Beschreibung

Schwachwüchsiger Baum, kann aber bis zu 10m Höhe erreichen. Weisse Blüte im April / Mai, mittellanger Fruchtstiel, grosse Steinfrucht, feste stumpf glänzende Haut. Bei Vollreife schwärzlich-rotes Fruchtfleisch. Stein gross, längsoval, löst sich gut vom Fruchtfleisch. Säuregrad pH 3.4 verstärkt sich beim Kochen. Reife in der 6.-7. Kirschwoche

Allgemeines und Geschichte

Die Schattenmorelle ist seit dem 16. Jahrhundert bekannt.
Der (irreführende) Begriff Schattenmorelle ist ein "Übersetzungsfehler": aus dem französischen: Die Schattenmorelle soll an einem Schloss (Chateau de Moreille 1598) gestanden haben. Der Begriff "Morelle" für Sauerkirsche (Amarelle) ist seit dem 17. Jahrhundert in der Fachsprache verbürgt. Aus "Morelle am Chateau" wurde "Schattenmorelle". Eine andere Herleitung ist der französische Name der Sorte "Griotte du Nord" oder "Chatel Morel"

Verbreitungsgebiet einst und jetzt

beheimatet in Europa und Amerika. Im Alpenraum auch in kühleren Lagen

Anbau

Pflanzung im Herbst. Anspruchslos. Sonnige bis halbschattige Lage, luftig, jedoch kein kalter Durchzug, auch für kühlere Lagen geeignet, lehmhaltige Sandböden, weniger auf schweren und nassen Böden, selbstfruchtend
Anfällig für Monilia Spitzendürre. Diese kann durch Beipflanzung von Maiglöckchen begrenzt werden.
Ernte von Ende Juli bis Anfang August
Kirschen reifen nicht nach, müssen daher im reifen Zustand geerntet werden.

Nutzung

Obstbau

Eignung

enthält Kalium, Eisen, Kalzium, Vitamin C und A (Retinol). Retinol wirkt entzündungshemmend, daher wirken Geschichtsmasken mit einem Brei aus Schattenmorellen bei Hautleiden lindernd.
Flavonoide und Polyphenole (sekundäre Pflanzenstoffe) beugen Herzerkrankungen und Arthritis vor.
Melatonin hilft bei leichten Schlafstörungen.

Verarbeitung und Produkte

Marmeladen, Liköre, Saft, Schwarzwälder Kirschtorte

Kulturtechnik

Anfälligkeit für Monilia Spitzendürre kann durch Beipflanzung von Maiglöckchen begrenzt werden. Beipflanzung von Kapuzinerkresse hilft, Wühlmäuse fernzuhalten

Brauchtum

Barabarzweige: Am 4. Dezember geschnitten und in die Stube gestellt, sollen sie an Weihnachten blühen und sind ein gutes Zeichen für das neue Jahr.
Bei Vollmond während der Kirschblüte tanzen Elfen um den Baum

Sonstiges

Amoltre, Amolter
Oberwallis: Amoltern sind Wildkirschen, Sämlinge bzw. Wurzelschösslinge. Es gibt noch relativ viel davon (Amolternwäldchen). Zum beobachteten Standort, Kirsche sei viel zu sauer um so gegessen zu werden. Der Baum sieht sehr strauchartig aus und ist nicht veredelt. Er ist noch der einzige in Birgisch, der zudem in der Bauzone liegt und ev. demnächst einem Bauprojekt weichen muss. Es wurde früher daraus Schnaps oder Konfitüre hergestellt. Sind sehr sauer. Sonst weiss der Besitzer nichts über den Baum. Früher soll es in den Vispertaler Sonnebergen (Törbel/Embd) kleine Wäldchen von Amoltre gegeben haben. Ev. handelt es sich hier um eine urspüngliche Form Schattenmorelle. (Literatur: “Die vispertaler Sonnenberge” von F.G. Stebler, Jahrbuch des SAC 1921 S.89ff.) Auch in der Pfalz gibt es eine Strassenbezeichnung “Amoltern-Weg”. Amoltere (Walliserdialekt): entspricht evtl. Süssweichsel, Weichsel, Ammer, Amarelle, Halbkirsche, Halbweichsel. Verwendungszweck: Distillation, conserve, confiture, Kirsch. Baumeigenschaften: Wuchsstärke schwach, Wuchsform hängend, Verzweigung stark, Garnierung kahlastig, Stabilität flattrig, feine Ruten.

Literatur

Jordan, Th., Tops, Dorothee (1996): Magisches Kreutherkompendium: Ein erweitertes Werk über die magischen Verrichtungen mit Kreutern und dem Zauberischen

Links

Staatl. Erhaltungsorganisationen

Schweiz NAP 8: www.pgrel.admin.ch/search/?searchable_text=Schattenmorelle
http://www.hortipendium.de/Sauerkirschsorten

Nichtstaatl. Erhaltungsorganisationen

Arche Noah Österreich: www.arche-noah.at/
Pro Specie Rara Schweiz: prospecierara.ch/de/sortenfinder/ob-13154