Beschreibung

Zweinutzungs-Haubenhuhn, benannt nach dem Städtchen Polverara bei Padua. Verwandschaft zum Padovana - Huhn. Polverara ist grösser, mit einer kleineren aber spitzen Haube. Einst weit verbreitet, heute, nach einem dramatischen Bestandesschwund, Erhaltungszucht, vor allem zu Hobbyzwecken. Dunkles, schmackhaftes Fleisch.

Allgemeines und Geschichte

Die erste bekannte Darstellung dieses Huhnes ist auf einem Fresko in der Kapelle von San Michele Arcangelo in Padua aus dem Jahr 1397. Dieses Huhn mit der eigentümlichen Spitzhaube ist vermutlich ein Abkömmling der früher über die ganzen Ostalpen verbreiteten Spitzhauben-Hühner und verwandt mit dem ausgestorbenen Tirolerhuhn. Das Polverara - Huhn im gleichnamigen Städtchen lässt sich bis ins frühe 15. Jahrhundert nachweisen. Es wurde wohl aus Landhühnern des südöstlichen Alpenraumes als damalige Leistungsrasse herausgezüchtet. Der Schweizer Naturforscher Conrad Gessner schrieb in seinem 1555 erschienen Vogelbuch Historia animalium, dass man viele gross und schön geborene Hühner aus dem Dorfe Pulverarie dem "Türckischen Keyser" (Sultan) geschickt habe. Polverara galt im 17. Jahrhundert als das "Königreich der Hähne" mit Tieren von "bemerkenswerter Grösse", Niedergang in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Trotz verschiedener Bemühungen, unter anderem einer Sonderprämie für den erfolgreichsten Züchter, gelang es nicht, die Rasse nachhaltig zu erhalten, weil sie für Intensiv-Haltung ungeeignet ist.

Die Rasse wäre um das Jahr 2000 fast ausgestorben. Am 28. Januar 2000 brachte eine Konferenz an der Polvera-Zucht Interessierter die Wende. Ein Erhaltungsplan wurde beschlossen und Beihilfen für die Züchter gesprochen. Beim Wiederaufbau der Rasse konnte auf einen Reliktbestand zurückgegriffen werden, der dank den Bemühungen von Bruno Rosetto und einigen anderen Züchtern über 50 Jahre erhalten geblieben war. Unter Leitung von Prof. Gabriele Baldan wurde im Osservatorio Avicolo "Ugo Meloni", Padua, eine Nukleuszucht eingerichtet. Heute werden Polveraras wieder in fünf Geflügelfarmen und bei einigenen Hobbyzüchtern gehalten.

Verbreitungsgebiet einst und jetzt

Nach A. Arbeiter früher über Jahrhunderte bis nach Südtirol verbreitet. Schon 1914 dort nur noch vereinzelt reinrassig erhalten, aber allenthalben bei Bauernhühnern noch in Spuren vorhanden.
Heute: Paese Pulverana und Gemeinden im Bezirk Sacco (Veneto)

Nutzung

Die Polveraras werden sowohl als Mast-, wie auch als Legehühner gehalten. Sie liefern ca. 190 Eier pro Jahr. Ihr feines Fleisch wird regional wieder als Delikatesse in gehobeneren Restaurants angeboten.

Haltung

Ein Zweinutzungshuhn, das wenig Arbeit gibt. Es ist witterungsunempfindlich und sucht sich sein Futter selbst. Bei Gefahr oder zum Schlafen baumt es auf. Es eignet sich daher für eine extensive Haltung.

Zuchtziele

• Rumpf: zylindrisch, von mittlerer Länge und gut gerundet.
• Kopf: nach vorn gebogene Spitzhaube und Federbart.
• Kamm und Lappen: Kleiner V-förmiger Hörnerkamm; rudimentäre rote Kehllappen; Ohrscheiben oval und weiss.
• Schnabel: kräftig und leicht gebogen, gräulich beim weissen, blauschwarz beim schwarzen Farbschlag.
• Augen: gross, hell und von rot-orange bis brauner Farbe
• Flügel: werden dicht am Körper getragen.
• Schwanz: wird hoch getragen mit einem Winkel von 65/70° (Hahn) und 50/55° (Henne).
• Haut und Fleisch: Haut weiss, Fleisch dunkelfarbig.
• Läufe: mittellang, fein und frei von Federn, schiefergrün-farbig.
• Gewicht: Hahn 2,5-2,8 kg, Henne 1,8-2,1 kg.
• Eier: Gewicht mind. 40 gr., meist aber >50 gr; weisse Farbe

Leistung

m 2,5 - 2,8 kg, w 1,8 - 2,1 kg
190 Eier jährlich
Eigewicht 50 Gramm

Verarbeitung und Produkte

schmackhaftes, dunkles Fleisch

Sonstiges

Nur für extensive Haltung geeignet. Es ist sehr lebhaft, fliegt sehr hoch und sucht am liebsten sein Futter selbst. Es bedarf eines grossen Auslaufes, um gut zu gedeihen. Sein lebhaftes Wesen wird von A. Arbeiter folgendermassen beschrieben: "Des Morgens aus dem Stall entlassen, gleicht die Polveraraherde einer den exaltiertesten Kriegstanz aufführenden, beschopften Indianerhorde".

Literatur

Arbeiter A.: Handbuch der Nutzgeflügelzucht für Österreich und die Donauländer, Wien 1914
Gessner C.: Historia animalium, Zürich 1555
Lion G.F.: Catalogo descrizione di alcune fra le principali razze. Padova, 1893.
Masconni V, Zanon A, Corti E: Il Pollaio del Re. Montorgiali (Grosseto), 2003
Monitoring Institute: Landwirtschaftliche Genressourcen der Alpen. Bern, 2003.
Monitoring Institute: Risorse genetiche agrarie in Italia. St.Gallen, 2001.

Links

Nichtstaatl. Erhaltungsorganisationen

Federazione Italiana Associazioni Avicole, www.fiavinfo.eu