Beschreibung

Buchweizen gehört zur Familie der Knöterichgewächse (Polygonaceae) und ist eng mit Sauerampfer und Rhabarber, aber nicht mit Weizen verwandt. Ere gehört zu den Pseudocerealien.

Allgemeines und Geschichte

Pflanze der Gebirgssteppen Zentral- und Ostasiens. Ab ca. dem 16. Jahrhundert wurde Buchweizen als Breigetreide und Nachfrucht nach dem Roggen sehr geschätzt. Buchweizen war bis in die 1950er Jahre traditionelle Zweitfrucht nach Winter-Roggen in weiten Teilen des Alpenraumes. In Slowenien war Buchweizen im 17. Jahrhundert das wichtigste Grundnahrungsmittel. In Österreich wurde der Buchweizen im 16. Jahrhundert bekannt. Im Osttirol wurden noch im 19. Jahrhundert. ca. 22 kg Buchweizen pro Person und Jahr verzehrt
Da seine Körner sehr ungleichmässig reifen und das Pseudogetreide zum Brotbacken nicht geeigent ist, wurde der Anbau strak reduziert.

Verbreitungsgebiet einst und jetzt

Heute wird Buchweizen in geringen Mengen in den Alpenländern (bes. in Österreich, Slowenien, Südtirol und im Tessin) wieder angebaut.

Anbau

Anspruchslos, leicht saure bis leicht alkalische, auch flachgründige Böden, mittlerer Wasserbedarf, geringer Nährstoffbedarf.
Reagiert empfindlich auf Früh- und Spätfröste, Günstige Vorfrüchte sind Kartoffeln und Getreide.
Aussaat: eher trocken, Bodentemperatur ab 8 Grad, Fremdbefruchter (Insektenbestäubung)
Kein organischer Dünger, da Stickstoffeintrag!

Nutzung

Buchweizen als Vorfrucht wirkt gegen Nematoden (Schlupfreizwirkung, keine Nahrungsquelle im Wurzelbereich daher Unterbruch des Entwicklungszyklus der Nematoden).
Durch kurze Vegetationszeit geeignet für den Anbau in höheren Lagen
Nüsschen als Geflügelmast
Buchweizengrün als Viehfutter
Ungeschälte Buchweizennüsschen sollten NICHT verfüttert werden. Die Schale enthält Fagopyrin, das unter Einfluss von UV-Strahlung zu Hautausschlägen führen kann.

Eignung

Buchweizen enthält keine Gluten (Klebereiweiss) und ist daher für Personen mit Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) besonders gut geeignet, aber nicht zum Brotbacken, da das Klebereiweiss fehlt. Hauptinhaltsstoff ist Stärke (ähnlich Getreide). Der hohe Lysin- und Arginingehalt ist aus ernährungsphysiologischer Sicht besonders wertvoll. Er wird in Backmischungen verbreitet und mit Weizen oder Roggen verwendet. Ferner enthält Buchweizen bedeutende Mengen an B-Vitaminen. Die Stärke wird reduziert abgebaut und ist daher ein Beitrag zur Behandlung und Prävention von Bluthochdruck und Hypercholesterinanemie.
Bienentrachtpflanze besonders in Slowenien

Verarbeitung und Produkte

Die Früchte des Buchweizens erinnern an die dreieckigen Früchten der Buche, an den Bucheckern. Beim Mahlen bricht die dunkle Fruchtschale auf und kann leicht entfernt werden. Das traditionelle Buchweizenmehl aus Graubünden enthält winzige Schalenteile.
Pizzocheri (Buchweizennudeln) sind eine bekannte Spezialität der italienischen Schweiz.
Galettes (Buchweizenpfannkuchen) sind in Frankreich bekannt.
Hadnsterz oder Heidensterz ist in Österreich (Kärnten, Steiermark) seit dem 16. Jahrhundert bekannt.
Verarbeitung der geschälten Körner zu Grütze, Flocken oder Mehl. Auch geröstete Körner.

Ganzer oder geschroteter Buchweizen sollte vor der Berarbeitung in Wasserquellen und dann wie Reis weiterverarbeitet werden.

Kulturtechnik

Buchweizen wird traditionell per Hand geschnitten und zum Trocknen (Feuchtigkeitsgehalt 12-14%) in kleinen Hocken aufgestellt. Die Lagerung erfolgt im ungeschälten Zustand.
Schiffsmühle
Buchweizen wurde auf sog. "Schiffsmühlen" gemahlen, die je nach Wasserstand der Flüsse auf Schiffen betrieben wurden.

Brauchtum

Auf der "Gita a Selva", der Maiensässfahrt im Val Puschiavo (Brauch der reformierten Kirchgemeinde seit 1840) wird auf der Maiensäss in einem grossen Kupferkessel Buchweizenpolenta zubereitet und verteilt (www.valposchiavo.ch).

Sonstiges

Bienenweide
Da Buchweizen eine sehr guite Bienenweide ist, entwickelte sich besonders in Slowenien ab dem 15. Jahrhundert die Wanderimkerei: Die Imker stellten ihre Stöcke an den blühenden Buchweizenfeldern auf und brachten sie im Herbst wieder auf den Hof zurück. Daher wurde Slowenien führend in der Bienenzucht im Alpenraum und brachte auch die ersten professionellen Imker hervor.

Literatur

Land- und Forstwirtschaftliches Versuchszentrum Laimburg (2013): Merkblätter zum Getreideanbau. Projekt Regiokorn

Lembacher, F.; Schally, H.; Wasner, J.; NÖ. Landes-Landwirtschaftskammer St. Pölten (2009): Merkblatt Buchweizen

Links

Staatl. Erhaltungsorganisationen

Land- und Forstwirtschaftliches Versuchszentrum Laimburg
Laimburg 6 - Pfatten
I-39040 Post Auer (BZ), Italien
Web: www.laimburg.it

Bundesamt für Landwirtschaft
NAP-PGREL Projekte
Mattenhofstrasse 5
CH-3003 Bern
Web: http://www.pgrel.admin.ch

AGES
Spargelfeldstraße 191
1220 Wien
www.ages.at

Nichtstaatl. Erhaltungsorganisationen

Peer Schilperoord
Voia Gonda 1
CH-7492 Alvaneu Dorf;
http://www.berggetreide.ch

ARCHE NOAH
Obere Straße 40
A-3553 Schiltern
https://www.arche-noah.at