Beschreibung

Vor über 100 Jahren wurden fast alle europäischen Schweinerassen von fremden Leistungsrassen verdrängt. Im Alpenraum sogar vollständig. 2013 fanden Vertreter der Veterinär-Uni Parma eine letzte Gruppe Veltliner-Schweine (auch Bündnerschweine genannt). Pro Patrimonio Montano führte die Zucht weiter und fand nach langer Suche zwei weitere Reliktgruppen (Samolaco-Schweine im Valchiavenna und Südtiroler Schecken). Dies war zur Inzuchtvermeidung nötig. Die drei Herkünfte bilden nun einen „Gen-Pool“. Dieser steht heute stellvertretend für alle Alpenschweinerassen.
Das schwarze und gescheckte Alpenschwein ist eine kleine bis mittelgrosse Schweinerasse mit langen, kräftigen Beinen und kurzem Rumpf. Daher sehr berggängig. Die Farbe reicht von schwarz über gescheckt bis dunkelrot.

Verbreitungsgebiet einst und jetzt

Die schwarzen, gescheckten und dunkelroten Alpenschweine waren in verschiedensten Ausprägungen im ganzen zentralen Alpenraum (Berner Oberland, Zentralschweiz, Appenzellerland, Wallis-Tessin-Graubünden), sowie in den ganzen italienischen Ostalpen vom Simplonpass/Domodossola bis zum Isonzo und angrenzenden Teilen Österreichs (insb. Kärnten) verbreitet.
Die heutigen Zuchten befinden sich in den italienischen Provinzen Sondrio (Veltlin), Bozen (Südtirol), Trentino und (Hoch-)Venezien, in Westösterreich (Tirol, Salzburg) und im deutschen Berchtesgadenerland. In der Schweiz gab es letzte Tiere noch bis ca. 1980 am Lukmanier- und Splügenpass. Die Wiederinzuchtnahme im Schweizer Berggebiet erfolgte ab 2018.

Nutzung

Durch ihren leichten, kräftigen Körperbau sind die Alpenschweine für die Bergweide geschaffen. Dank ihrer dunklen Färbung sind sie nicht sonnenbrandgefährdet und können – im Gegensatz zu modernen Rassen –ganztags draussen sein. Dank ihrer Anspruchslosigkeit und Robustheit sind sie für extensive Freiland-Haltung im Berggebiet prädestiniert. Mit ihrem Wühlen bekämpfen sie Blacken/Ampfern und lockern von Rindern verdichtete Lägerfluren. Sie sind nicht nur ein Kulturgut, sondern auch ökologisch interessant.

Haltung

Die Alpenschweine brauchen Freilauf. Sie werden extensiv in Kleingruppen gehalten. Ein Leitfaden für die Züchter liegt auf deutsch und italienisch vor (vgl. auch Appendix).

Zuchtziele

Das schwarze und gescheckte Alpenschwein soll in seinem ursprünglichen Verbreitungsgebiet (zentraler und östlicher Alpenraum) wieder heimisch gemacht werden. Um seine Qualitäten wie Robustheit, Genügsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Bergtauglichkeit zu bewahren, muss es unter Bergbedingungen gehalten werden. Bei der Auswahl der Zuchtinteressenten wird deshalb darauf geachtet, dass der Betriebssitz bzw. Haltungsstandort im Alpenraum (Gebietskulisse Alpenkonvention) liegt, bevorzugt in Gebirgslagen mit Weidegang während der Vegetationsperiode oder mit Alpungsmöglichkeit. Eine extensive Fütterung, vorzugsweise mit betriebseigenen Futtermitteln, kommt der Gesundheit der Tiere und der Fleischqualität zu gute. Bevorzugt werden deshalb auch biologische/organische vor konventionellen Betriebsführungen.

Leistung

2 Würfe pro Jahr mit 8-12 Ferkeln. Spätreife und anspruchs-lose Rasse, bestens geeignet für extensive Freilauf-Haltung.

Verarbeitung und Produkte

Da die Alpenschweine dauernd in Bewegung sind, setzen sie das Fett in der Muskulatur ab, was ein feinfaseriges, marmoriertes Fleisch und damit einen guten Geschmack gibt. Weniger Leistung, dafür tolle Qualität!

Kulturtechnik

Die Alpenschweine wurden früher gebraucht, um auf der Alp Blacken zu bekämpfen und verdichtete Lägerfluren der Rinder aufzulockern.

Literatur

· Anderegg Felix, 1898: Illustriertes Lehrbuch für die gesamte Schweizerische Alpwirtschaft
· Cassella P., Cassella O. 1880: Manuale pratico per lo allevamento del maiale
· Jaritz Günter, Salzburg 2014: Seltene Nutztiere der Alpen - 7000 Jahre geprägte Kulturlandschaft
· Mascheroni Ettore, Torino 1927: Zootecnia speciale, III. Suini
· Nehring Alfred, 1886: Katalog der Säugetiere, p. 57-59
· Staffe Adolf, 1913: Verbreitung des schwarzen Landschweines der südlichen Ostalpen
· Steinmüller Johann Rudolf: Naturgeschichte des gemeinen Schweines und der verschiedenen Racen der Schweiz; Neue Alpina, 1827
· Sturzenegger Robert, 1917, Inaugural-Dissertation "Die Schweinezucht der Schweiz"

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