Kärntner Brillenschaf (A)
Beschreibung
Das Kärntner Brillenschaf ist ein kräftiges, mittelgrosses, weisses Schaf mit geramsten, unbewolltem Kopf. Besondere Kennzeichen: schwarze Flecken, sog. Brillen um die Augen, sowie die in der äusseren Häflte bis zu zwei Drittel schwarzen Ohren.
Allgemeines und Geschichte
Das Kärntner Brillenschaf ist im Laufe des 19. Jahrhunderts in Kärnten aus Kreuzungen der damaligen Landschafe mit italienischen Bergamasker und vor allem Paduaner Schafen entstanden. Es war aufgrund seiner Größe und seiner Robustheit ein sehr beliebtes Schaf und in weiten Teilen Österreichs verbreitet. Bis ins 20. Jahrhundert hinein wurden jährlich an die 30.000 Kärntner Schafe nach Frankreich und etwa 14.000 in die Schweiz verkauft. Noch im Ersten Weltkrieg und in der Zeit danach schätzte man diese Schafe aufgrund ihrer Größe und der hervorragenden Schlachtleistung. Im Jahre 1939 kam es im Zuge der „Rassenbereinigung” zu einer fast vollständigen Verdrängungskreuzung mit “reinweißen” Bergschafen. In kleinen Beständen konnte sich das Kärntner Brillenschaf jedoch vereinzelt halten und vor etwa 15 Jahren begann man mit der gezielten Erhaltungszucht. Aus zunächst 17 weiblichen und sechs männlichen Tieren hat sich der Bestand in Österreich heute soweit stabilisiert, dass mit dem Aussterben dieser alten Rasse nicht zu rechnen ist.
Verbreitungsgebiet einst und jetzt
Das ursprüngliche Kernverbreitungsgebiet liegt in den Südlichen Kalkalpen in Kärnten. Das Kärntner Brillenschaf ging aus der Kreuzung des alten Landschafes mit dem Bergamaskerschaf und insbesondere dem Paduaner Seidenschaf hervor und war früher über weite Teile Österreichs und über das bayrische Alpen- und Voralpengebiet verbreitet.
Nutzung
Besonders hervorzuheben sind ein würziger, wildbretähnlicher Fleischgeschmack, geringer Fettansatz des Fleisches, gute und feinfasrige Fleischqualität. Hohe Fruchtbarkeit, feine Wollqualität, guter Mutterinstinkt und Leichtfüttrigkeit machen das Kärntner Brillenschaf zu einer wertvollen Rasse.
Haltung
Es handelt sich um robuste, anspruchslose Schafe mit guter Fruchtbarkeit und hoher Milchleistung der Mutterschafe (schnellwachsene Lämmer). Kärntner Brillenschafe gelten als sehr anpassungsfähig.
Leistung
Das Kärntner Brillenschaf verfügt beim Widder über eine Widerristhöhe von 75 - 80 cm, beim Schaf von 70 - 75 cm und über ein Gewicht von 75 - 95 kg bzw. 55 - 75 kg. Der mittelgroße Typ beinhaltet auch größerrahmige Typen, die bei den Zuchtwiddern Gewichte bis ca.100 kg und bei den Mutterschafen bis 85 kg erreichen können.
Der jährliche Wollertrag beträgt bei Widdern 3-5 kg, bei weiblichen Tieren 2,5-4,5 kg.
Sonstiges
Ein Ziel der Doktorarbeit von Dr. Katharina Schwend war es, die genetische Differenzierung der Kärntner Brillenschafe gegenüber anderen Schafrassen zu untersuchen. Dabei stellte sich heraus, dass die untersuchten vier Schafrassen Kärntner Brillenschaf, Bergschaf, Villnößer Schaf und Texelschaf durchaus genetisch differenzierte Populationen darstellen, der Grad der Differenzierung jedoch als mäßig zu bewerten ist. Das Kärntner Brillenschaf steht genetisch den Villnößer Schafen am nächsten und die Texelschafe sind, wie erwartet, von den drei alpinen Rassen am weitesten distanziert. Für die Zuordnung eines unbekannten Tieres zu seiner Ursprungsrasse anhand des Genotyps erwiesen sich diese 11 Marker für die vier untersuchten Rassen als unzulänglich. Auch der sichere Nachweis eines Kreuzungstieres zwischen den Rassen war nicht möglich.
Literatur
Schafrassen in den Alpen, Antje Feldmann, Ursula Bietzker, Dr. Christian Mendel, Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährderter Haustierrassen e.V. - GEH.
Nichtstaatl. Erhaltungsorganisationen
ARCHE Austria, Oberwindau 67, A-6363 Westendorf, +43(0)664/51 92 286, office@arche-austria.at, www.arche-austria.at
Schaf- und Ziegenzuchtverband Kärnten, Museumgasse 5, A-9010 Klagenfurt, +43(0)463 5850 1523, tierzucht@lk-kaernten.at, eduard.penker@lk-kaernten.at