Beschreibung

Die Kartoffelsorte Parli hat Knollen mit tiefliegenden Augen, die Schale ist gelblich bis rötlich, das Kartoffelfleisch ist gelb und fest. Der Stärkegehalt beträgt 15-16%. Die Blütenblätter der kleinen Blüten sind weisslich bis leicht lila. Die Pflanzen haben eine aufrechte Wuchsform und werden recht hoch. Ihre Fiederblätter sind klein und gut durchgestaltet. Die Sorte ist mittelfrüh.

Allgemeines und Geschichte

Die Kartoffelsorte Parli gehört zu den ältesten Sorten der Schweiz. Sie hat Ähnlichkeiten in der Knollenform, der Blütenfarbe und der Blattgestalt mit den allerersten Kartoffelsorten, die Europa erreicht haben. Sie konnte nicht durch neuere Sorten verdrängt werden, weder im neunzehnten noch im zwanzigsten Jahrhundert.

Anbau

Die Sorte verträgt leichte Fröste besser als viele andere Sorten. Sie treibt dann schneller wieder aus. Frostresistent ist sie nicht.

Nutzung

Die Lagerfähigkeit ist sehr gut. Die Augen treiben spät aus.

Eignung

Stärkereiche Kartoffelsorten, wie Parli, eignen sich ausgezeichnet für Maluns oder Micluns, ein Bündner Gericht. Dazu werden die Kartoffeln zunächst gekocht, anschliessend zerkrümmelt und unter ständigem Rühren in der Bratpfanne mit Butter goldgelb gebraten. Zusammen mit Apfelmuss gibt das eine wunderbare Kombination.


Rezept Micluns/Maluns Zutaten für 4 - 5 Personen:

1 kg Kartoffeln ungeschält, mittelgross bis gross
Ca. 10 g Salz, Pfeffer aus der Mühle und Streuwürze
200 g Weissmehl
1 dl Erdnussöl
50 g Kochbutter

Zubereitung:
Die Kartoffeln in der Schale mindestens 24 Stunden vor dem Zubereiten wie für Rösti in Salzwasser sieden
Kartoffeln schälen und mit der Röstiraffel raffeln

Das Mehl und die Salzmischung daruntermischen. Die ganze Masse von Hand über längere Zeit vermischen resp. reiben bis sich kleine Klösschen bilden

Das Oel und 25 g Butter in eine gut gleitende Röstipfanne geben. Wenn das Fett gut heiss ist, die Kartoffelribeli beigeben und mit zwei Holzspachteln beständig vermengen, bis die Masse krümelig und hellbraun ist. Am Schluss die restliche Butter beifügen. Dazu serviert man Apfelmus, Preiselbeerenkompott oder Alpkäse. Vielfach wird dazu Milchkaffee getrunken.

Verarbeitung und Produkte

Knollen mit tiefliegenden Augen schält man am besten nach dem Kochen. Dann lässt sich die Schale leicht abziehen und wertvolle Inhaltsstoffe wie das Vitamin C gehen nicht verloren.

Kulturtechnik

Für einen erfolgreichen Anbau über Jahre hinweg ist es wichtig, dass die Knollen frei von Viruskrankheiten bleiben. Im Berggebiet findet in den höchsten Lagen die Übertragung von Viruskrankheiten durch Blattläuse nicht statt, weil Blattläuse praktisch nicht vorkommen. In den tieferen Lagen muss man sich regelmässig frische, virusfreie Knollen beschaffen. Man hat die Möglichkeit im Falles eines Befalles, den Befall zurückzudrängen, indem man die Kartoffeln äugelt. Dazu nimmt man nur das Auge und eine ganz kleine Scheibe von der Knolle. Das Auge pflanzt man und von den Stauden die daraus hervrogehen nimmt man das Pflanzgut für das darauffolgende Jahr.

Literatur

Schilperoord, Peer (2014): Kulturpflanzen in der Schweiz - Kartoffel. Verein für alpine Kulturpflanzen, Alvaneu. ISBN: 978-3-9524176-6-9

Links

Staatl. Erhaltungsorganisationen

Nationale Genbank, Agroscope Changins (in vitro), Agroscope Reckenholz (in vivo)

Nichtstaatl. Erhaltungsorganisationen

ProSpecieRara