Beschreibung

Der Gelbe Spänling, ein Verwandter des Kriecherls, ist ein obsttragendes Gehölz aus der Familie der Pflaumen. Die gelben Früchte sind oval-länglich mit schmalen, spitzen Steinkernen. Das süße Fruchtfleisch ist zum Frischverzehr oder Kompott geeignet. In Österreich kommt er regional in unterschiedlichen Ausprägungen vor. Dabei gibt es Unterschiede in der Fruchtgröße, Steinlösigkeit und der Reifezeit.

Allgemeines und Geschichte

Archäobotanische Funde bezeugen, dass der Spänling in Österreich bereits vor 1800 Jahren als Obst genutzt wurde. Er gilt als genetisch autochthone (indigene) Kulturpflanze Mittel- und Osteuropas. In einzelnen Regionen, wie im Murtal, werden die obstbaulichen und kulinarischen Vorzüge auch heute noch geschätzt.

Verbreitungsgebiet einst und jetzt

Nachweise für den Gelben Spänling liegen aus Niederösterreich, Burgenland, Steiermark und Oberösterreich vor. Spänlingsvorkommen außerhalb Österreichs sind in Deutschland, als špendlik oder Moravsky špendlik in der Tschechischen Republik und Slowakei und als vörös szilva in Ungarn bekannt.

Anbau

Der Gelbe Spänling ist eine Obstart der extensiven Obstbaus und mangels Konkurrenzkraft auf die Pflege des Menschen angewiesen. Die Vermehrung über Steinkerne spielt heute in der obstbaulichen Praxis eine untergeordnete Rolle. Die vorwiegende Vermehrung findet über Wurzelvermehrung statt.

Nutzung

Die Spänlingsfrucht eignet sich zum Frischverzehr oder zur weiteren Verarbeitung zu Kompott. Eine historische Nutzungsart des Baumes ist die Verwendung als Veredelungsunterlage für Marillen und andere Pflaumen. Spänlingsholz ist frostfest und daher als Veredelungsunterlage geschätzt.

Verarbeitung und Produkte

Die Früchte des Gelben Spänlings werden zu Marmelade oder Schnaps verarbeitet. Schnaps aus dem Gelben Spänling wird in Niederösterreich und der Steiermark selten gebrannt und ist vereinzelt ab Hof erhältlich.

Kulturtechnik

Die namensgebende traditionelle und gängige Vermehrungsart ist das "abspanen". Der Spänling bildet Wurzelausläufer, die erst eigene Faserwurzeln bilden und sich selbst versorgen, wenn die Wurzelausläufer gewaltsam von der nährenden Mutterpflanze abgetrennt werden. Zur Vermehrung werden die Wurzelsprosstriebe ausgegraben und versetzt.

Sonstiges

Der Rote und Blaue Spänling dürften Farbmutationen des Gelben Spänlings sein. Sie sind jedoch weitaus seltener.

Literatur

Kajtna, Bernd. Lehrgangsarbeit: Vorkommen des Gelben Spänlings im Bezirk Murau und Entwicklungsmöglichkeiten hin zu einem regionaltypischen Produkt. 2014.

Links

Nichtstaatl. Erhaltungsorganisationen

Verein Domenico aus St. Lambrecht
Arche Noah; Gesellschaft für die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt & ihre Entwicklung.