Winterroggen Cadi
Beschreibung
Der Cadi Roggen ist eine alte Zuchtsorte, die sich speziell in höheren Lagen für den Anbau von Berggetreide eignet. Er verträgt eine geschlossene Schneedecke dank seiner Schneeschimmelresistenz gut und reagiert wenig empfindlich auf Schwarzrost. Cadi Roggen ist die einzige Zuchtsorte die in den höheren, schneereichen, schwarzrostgefährdeten Lagen angebaut werden kann. Cadi ist keine einheitliche, uniforme Sorte, die Vielfalt an Pflanzen- und Ährenformen ist gross. Die Körner sind in der Regel blaugrün gefärbt, es gibt aber auch gelbkörnige darunter. Einzelne Pflanzen werden bis zu zwei Meter hoch.
Allgemeines und Geschichte
Der Cadi Roggen ist speziell für das Berggebiet in der Schweiz gezüchtet worden. In den hochgelegenen Ackerbaugebieten der Kantone Wallis, Tessin und Graubünden bildete der Winterroggen in den fünfziger Jahren noch die Grundlage der Brotversorgung, soweit sie aus eigener Scholle stammte. Der Cadi Roggen ging aus einer Kreuzung von einer Landsorte von Fellers (Falera, Graubünden) mit der bekannten deutschen Roggensorte Petkuser hervor. 1956 wurde die Sorte offiziell zugelassen. Der Name Cadi bezieht sich auf die Region um Disentis, der Name Cadi kommt von casa dei, Gotteshaus.
Verbreitungsgebiet einst und jetzt
Der Cadi Roggen wurde nach seiner Zulassung in Graubünden gelegentlich angebaut. Im Wallis konnte er die alten Walliser Landsorten nicht verdrängen. Die Sorte wurde in den achtziger Jahren nochmals züchterisch bearbeitet, fand aber keine Nachfrage. Der Anbau des Cadi Roggens hat seit 2005 wieder zugenommen.
Anbau
Der Roggen sollte vor dem Wintereinbruch das 3-Blatt Stadium erreicht haben. Der Aussaattermin ist abhängig von der Höhenlage und reicht von August bis Anfang Oktober.
Für extreme Randregionen mit einer Schneedecke die vier Monate oder länger andauert eignet sich Cadi Roggen nicht, dann muss man auf die Walliser Landsorten zurückgreifen.
Eignung
Der Winterroggen keimt und wächst bei tieferen Temperaturen als die Unkräuter. Kommt der Roggen gut bestockt und kräftig aus dem Winter, dann haben die Unkräuter, die noch keimen müssen, keine Chance. Winterroggen blüht und reift früher als Winter- und Sommerweizen, deswegen eignet er sich für höhere Lagen mit kürzeren Vegetationszeigen.
Verarbeitung und Produkte
Brot, Brei, Schrot. Roggen ist beliebt in Mehlmischungen, Mischbrote mit Roggenmehl sind etwas feuchter und länger haltbar. Die Verwendung von Sauerteig empfiehlt sich. Durch eine Sauerteiggärung werden die Brote aromatischer, leichter verdaulich und haltbarer.
Es ist auch üblich aus grobem Roggenschrot Pumpernickel herzustellen. Die lange Backzeit 15-16 Stunden und die tieferen Temperaturen führen zu einer Karamellisierung der Stärke und zu dem leicht süsslichen Geschmack des Pumpernickels.
Weiter eignet sich der Roggen ausgezeichnet für Knäckebrot.
Brauchtum
Strohflechten. Roggenstroh ist lang und elastisch. Das lange Roggenstroh wurde früher verwendet um Garben zu binden.
Sonstiges
In der nationalen Genbank der Schweiz sind ca. 33 Roggensorten eingelagert, darunter 2 Zuchtsorten und eine verbesserte Landsorte. Die Landsorten machen den grössten Teil des Sortimentes aus.
Literatur
Schilperoord, Peer und Heistinger, Andrea (2011): Literaturstudie alpine Kulturpflanzen Vs. 5.1.
Wagner, Siegfried (1956): Vom Bergroggen zum Cadi. In: Mitteilungen für die Schweizerische Landwirtschaft, S. 169–172.
Staatl. Erhaltungsorganisationen
www.pgrel.admin.ch
Nichtstaatl. Erhaltungsorganisationen
Verein für alpine Kulturpflanzen, 7492 Alvaneu Dorf
Genossenschaft Gran Alpin, 7450 Tiefencastel
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