Ackerbohne: Anbau, Ernte, Saatgut im Osttirol
Beschreibung
Anbaufläche
Früher wurde die Ackerbohne auf grossen Flächen angebaut. Auf jedem Hof gab es einen eigenen Bohnenacker. Um die Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln sicher zu stellen war die Ackerbohne wichtig, da sie besonders in den höher gelegenen Bergregionen hohe Erträge lieferte. Im Talboden wurde sie kaum angebaut. In der kargen Winterzeit galt sie wichtiger Energielieferant und als wertvoller Eiweissspender.
Heute wird sie nur mehr auf kleinen Flächen angebaut und nur wegen des Geschmacks und des Festhaltens „an dem Alten“, ausschliesslich für den Eigenbedarf, vermarktet wird sie nicht.
Anbau und Pflege
Die Aussaat erfolgt je nach Lage und Seehöhe von Anfang April bis Anfang Mai. Für die Wahl des richtigen Aussaatzeitpunktes werden Fruchtzeichen auf diversen Saatkalendern, Forstfreiheit des Bodens, Witterung, verfügbare Zeit und auch Lostage als Hilfsmittel zur terminlichen Orientierung gesammelt.
Eine Fruchtfolge wird empfohlen, die Ackerbohnen können nach alle anderen Kulturarten folgen. Der Standort der Bohne wird meist mit dem von Kartoffeln abgewechselt. Die Anbauflächen müssen nicht zwingend jährlich gewechselt werden, es genügt auch alle 2 bis 5 Jahre. Die Ackerbohne dient als guter Stickstofflieferant für den Boden, somit wir der Acker gut für andere Feldfrüchte vorbereitet. Diese Kulturart hat keine besonderen Standortansprüche, allerdings wächst sie ab einer Seehöhe von über 1‘000m besser.
Am Acker wird zur Bodenvorbereitung gepflügt, im Hausgarten wird umgestochen. Das Saatbeet sollte auf jeden Fall frei von Unkraut sein. Mist, der mindestens ein Jahr alt sein soll, dient meist als Dünger.
Von vielen wird das Saatgut tags zuvor in temperiertem Wasser eingeweicht.
Die Ackerbohne wird 5 bis 10cm tief gesät. Die Abstände in den Reihen betragen zwischen 15 und 20cm.
Mit einem Pflanzrechen („Krozta“) werden Linien vorgezogen, damit die Reihen gerade werden. Einige verwenden spezielle Pflanzbretter (Bohntreter, Beetreter mit 4 oder 8 Zinken, bzw. Stackl mit nur einer Zinke). Die Zinken sind der Art angebracht, dass nicht nur der gewünschte Abstand zwischen den Reihen sondern auch die gewünschte Tiefe der Pflanzlöcher konstant gehalten werden kann. Die Pflanzbretter werden von einer Person in den Boden getreten, eine zweite Person steckt ein oder zwei Bohnen in die entstandenen Löcher und bedeckt diese wieder mit Erde.
Nachdem die Pflanzen gekeimt sind, wird bei Bedarf gejätet, gehäufelt und wenn notwendig auch gegossen. Der Boden sollte nach dem Jäten nicht zu locker hinterlassen werden, um die Standfestigkeit der Pflanze nicht zu beeinträchtigen. Wenn die Pflanzen eine Höhe von 15 bis 20cm erreicht haben, ist eine Unkrautbekämpfung nicht mehr notwendig, da der geschlossene Bestand kein Licht mehr auf den Boden lässt und dadurch wenig Unkraut aufkommt.
Schädlinge, Krankheiten Gefahren und Gegenmassnahmen
Der im Osttirol bekannteste Schädling der Ackerbohne ist der Eichelhäher. Dieser ist allerdings nur an den reifen Bohnenhülsen interessiert. Diese werden entweder direkt am Feld, oder bei unbeaufsichtigtem und ungeschütztem Trocknen gestohlen. Früher wurde am Bohnenacker (der Peinte) der Peintelouto (Vogelscheuche) zum Vertreiben der Vögel aufgestellt.
Die Ackerbohne wird von Läusen (schwarze Bohnenblattlaus) befallen. Um diese zu bekämpfen, werden Mittel wie Brennnesseljauche, Schmier- oder Kernseifenlauge gespritzt. Es wird aber auch mit Landtabak oder Wermut, die in heissem Wasser angesetzt werden nach Erkalten des Auszugs gespritzt. Verwendet wird auch Asche, die über die befallenen Pflanzen gestreut wird. Bohnenkraut zwischen die Reihen gesetzt soll vorbeugend den Befall mit Läusen verhindern.
Stützkonstruktionen werden gebaut, um die Ackerbohne vor dem Wind zu schützen. Es wird aber auch versucht, die Ackerbohnen dadurch zu stützen, dass man sie enger aussät oder in Mischkultur mit Mais oder Sonnenblumen anbaut.
Ernte
Die Ernteperiode wird, je nach Lage und Witterung, von Mitte August bis Ende September angegeben. Die Hülsen müssen schön fest sein, aber der Samennabel (lokal als Auge bezeichnet) der einzelnen Bohnen darf erst leicht bräunlich und nicht schwarz verfärbt sein. In diesem Reifestadium werden die ganzen Hülsen auch eingefroren.
Wenn das Auge der Bohnen schwarz gefärbt ist, dann ist diese Bohne nicht mehr für den Frischverzehr geeignet und wird nur mehr als Trockenbohne weiterverarbeitet. Sind die Hülsen schwarz geworden, ist die Bohne vollständig ausgereift. Wenn ein feuchter Herbst die Trocknung der Hülsen an den Pflanzen nicht zulässt, dann werden auch die noch nicht vollständig ausgereifte Hülsen oder die ganze Pflanze geerntet und an einem geeigneten Platz zum Nachreifen aufgehängt.
Die gut getrockneten und von den Hülsen befreiten Bohnen werden eingelagert und als Lebensmittel und/oder Saatgut verwendet.
Auswahl und Lagerung des Saatgutes
Man kann entweder bei der Ernte am Feld die schönsten und grössten Hülsen, die ganz reif sind, auswählen oder nach der Ernte im trockenen Zustand die grössten und schönsten Bohnen. Im getrockneten Zustand werden die Bohnen oft auch nach der gewünschten Farbe ausselektiert. Auch doppelte Auslesen werden durchgeführt. Dabei werden bei oder nach der Ernte viel versprechende Hülsen separiert, um dann, nach vollständiger Trocknung, davon die schönsten Bohnen mit der gewünschten Farbe und Form auszuwählen.
Die Samen besitzen eine lange Lebensdauer.
Dauer des Nachbaus und Quelle des Saatguts
Im Osttirol wird die Ackerbohne, in den meisten Fällen, ausschliesslich über selber produziertes Saatgut erhalten, ohne Saatgut zu erneuern. Wenn Saatgut erneuert wird, dann stammt dies immer aus der Region.
Literatur
Erfahrungen über Lokalsorten traditioneller Kulturarten in Osttirol (2006)