Woldmanndli
Beschreibung
Jeweils am Kilbi-Samstag ziehen Dutzende von «Woldmanndli» (Waldmännchen) unter dem dröhnenden Geschell ihrer Treicheln und dem Tuten ihrer Ziegenhörner vom Gurschenwald nach Andermatt hinunter. Der Brauch lebt vom schlichten Spektakel, aber auch vom Reiz eines historischen Deutungsansatzes, der das lärmige Treiben mit der sorgsamen Pflege des nahegelegenen Bannwaldes seit 1397 erklärt. Der Leiterzählung zufolge repräsentieren die Woldmanndli jene Arbeiter und Tagelöhner, die früher zum Wohl der Dorfgemeinschaft den kleinen, aber für den Lawinenschutz eminent wichtigen Gurschenwald hegten und vor Holzfrevel bewahrten. In den letzten Jahren erlebte der Brauch einen sichtbaren Aufschwung.
Das gegenwärtig praktizierte Brauchritual lässt sich aufgrund mündlicher Erzählungen bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts zurück belegen. Ob die damaligen
Woldmanndli noch direkt in die Hegetätigkeiten involviert waren oder bereits eine ritualisierte Reminiszenz pflegten wie die heutigen, ist allerdings ungeklärt. Als Lärminstrumente verwendeten die Woldmanndli in der Regel kleine Kuhschellen.
Erst vor zehn Jahren kamen die grossen Treicheln verstärkt auf und wurden bald zum akustisch dominanten Lärminstrument des Brauchrituals.
Literatur
Willi Bomatter-Furger: Urchige Figuren schützen Wald. In: Neue Urner Zeitung, 17. Oktober 2007, p. 20
Dokumentation zur Geschichte der Woldmanndli, Privatbesitz Willi Bomatter-Furger
Iso Müller: Ursern im frühen Spätmittelalter 1300-1433. In: Der Geschichtsfreund 135. Stans, 1982, p. 171-241
Karl Oechslin: Der Wald und Lawinenverbau. In: Ursern. Das imposante Hochtal zwischen Gotthard, Furka und Oberalp in Wort und Bild. Thun, 1978, p. 119-122
Max Oechslin: Das Land Uri und sein Wald. In: Verhandlungen der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft 114. Aarau, 1933, p. 185-1
Max Oechslin: Querschnitt durch das Urnerland und dessen Probleme. In: Verhandlungen der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft 134. Aarau, 1954, p. 11-22
Eduard Wymann: Zwei Bannbriefe von 1397 und 1717 für den Wald ob Andermatt. In: 30. Historisches Neujahrsblatt. Ed. Verein für Geschichte und Alterthümer von Uri. Altdorf, 1924, p. 37-41
Quellen
www.lebendige-traditionen.ch