Allgemeines: Spitzhaubenhühner
Beschreibung
Spitzhauben-Huhn ist ein Oberbegriff, der Hühnerrassen bezeichnet, die auf der Schädeldecke eine sogennante Protuberanz (Aufwölbung) aufweisen, aus denen ein nach oben weisender Federbusch ragt. Im Alpenraum sind dies die Appenzeller Spitzhauben in der östlichen Schweiz, die ausgestorbenen Tirolerhühner im Raum Tirol-Salzburg und die Polverara-Hühner im Alpenraum Nordost-Italiens. Neu gehören auch die Neu-Tiroler dazu, die nach 2010 aus Appenzeller Spitzhauben und Polveraras zurückgezüchtet wurden.
Andere bekannte Spitzhauben sind die Brabanter-Hühner am Niederrhein, die serbischen Drenica-Hühner und die russischen Pawlowskaja. Die meisten übrigen Haubenhühner (Paduaner, französische Crèvecoeur, polnische Czubatka, Sultanshühner, etc.) zeichnen sich durch eine breite "Vollhaube" aus.
Allgemeines und Geschichte
Die Spitzhauben sind seit Alters in grösseren Teilen des zentralen und östlichen Alpenraumes verbreitet. Ihr Verbreitungsgebiet deckt sich in etwa mit dem Siedlungsgebiet der alten Räter, Veneter und angrenzender Stämme, ist aber nicht schriftlich gesichert. Jedoch sollen die Spitzhauben schon im 15. Jahrhundert in Klöstern gezüchtet worden sein (u.a. in Salzburg). So fand der Archäozoologe Dr. Erich Pucher in einer auf das 16. Jahrhundert weisenden Senkgrube eines Wirtshauses neben der Salzburger Residenz Knochenabfälle von Hühnern mit der für Haubenhühner typischen Protuberanz auf der Schädeldecke. Von den Polveraras gibt es sogar ein Kirchen-Fresco von 1397 in der Kirche San Michele Arcangelo in Padua. Einen noch älteren Beleg für das Vorhandensein von Haubenhühnern im 13. Jahrhundert erbrachte Dr. Hermann Zimmermann bei Untersuchungen von Haustierfunden in Hallwil (Zentralschweiz).
Bis ins 20. Jahrhundert gab es mehr als 10 verschiedene Farbschläge.
Verbreitungsgebiet einst und jetzt
Zentrale und östliche Schweiz, Westösterreich (Vorarlberg bis und mit Salzburg), Nordostitalienische Berggebiete (Südtirol, Trentino, Hochvenezien).
Spitzhauben kamen mit der Holzflösserei auf dem Rhein auch in die Niederlande und begründeten oder beeinflussten zumindest die Brabanter Hühner (siehe Appendix). Ähnlich breiteten sich die Polveraras aus. Über venezianische Handelskanäle kamen sie in grosser Zahl an den Hof des osmanischen Sultans. Der Schweizer Naturforscher Conrad Gessner schrieb in seinem 1555 erschienen, vierbändigen Buch "Historia animalium", dass man viele gross und schön geborene Hühner aus dem Dorfe Pulverarie dem "Türckischen Keyser" (Sultan) geschickt habe. Im 18. Jahrhundert wurden in Frankreich aus Polveraras und anderen Haubenhühnern wahre Prachtsexemplare mit überbreiten Hauben erzüchtet und zur Ergötzung des Adels gehalten. Vor allem Madame de Pompadour soll sich an diesen Extrem-Züchtungen erfreut haben. Das Huhn wurde "Padou" genannt, sei das nun als Abkürzung für Pompadour oder Padua. Es kam im 19. Jahrhundert nach Padua und verdrängte das ursprüngliche Polverara. Das heutige Paduanerhuhn wird in Padua noch immer auch "Polish" genannt wegen der Einzüchtungen polnischer Hühner.
Nutzung
Eier, Fleich (Federn)
Haltung
DasSpitzhaubenhuhn ist ideal an die Bedingungen der Berge angepasst, klettert vorzüglich auf felsigem Grund und kann gut fliegen. Es übernachtet auf Bäumen, sogar im Winter. Da es nur kleine Kehllappen und statt eines Kammes zwei kleine Hörnchen besitzt, kann ihm auch der strengste Frost kaum etwas anhaben.
Leistung
100-150 Eier/Jahr
· Pucher, E. (1991). Der frühneuzeitliche Knochenabfall eines Wirtshauses neben der Salzburger Residenz. Salzburger Museum Carolino Augusteum Jahresschrift 35/36, S. 101.
· Zimmermann, Hermann (1920). Untersuchungen der Haustierfunde von Zurzach, Wädenswil und Hallwil, S. 67 ff.