6-zeilige Gerste (Hordeum vulgare ssp. vulgare)
Beschreibung
Die sechs- oder mehrzeilige Form wird bis 1,2 m hoch. Bei den mehrzeiligen Formen treten drei Körner pro Ansatzstelle auf, bei den zweizeiligen findet sich jeweils nur ein Korn pro Ansatzstelle. Typisch für alle Gerstensorten sind die langen Grannen. Die Ährenform reicht von kurz und dicht bis lang und locker. Das Stroh ist relativ weich. Gerste zählt zu den Selbstbefruchtern.
Allgemeines und Geschichte
Die 6-zeiligen Gersten wurden lange vor den 2-zeiligen Gersten angebaut. Nur die 6-zeiligen Sorten haben es in der Prähistorie nach Mitteleuropa geschafft. Sie haben einen kräftigen Halm. Die 2-zeiligen Sorten dagegen haben einen feineren Halm. Sie unterscheiden sich trotzdem nicht prinzipiell in der Standfestigkeit. Die geringere Körnerzahl pro Ähre gleichen die 2-zeiligen Sorten durch höhere Bestandesdichten mit mehr Ähren pro Quadratmeter aus.
Verbreitungsgebiet einst und jetzt
Die 6-zeilige Gerste war weitverbreitet, mit der Zeit wurden die 2-zeiligen Sorten vorherrschend. Heute findet man beide Formen auf.
In der Prähistorie wurden nur 6-zeilige Sorten mit gedrungenen kompakten Ähren angebaut. Später auch solche mit lockeren Ähren. Die kompakten Formen auch bekannt als Pumpergerste, findet man kaum noch, einige sind in den Genbanken erhalten geblieben. Die mittellockeren Typen haben sich durchgesetzt.
Anbau
Wintergerste ist ertragreicher und wird im September gesät. Die Ausbildung von Nebentrieben (Bestockungstriebe) ist vor dem Winter abgeschlossen. Aus ihnen entwickeln sich im Frühjahr die Ähren tragenden Halme. Nach den Phasen der Bestockung, des Schossens und des Ährenschiebens folgt die Blüte. Die Wintergerste eröffnet in der Regel die Getreideernte.
Nutzung
Die Landsorten eignen sich kaum für den Anbau. Sie haben zu wenig Standfestigkeit. Sie sind dafür umso wichtiger für die Züchtung. Man hat viele verschiedene Krankheitsresistenzen gegen Schwarzrost und Fusarium in Landsorten gefunden.
Verarbeitung und Produkte
Mehl, Brei, Suppe, Einbrenne, Sauce, Malz, Bier und in der Heilkost werden auch Abkochungen der Gerste, Gerstenschleim eingesetzt. Die Milchleistung der Kühe wird durch etwas Gerste erhöht.
Kulturtechnik
Die Gerste braucht ein gut vorbereites Saatbeet.
Sonstiges
Es sind sehr viele Linien von 6-zeiligen Landsorten in der nationalen Genbank der Schweiz erhalten geblieben. Unter ihnen gibt es kaum solche, die heute noch angebaut werden können, weil sie, auch unter Biodbedingungen, zu standschwach sind.
Die Kornform des mittleren Kornes unterscheidet sich von den beiden flankierenden Körnern. Das mittlere ist symmetrisch, die seitlichen sind leicht gekrümmt. So kann man von einer Körnerprobe sagen, ob es sich um eine 6- oder 2-zeilige Sorte handelt.
Literatur
Schilperoord, Peer und Heistinger, Andrea 2011. Literaturstudie alpine Kulturpflanzen Vs. 5.1
Schilperoord, Peer (2013): Kulturpflanzen in der Schweiz - Gerste. Alvaneu Dorf: Verein für alpine Kulturpflanzen.
Staatl. Erhaltungsorganisationen
www.pgrel.admin.ch
Nichtstaatl. Erhaltungsorganisationen
Sortengarten Erschmatt
Verein für alpine Kulturpflanzen