Allgemeines: Ziege im Alpenraum
Beschreibung
Ziegen kommen in nahezu allen Ländern der Erde vor. Ihre weltweite Verbreitung verdanken sie ihrer grossen Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche klimatische Bedingungen, ihrer Genügsamkeit und ihrer guten Futterverwertung. Im Gegensatz zu Rind und Schaf ist die Ziege in der Lage, stark aromatische und salzhaltige Kräuter zu fressen, sowie den zellulosereichen Pflanzenbestand in Halbwüsten und felsigen Hochlagen zu nutzen. Zudem gilt die Ziege als das Haustier mit der grössten Anpassungsfähigkeit an Hitze und Wassermangel. Ziegen liefern nicht nur hochwertige Nahrungsmittel (Fleisch, Milch) sondern auch wertvolle Rohstoffe, wie Felle, Wolle, Haar und Horn. Zusammen mit dem Schaf gehört die Ziege zu den ältesten Haustieren des Menschen.
Um 9000 v. Chr. wurde die Bezoar Ziege zum Haustier und lieferte seither die genetisch Grundlage für die Hausziegenrassen weltweit.
Im Gegensatz zum Schaf, das sich durch die züchterische Selektion grundlegend wandelte, blieb die Ziege, mit Ausnahme steigender Milchleistung und Änderungen in der Grössenentwicklung, im Alpenraum über alle Zeitperioden weitgehend unverändert. Nach 11‘000 Jahren Selektion findet man heute bei den ursprünglichen Ziegenrassen der Alpen noch äussere Merkmale, die auf die Stammform der Hausziege hinweisen. Die heutigen autochthonen Ziegenrassen der Alpen ähneln in Grösse und Wuchsform den neolithischen Ziegen.
Wo die naturräumliche Situation eine Rinderhaltung unmöglich machte, war die Ziege neben dem Schaf der wichtigste Milchlieferant. Sie hat im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht eine hohe Milchleistung, da sie im Vergleich zur Kuh die drei- bis fünffache Menge an Futter aufnehmen kann.
In den Ostalpen löste die Kuh bereits im ausgehenden Hochmittelalter die kleinen Wiederkäuer als wichtigster Milchlieferant ab. In den italienischen Westalpenregionen hat die Ziege durch die vielfach zersplitterte Besitzstruktur und die schwierigen Bewirtschaftsbedingungen gebietsweise bis heute Tradition.
Literatur
• Jaritz, G. (2014). Seltene Nutztiere der Alpen. Ed. Verlag Anton Pustet.