Gesundbeten
Beschreibung
Die Gabe, durch Gebete zu heilen, ist eine uralte Praxis, die bis in die christliche Antike oder sogar noch weiter zurückreicht. Mithilfe von Formeln können viele Krankheiten und Verletzungen wie Verbrennungen, Aphten, Warzen, Halsentzündungen und Kopfschmerzen, aber auch bestimmte psychische Störungen geheilt oder gelindert werden.
Ein wesentliches Merkmal dieser Behandlung, die auch über Dritte und an Tieren durchgeführt werden kann, ist, dass sie keine Manipulation und nicht einmal einen direkten Kontakt mit der behandelten Person erfordert. In schweizer Haushalten und Krankenhäusern finden sich daher zahlreiche Telefonlisten von „Geheimniskrämern“, die nach den Beschwerden, die sie zu behandeln wissen, aufgelistet sind. Die „Geheimniskrämerei“ wird von Mensch zu Mensch, meist an die jüngere Generation, auf Vertrauensbasis weitergegeben und ist in erster Linie ein Akt der Nächstenliebe und Hingabe, der unentgeltlich erfolgen muss. Die seltenen Versuche, daraus Profit zu schlagen, rufen daher heftige Empörung hervor.
Das Gesundbeten ist im Jura sehr verbreitet, wird aber auch in vielen weiteren Schweizer Kantonen praktiziert, vor allem in Freiburg, im Wallis, im Appenzell und in der Zentralschweiz. In der französisch- und italienischsprachigen Schweiz ist es tendenziell stärker vertreten als in der Deutschschweiz.
Da es weder eine Körperschaft noch eine Dachorganisation gibt, stellt es eine Welt für sich dar, in der es keine Werbung, keine Rentabilität und keinen Ruhm gibt. Ein Geheimnis, dessen Macht jenseits der Worte und der der Moderne eigenen Vernunft liegt.