Faserhanf
Beschreibung
Hanf gehört zu der Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae) zu der auch der Hopfen (Humulus lupulus) zählt. Der Hanf (Cannabis sativa) ist eine sehr wertvolle Pflanze, sie ist Heilpflanze, sie liefert Fasern und sie liefert ölreiche Samen. Die Landsorten wurden in erster Linie wegen ihren Fasern angebaut. Der Faserhanf ist lang, bis zu 3.6 m. Er verzweigt sich wenig. Der Hanf ist ein Fremdbefruchter und ist zweihäusig. Die männlichen Pflanzen sterben nach der Blüte ab, sie werden nicht so hoch und haben zärtere Stängel und Fasern. Die weiblichen Pflanze bilden die Samen. Die Trag- und Kelchblätter der weiblichen Blüten scheiden Cannabinoide ab. Der Gehalt an psychoaktiven Stoffen (THC) ist beim Faserhanf mit knapp 1% sehr tief.
Allgemeines und Geschichte
Die wirtschaftliche Bedeutung des Hanfes war sehr gross. Aus den Fasern konnte man Papier, Schnüre, Tücher und Segel für die Schiffe herstellen. Flachsfasern zersetzen sich nach einigen Monaten, sobald sie der Feuchtigkeit ausgesetzt sind. Hanffasern sind viel haltbarer.
Verbreitungsgebiet einst und jetzt
Faserhanf gibt es in den Alpen spätestens seit 650 v. Chr. Funde von Hanfpollen im Oberengadin und 450 v. Chr. belegt durch Funde in Dürrnberg / Hallstein (Österreich). Hanf wurde überall auf kleinen Parzellen angebaut. Er braucht mehr Wärme als Flachs und wurde dort angebaut, wo gerade noch Sommerweizen kultiviert wurde. Heute wird kein Faserhanf mehr angebaut.
Anbau
Der Hanf ist ideal in der Fruchtfolge. Er wächst schnell, schneller als das Unkraut und lässt eine lockere Krume zurück. Der Hanf kennt praktisch keine Krankheiten oder Schädlinge. Allerdings bevorzugt er einen humusreichen, tiefgründigen gut gedüngten Boden.
Nutzung
Die kleineren männlichen Pflanzen lieferten die Fasern für feineres Gewebe. Die grossen, gröberen weiblichen Pflanzen, lieferten die Fasern u. a. für Seile und Heutücher.
Hanfsamen finden sich in Vogelfuttermischungen und Kornfuttermischungen für Nagetiere. Das Öl von den Hanfsamen diente als Basis von Lacken.
Verarbeitung und Produkte
Hanf wurde zu Segeltüchern, Seilen und Säcken verarbeitet. Ferner wurde Hanf als Öl (Hanföl wurde als Lampenöl genutzt), Tabakersatz und Hausmittel gegen Husten, Augenbeschwerden, Hühneraugen, Entzündungen und Schwellungen sowie Brandwunden benutzt.
Hanf als "Tabakersatz": Tabak war ein Luxusgut. "Kraut" (Hanf) wurde vom einfachen Volk geraucht. Manchmal auch Hanf-Tabak-Mischungen ("Orient" oder "starker Tobak").
Kulturtechnik
Hanf wurde nicht geschnitten, sondern ausgerissen (ausraufen). Die Stengel wurden der Grösse nach sortiert und entweder zum Trocknen ausgelegt oder zu Garben aufgebunden und aufgehängt. Nach dem Trocknen erfolgt das "Riffeln", das entfernen der Samenkapseln. Anschliessend wird das Material gewässert: Die Pflanzen werden in "Roosen", eigens vorbereitete Gruben gelegt und "geröszt": Die Roosen sind Erdgruben, können aber auch Holzbottiche oder Zemetnebassins sein. Das verwendete Wasser für die Wasserröste sollte weich und eisenfrei sein. Durch den Fäulnisprozess lösen sich die Fasern vom holzigen Kern. Im 19. Jahrhundert hatte im Mittelland besonders in der Region Zürich, Züricher Unterland fast jeder Bauer seine "Hanfblätz" oder "Pünten" für den Eigenbedarf.
Sonstiges
Dass der Hanf eine zweihäusige Pflanze ist, wurde verhältnismässig früh bemerkt, aber es fand, eine Verwechselung statt: die kleinere männliche Pflanze wurde, eben weil sie klein war, die weibliche, „femella“ genannt, die grössere weibliche aber männlich, „masculus“, und beide Namen haben sich in manchen Gegenden Deutschlands als Fimmel und Maschel oder Masch in demselben Sinne erhalten, wie sie früher gebraucht wurden.
In der Genbank ist eine Herkunft erhalten, genannt Bergnaturhanf Ladir (GR). Allerdings handelt es sich nicht um den typischen Faserhanf, wie er früher im Berggebiet vorkam. In Österreich sind Landsorten erhalten geblieben. Siehe Bild 1.
Literatur
· Schilperoord, Peer und Heistinger, Andrea 2011. Literaturstudie alpine Kulturpflanzen Vs. 5.1.
· Zohary, Daniel; Hopf, Maria; Weiss, Ehud (2012): Domestication of plants in the Old World. The origin and spread of domesticated plants in Southwest Asia, Europe, and the Mediterranean Basin. 4. Aufl. Oxford: Oxford University Press. ISBN: 978-0199549061