Génépi
Beschreibung
Die Edelraute, auch Génépi, gehört zur Familie der Korbblütler der Gattung Artemisia. Man findet die Pflanze zwischen 1900 und 3700m.ü.M. Im Juli und August kann man sie anhand der gelben Blüte erkennen.
Man unterscheidet botanisch zwischen vier verschiedenen Edelraute-Arten:
Die Echte Edelraute (=Génépi blanc) (Artemisia umbelliformis Lam.) kommt am häufigsten im Ecrin-Massiv vor. Sie wächst vorwiegend auf leicht sauren Böden, in Felsspalten, im Geröll und in steinigen Rasenflächen. Der Génépi blanc ist die am häufigsten verwendete Edelraute, da sie hervorragende aromatische Eigenschaften mit sich bringt. Zudem ist sie die am häufigesten kultivierte Edelraute, unter anderem auch, weil sie am meisten von einem halbdomestizierten Anbau profitiert.
Die Ährige Edelraute (=Génépi noir) (Artemisia genipi Weber) bildet aus einer Rosette mit gefiederten Blättern einen bis zu 20cm hohen Stängel. Die Blütenstände werden gegen die Spitze der Ähre dichter, teilweise werden sie von Blättern voneinander getrennt. Ihren Namen hat sie aufgrund dem schwärzlichen Rand an den Tragblättern. Der Génépi noir kommt im ganzen Alpenraum vor, man findet ihn jedoch häufig in unzugänglichen Gebieten und an feuchteren Nordhängen. Vom Aroma her ist er intensiver als die Echte Edelraute, jedoch ist die Kultivierung bis anhin noch nicht gelungen.
Die Gletscher-Edelraute (=Génépi jaune) (Artemisia glacialis) ist am einfachsten zu erkennen. Sie bildet kompakt angelegte Blätter, aus denen kurze Stängel mit behaarten Blütenköpfen hervorgehen. Früher wurde die Gletscher-Edelraute aufgrund des verbreiteten Vorkommes für die Likör-Herstellung verwendet, heute findet man sie jedoch nur noch selten. Ihr Aroma ist zudem weniger intensiv als das der Echten Edelraute.
Der Génépi laineux (Artemisia eriantha) verdankt ihrem Namen dem üppigen weissen, seidigen Haar. Die kräftigste der vier Arten wird mit 30cm auch am grössten. Pro Blütenstand kann sie mehr als 25 Blüten ausbilden. Auch ihr Aroma ist kräftig. Sie wächst bevorzugt auf kieselhaltigen Böden. Das Sammeln des Génépi laineux ist jedoch verboten.
Genepi wurde seit langem für medizinische Zwecke eingesetzt. In heissen Aufgüssen soll er besonders wirksam gegen Erkältungen, Fieber, Magenprobleme, Lungenentzündungen, Rippenfellentzündungen, Stürze und Müdigkeit helfen. Auch für äusserliche Anwendungen bei Wunden wurde der Genepi verwendet.
Auch heute wird der Genepi von den Bewohner der Alpen noch gesammelt. Nach einem traditionellen Rezept wird er danach zu einem alkoholhaltigen Likör verarbeitet. Dafür werden 40 Genepizweige mit 40 Zuckern während 40 Tagen in einem Liter 40%igem Alkohol mazeriert. Anschliessend wird das Gebräu gefiltert.
Wissenschaftliche Aufmerksamkeit erhielt der Genepi bereits im 16. Jahrhundert. Mit Dominique Villars (1745-1814), der die therapeutischen Eigenschaften der Pflanze beschrieb, begann der Handel mit Genepi und damit verbunden auch die Herstellung von Heilmitteln und Likören. Ab Ende des 19. Jahrhunderts entstanden in den Alpen sogar Brennereien, welche Genussliköre entwickelten. In dieser Form wurde der Genepi zu einem Digestif nach dem Essen, wird heute aber auch als Aperitif serviert.
Da die natürliche Population in den Alpen bereits stark gesunken ist, wird heute das Pflücken stark kontrolliert und auf einige Dutzend Halme pro Person beschränkt. Ausserdem wird empfohlen, die Pflanze nie auszureissen, sondern maximal die Hälfte der Halme sauber abzuschneiden. In einer Studie von Agroscope aus dem Jahr 2015 wurde ausserdem der aktuelle Schutzstatus tabelliert.
Durch den Schutz ist die Art nicht mehr bedroht. Dadurch wird die mit dem Genepi verbundene Jahrhunderte alte Tradition der Gesundheit und des Wohlbefindens fortgesetzt und sie trägt gleichzeitig dazu bei, die Wirtschaft der Region und ihr Image zu stärken.
Zusätzlich gelang es, die Echte Edelraute zu zähmen und anzubauen, um die lokale Verwendung und die Verarbeitung zu Alkohol aufrechtzuerhalten.
Quellen
https://leschroniquesduvegetal.wordpress.com/2022/08/22/les-genepis-petites-armoises-emblematiques-des-alpes/#sdfootnote17sym