Kirschen in unserer Mundart
Beschreibung
Chriesi, Chriesbäum, Chriesbomm. Unreife Kirschen = Näggel, Schorniggel, Schoniggeli. Chriesne oder Chriesi güne: Kirschen pflücken, je nach Gebrauch gschtiiled oder ungschtiiled, dh. mit oder ohne Stiel. Chriesistäi: vor dem Aufkommen der Bettflaschen füllte man kleine quadratische Leinensäcke mit Kirschensteinen. Diese Steinsäcke wurden im Winter den Tag über im Rohr der Kachelöfen erwärmt und nachts ins Bett gelegt. Auf der Landschaft ist dieser Brauch noch heute weitgehend üblich. Chriesibluescht, Chriesihaage, Chriesichratte, Chriesitüne, Chriesiwëëe, es Chriesimuul, Chriesiturt; Chriesipräägel: ein während der Kirschenzeit auf dem Tisch des Bauern nie fehlendes Kirschenmus.
Chriesiwasser: der aus in Fässern gegorenen Kirschen gebrannte Kirsch, der als vielseitiges anwendbares Heilmittel und begehrtes Genussmittel gilt. Tüüri Chriesi bildeten neben gedörrten Birnen, Äpfel und Zwetschgen eine wichtige Volksnahrung. Wenn zwei Kirschen am selben Stiel angewachsen sind, redet man von einen Glückschriesi. Wenn die Stille von zwei Kirschen zusammen gewachsen sind, so hängen sich die Kinder diese als Ooreglangge über die Ohren. Früher war es üblich, beim Kirschenessen die Steine mitzuschlucken. Im Zürcher Oberland assen in früheren Zeiten die Knaben gern das aus den Kirschbaumstämmen hervorgequollene Harz, weil man glaubte, besser und leichter klettern zu können. Chriesistiilthee galt als Heilmittel gegen Keuchhusten. Ein alter Aberglaube lautet, dass bald jemand in der Verwandtschaft sterbe, wenn man von schwarzen Kirschen träume. Von einer Person, mit der ein freundschaftlicher Verkehr unmöglich erscheint, sagt man: mit dëm ischt nüd guet Chriesi ässe.
Literatur
Höhn-Ochsner Walter: Zürcher Volksbotanik. Mundartliche Pflanzennamen und botanisch volkskundliche Mitteilungen
Quellen
Höhn-Ochsner Walter: Zürcher Volksbotanik. Mundartliche Pflanzennamen und botanisch volkskundliche Mitteilungen
Vierteljahresschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich, einhundertsiebzehn, 1972, Druck und Verlag Leemann AG Zürich
