Wässermatten
Beschreibung
Die Wässermatten in den Flusstälern von Langeten, Önz und Rot sind die letzten Zeugen der vormals in weiten Teilen Europas und im schweizerischen Mittelland verbreiteten, landwirtschaftlichen Kulturform der Wiesenbewässerung und Düngung aus dem Mittelalter. Ihr Ursprung lässt sich bis ins 9. Jahrhundert zurück verfolgen. Die Oberaargauer Wässermatten gehen auf Meliorationen der Zisterzienser Mönche des Klosters St. Urban im 13. Jahrhundert zurück. Intensivanbau, Mechanisierung und Kunstdüngereinsatz im 20 Jahrhundert haben zum drohenden Verschwinden der Wässermatten geführt. 1980 war kaum ein Zehntel der ursprünglichen Flächen übriggeblieben. Nachdem in Ortsplanungen, in den regionalen und kantonalen Richtplänen Wässermatten als Schutzzonen ausgeschieden wurden, gab der Regierungsrat des Kantons Bern im Jahre 1985 entscheidende Anstösse und der Grossratsentscheid von 1991 die rechtliche und finanzielle Grundlage zur Erhaltung einiger typischer Teilgebiete der Wässermatten im Oberaargau. Mit der Genehmigung des Hochwasserschutzkonzeptes an der Langeten 1986 verfügte zudem der Bund, dass die künftige Wässerung der Matten ermöglicht bleiben müsse. Seit 1992 sichert die Wässermatten-Stiftung auf rund 105 ha die Wässerwirtschaft mit all ihren Elementen.
Durch die grossflächige Wiesenbewässerung entstand im Langetental, im Rottal und im Oenztal eine naturnahe Kulturlandschaft mit Flüsschen, Gräben und den zahl-
reichen Hecken sowie einem die Landschaft prägenden Kleinrelief, geschaffen durch die feinen, ständigen Ablagerungen des Wassers. Die Graben-Relieflandschaft
der alten Wässermatten ist in photogrammetrischen Karten im Sinne eines Denkmals festgelegt. Die Wässermattenlandschaft ist geprägt von weiten Grünlandflächen –
meist Naturwiesen – und vielen Hecken sowie Einzelgehölzen entlang den Gewässern und Wassergräben. Erlen, Weiden, Traubenkirschen, Eschen und einzelne, markante Eichen gliedern die Landschaft. Viele Tierarten finden hier ihren Lebensraum, Raben-
krähe, Mäusebussard, Stockente, Ringeltaube, Fischreiher, Specht, Lerche und zahlreiche Amphibien.
Literatur
alter Bieri: Die Wässermatten von Langenthal. In: Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft Bern 4/6, Bern, 1949
Walter Bieri: Wässermatten-Reminiszenzen. In: Jahrbuch des Oberaargaus 18. Bern, 1975, p. 138-152
Valentin Binggeli: Kulturlandschaftswandel am Beispiel der Oberaargauer Wässermatten. Zerfall und Wiederaufbaumöglichkeiten in einem subalpinen Bewässerungssystem. In: Jahrbuch des Oberaargaus 32. Bern, 1989, p. 39-74
Quellen
http://www.oberaargau.ch/Regionalentwicklung-Verein-Region-Oberaargau/Stiftung-Waessermatten