerbohnen werden je nach Samengrösse eingeteilt in: kleinsamige Bohnen (Vicia faba var. minor), Mittelsamige Bohnen (Vicia faba var. equina) und Grossamige Bohnen (Vicia faba var. major).

Literatur:
Schilperoord, Peer und Heistinger, Andrea (2011): Literaturstudie alpine Kulturpflanzen Vs. 5.1.
Zohary, Daniel; Hopf, Maria; Weiss, Ehud (2012): Domestication of plants in the Old World. The origin and spread of domesticated plants in Southwest Asia, Europe, and the Mediterranean Basin. 4. Aufl. Oxford: Oxford University Press. ISBN: 978-0199549061