Die ältesten ackerbaulichen Spuren im Alpenraum reichen bis ins sechste vorchristliche Jahrtausend zurück. Die Menschen der Jungsteinzeit nutzten Urformen von Wildfrüchten wie Heidelbeeren, Preiselbeeren, Berberitzen und Holunder. Zu Zeiten des Similaunmannes Ötzi um 3200 vor Christus waren sie endgültig von Jägern und Sammlern zu Landwirten geworden, die sich weitgehend selber versorgten. Um 2000 vor Christus wurden im Rheintal in Siedlungsnähe Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen und Nüsse angebaut. Es kam zur ersten Auslese von Wildformen. Die Römer kultivierten um Christi Geburt 29 Apfel- und 35 Birnensorten und kannten sich bestens in der Veredelung durch Propfreiser, in der Schädlingsbekämpfung, im Rebbau und in Gartenkulturen aus. Acker- und Pflanzenbau spielte neben der Viehzucht bis in hochalpine Regionen eine überragende Rolle für die Ernährung der Menschen. Sie entwickelten einen enormen Wissensschatz um ihre Nutzpflanzen und gaben ihn von Generation zu Generation weiter. Die mittelalterliche Klimaerwärmung begünstigte die Ausweitung landwirtschaftlich genutzer Flächen und insbesondere des Getreideanbaus. Die Industrialisierung und die im 19. Jahrhundert einsetzende Globalisierung der Landwirtschaft verdrängte den arbeitsintensiven Anbau von Getreide, Obst und Gemüse im Alpenraum weitgehend auf Selbstversorgung. Halten konnte sich in vielen Gebieten grossflächig nur stark intensivierte, subventionierte Vieh- und Milchwirtschaft. Schier unendlich ist die fast in Vergessenheit geratene Vielfalt an optimal an lokale Standorte angepassten Sorten – alleine bei Äpfeln geht die Zahl in die Tausende.