Escalade de Genève
Beschreibung
Die Escalade de Genève ist ein Fest in der Stadt von Genf, das jeweils am zweiten Wochenende im Dezember stattfindet. Hintergrund des Festes ist der Angriff der katholischen Savoyer auf die reformierte Stadt Genf im Jahr 1602. Die Bevölkerung konnte sich erfolgreich verteidigen, verlor jedoch achtzehn Männer. Die Schlacht ging unter dem Namen «Bataille de l’Escalade» in die Geschichte ein, da die Savoyer mit Holzleitern über die Stadtmauern kletterten, um in die Stadt einzudringen. Das Fest erinnert jedes Jahr an diese Schlacht. Über das ganze Wochenende finden Umzüge und Aufführungen statt, wo Szenen zum Genfer Alltag zu Beginn des 17. Jahrhunderts nachgestellt werden. Diese werden von der Compagnie de 1602 geplant und durchgeführt. Die Compagnie de 1602 ist eine Genfer Vereinigung, die neben der Escalade auch weitere Ereignisse der Schweizer und Genfer Geschichte würdigt.
Zudem sind die Schaufenster der Chocolatiers und Konditoren gefüllt mit Kochtöpfen aus Schokolade oder Nougat, gefüllt mit Marzipangemüse und mit dem Genferwappen dekoriert. Traditionell werden die Schokoladentöpfe, die «marmites», im Kreise der Familie zerbrochen. Bevor dieser jedoch mit der Faust oder einem Säbel zerschlagen wird, spricht der jüngste und der älteste Anwesende zusammen den Satz «So kommen die Feinde der Republik um!» aus.
Das Fest ähnelt dem Karneval; Tradition und Humor spielen eine ebenso wichtige Rolle wie der historische Gedanke. Es ist auch ein Fest, wo sich Generationen begegnen und gemeinsam die «Chansons de l’Escalade» singen, welche in 68 Strophen die Ereignisse dieser Nacht beschreiben.
Jeweils das Wochenende vor der historischen Escalade findet ein Volkslauf, der «Course de l’Escalade» statt.
Geschichte
In der Nacht vom 11. auf den 12. Dezember 1602 wurde die Stadt Genf von den Savoyer angegriffen. Der Herzog von Savoyen, Charles Emmanuel I., verfolgte das Ziel, die zum refomierten Glauben übergegangene Stadt einzunehmen und danach, gemeinsam mit Papst Clemens VIII., den Calvinismus zu bekämpfen. Dazu wollte er Genf zur Hauptstadt seiner Staaten nördlich der Alpen ernennen.
Genf erlangte im Jahr 1535 seine wirtschaftliche und politische Unabhängigkeit und nahm im folgenden Jahr die Reformation an. Mit Jean Calvin wurde sie zum Zentrum des Calvinismus.
Kurz nach Mitternacht wurde die Stadtmauer von Genf erreicht, welche mithilfe von Leitern überwunden wird. Die rund 2000 Soldaten standen unter dem Kommando von General-Lieutenant Charles de Simianne, Seigneur d’Albigny. Die Angreifer können vorerst unbemerkt in die friedlich schlafende Stadt eindringen. Mit gut 300 Wachleuten und einer Bürgermiliz war Genf eine bescheidene Streitmacht. Ausserdem glaubten sie an den abgemachten Frieden und haben so keine besondere Massnahmen zur Sicherheit der Stadt getroffen. Dennoch werden die Eindringlinge von der Genfer Schildwache entdeckt und um 2:30 Uhr werden die Glocken als Alarmsignal geläutet. Dies weckte die Genfer Bevölkerung, welche sogleich zu ihren Waffen griffen und die Eindringlinge bekämpften. Die Kämpfe waren erbittert, die Genfer schaffen es jedoch durch gut organisierte, strategische Verteidigung, die Savoyer in die Flucht zu schlagen. Von wichtiger Bedeutung waren auch zwei Damen: Catherine Cheynel, bekannt als Mère Royaume, warf während dem Kampf eine eisernen Kopftopf aus dem Fenster auf einen Angreifer, welcher sofort starb. Die Dame Piaget unterstützte die Verteider, indem sie ihnen den Schlüssel für den Durchgang ihres Hauses zuwarf. Dies erlaubte ihnen, ohne Umwege zum Feind zu gelangen, der sich unterdessen an den Häusern der Corraterie zu schaffen machte. Die Genfer verloren in dieser Nacht 18 Männer. Gemäss der Legende hatten die Savoyer 54 Männer zu beklagen und 13 weitere wurden von den Genfer festgenommen, später verurteilt und hingerichtet. Am nächsten Tag gingen sie in die Kirchen und dankten dem Herren, der sie gerettet hatte («Cé qu’è lainô» (deu.: Derjenige, welcher oben [im Himmel] ist)).
Obschon im Juli 1603 mit dem Vertrag von Saint-Julien ein Friedensabkommen unterzeichnet wurde, bliebt die Situation von Genf bis 1754 mit der Unterzeichnung des Vertrages von Turin prekär. Der Herzog von Savoyen wurde inzwischen König von Sardinien und anerkannte Genf als Stadt und Republik.
Quellen
https://www.1602.ch/