Beschreibung

Das Hausrind prägte über Jahrtausende die alpine Kulturlandschaft. In vielen Regionen der Alpen war es DAS zentrale Nutztier der Milchwirtschaft und damit das wirtschaftliche Herz der Bergbauernkultur. Als Zug- und Lasttier sorgte es für die Kultivierung der Alpentäler, lange bevor das Pferd und später Maschinen die Landwirtschaft prägten.
Das Hausrind befindet sich seit der Jungsteinzeit im Alpenraum (ca. 5000 vor Chr.). Durch Rodungen entstanden geeignete Weideflächen. Am Anfang stand die Fleischerzeugung im Vordergrund. Erst 1000 Jahre später kam die Milcherzeugung dazu. Die Nutzung als Arbeitskraft (Zug- und Lasttier lässt sich im Alpenraum ab ca. 3500 v. Chr. belegen. Besonders als Zugtier (Zugochsen) aber auch als Düngerlieferant auf den zunehmenden Ackerflächen war das Rind wichtig. Da die Tiere im Mittelalter häufig in Waldweidesystemen gehalten wurden, waren sie durch die magere Nahrung bedingt sehr klein (ca. 1m Widerristhöhe). Auch die Dreizelgenwirtschaft im Hochmittelalter, bei der die Rinder auf Brach- und Stoppelfeldern, mit Stroh, Laub oder Laubheu gefüttert wurden, war eine karge Nahrung für die Hausrinder. Die Viehhaltung war im Hochmittelalter gegenüber dem Ackerbau nur zweitrangig. Erst im Hochmittelalter teilte sich die landwirtschaftliche Nutzung der Regionen in Getreidewirtschaft in den tieferen Lagen und Viehwirtschaft in den mittleren und höheren Lagen der Alpen. In der Neuzeit schliesslich wurde die Produktion von Butter und Käse in den höheren Lagen immer wichtiger.
Hausrinder sind in vieler Hinsicht nützlich für Menschen, wobei einige Rassen im Hinblick auf eine oder mehrere bestimmte Nutzungsarten besonders gezüchtet wurden. Man unterscheidet die Zweinutzungsrassen von den milch- und fleischbetonten Rassen. Neben Milch, Fleisch, Leder oder Fellen liefern Rinder Dünger in Form von Gülle oder Jauche und Mist, wobei Letzteres auch als Brenn- und Baumaterial eine wichtige Rolle spielen, außerdem erfüllen besonders Ochsen in vielen Teilen der Welt noch heute als Zugtiere für Karren oder zum Pflügen eine wichtige Funktion. Robustrassen, an ihre jeweilige Umwelt angepasst, sind ein wichtiger Faktor in der Landschaftspflege und im Naturschutz (Alpwirtschaft).
Die Spezialisierung auf einzelne Leistungsmerkmale beim Rind setzte im 18. Jahrhundert ein als Züchter lokale Rassen durch eine selektive Auswahl von qualitativ hervorstechenden Elterntieren gezielt auf einzelne Leistungsmerkmale verbesserte. Um 1900 wogen die Kühe in den tieferen Lagen um die 250 kg bei einer Widerristhöhe von ca. 1,20 m mit einer Milchleistung von 1‘500 bis 2‘000 Litern pro Jahr. Heute haben die Rinder ein Durchschnittsgewicht von 750 kg mit einer Widerristhöhe von 1,45 m und einer Milchleistung von ca. 6‘000 l pro Jahr. Traditionelle (Land)-Rassen waren im Alpenraum verbreitet. Ein Austausch von Zuchttieren war besonders in den schwer zugänglichen Talschaften kaum möglich. Daher wurden diverse lokale Schläge gezüchtet. Heute werden im Alpenraum noch ca. 40 Lokalrassen identifiziert.

Allgemeines und Geschichte

Gerade oberhalb der Baumgrenze, aber auch auf anderen Almwiesen existiert eine wunderbare, farbenprächtige Flora, die aber wieder nicht natürlich, sondern durch die jahrhundertelange Kultur der Bergbauern begründet ist. Die Klauen der Kühe und ihre Mäuler haben diese Flora geschaffen.
Während z.B. im Montafon das Montafoner Braunvieh früher die vorherrschende Rasse bei den Kühen war, wurden diese durch andere, schwerere Rassen abgelöst. Während dieses eine 2-Nutzungsrasse (Milch und Fleisch) war, sind die meisten Rinder inzwischen entweder Milchkühe oder Fleischrinder. Das Montafoner Braunvieh (in anderen Regionen Allgäuer Braunvieh, Bündner und Tiroler Grauvieh) zeichnete sich durch Genügsamkeit vom Futter, durch Widerstandsfähigkeit und lange Lebensleistung aus. So hat die Kuh von Daniel Mangeng aus Tschagguns mit 19 Jahren das 17. Kalb gehabt (ein Rätisches Grauvieh in Graubünden mit 23 Jahren das 19 . Kalb).
Es ist sicher klar, dass durch dieses hohe Alter der Kühe auch eine andere Beziehung zwischen Bauer und Rind ist als bei kurzlebigen Hochleistungsrindern.
Diese alten Rassen, wie das original Allgäuer Braunvieh und auch das rätische Grauvieh in der Schweiz, das auch über 20 Jahre alt wird und sogar eine 3-Nutzungsrasse (Milch,Fleisch, Zugtier) war, sind für die Weiden und Almen ideal gewesen, da sie zum einen vom Futter nicht sehr anspruchsvoll waren, zum anderen durch ihre Klauen und ihr geringeres Gewicht für die Berge tauglicher waren und dabei auch weniger Trittschäden und Erosion ausgelöst haben.
Die Bewirtschaftung der Alpen erweist sich immer mehr als schwierig, da zuwenig Personal für die Alpen da ist. Ausgeglichen wird dies z.T. durch Menschen aus den Städten, die eine Auszeit vom Stadt- oder Berufsleben nehmen.

Literatur

· Joachim Koller (2007). En allemand: Landwirtschaft in den Alpen - Alpwirtschaft
· Grünenfelder, H-P., Müller, N., Bussaglia, U., Dietrich, U., Dingwall, S., Dousse M., Prandino, R., Stumberger, B. Ruppen, S., Annen, J. (2003). En allemand: Landwirtschaftliche Genressourcen der Alpen ISBN 3-258-06669-8. Copyright © 2003 by Haupt Berne