Beschreibung

Die Turopolje-Schweine sind von mittelgrosser Statur mit Schlapp-Ohren und halblangem Rüssel. Die Beine sind kurz und eigentlich für das Flachland geeignet. Die Tiere sind sehr robust, genügsam und trotzen auch grosser Kälte. Sie können ganzjährig im Freien gehalten werden und eignen sich bestens für eine extensive Weidehaltung. Die Schweine sind im Ursprungshabitat am kroatischen Sava-Fluss gute Schwimmer und Taucher, sie suchen an überschwemmten Stellen nach Wasserpflanzen und knacken sogar Muscheln. Es wird unterschieden zwischen zwei Schlägen, den mausgrauen Schweinen im Turopolje Lug und den gescheckten im Lonjsko Polje.

Allgemeines und Geschichte

Die Turopoljer lebten seit Jahrhunderten in den Überschwemmungsgebieten der Sava zwischen Zagreb und Sisak (Turopolje) und zwischen Sisak und Jasenovac (Lonjsko Polje). Zu Maria-Theresia's Zeiten wurden mal englische Berkshire eingekreuzt, ansonsten blieb die Rasse im ursprünglichen Zustand. Die Schweine lebten ganzjährig in den Eichenwälder der Sava-Auen und wurden von den Besitzern hin und wieder mit je Bauer eigenen Pfiffen zusammengeholt und mit Leckereien gefüttert. Dabei wurden dann hochträchtige Sauen mit auf den Hof genommen, um dort abzuferkeln.

Als im Bürgerkrieg die kroatisch-krajnaserbische Front entlang der Sava verlief und auf beiden Seiten Militärs und paramilitärische Truppen sich in den Wäldern an den Schweinegruppen bedienten, holten die Bauern die Tiere in ihre Höfe, waren allerdings nicht auf eine Langzeitfütterung eingerichtet. Sie schlachteten nun selbst einen Teil ihres Bestandes und hielten nur noch, was für das Überleben wichtig war. Die Turopoljer waren hochbedroht, sodass die europäische SAVE Foundation auf Anfrage der im Lonjsko Polje tätigen Stiftung EuroNatur während einer Feuerpause eine Rettungsaktion vor Ort durchführte (Jahreswechsel 1993/94). SAVE konnte sich dabei auf den Support der Vorgängerorganisation der Arche Austria und des Tiergartens Schönbrunn stützen. Gugic (EuroNatur), Grünenfelder (SAVE) und Punz (VEGH) kauften bei den Bauern in sechs verschiedenen Dörfern je entweder eine Sau oder einen Eber. Damit sollte eine gewisse genetische Breite garantiert werden. Die Tiere wurden weit hinter die Frontlinien in die Quarantänestation des Zoos Zagreb verbracht. Als nach dem Kriegsende in den Sava-Auen doch genügend Tiere für die Weiterzucht verblieben waren, wurde die rückwärtige Reserveherde von Zagreb in den Tiergarten Schönbrunn verbracht. Von den sechs Tieren verblieben schliesslich zwei voneinander unabhängige Eber und zwei Vollgeschwister-Sauen, die die Zucht in Österreich begründeten (je ein Eber und eine Sau mussten vorher geschlachtet werden). Einige Zeit später kamen dann nochmals zwei fremde Eber dazu. Trotzdem ist die Zuchtbasis sehr eng. Immerhin traten bisher keine Degenerationserscheinungen auf.

In Kroatien baute die SAVE Foundation - zusammen mit EuroNatur - die Zucht wieder auf, führte ein Zuchtbuch ein und kaufte Zuchteber, um diese gezielt den Bauern zur Verfügung zu stellen.

Verbreitungsgebiet einst und jetzt

Neusten Nachrichten zufolge soll der Naturpark Lonjsko Polje die Turopolje-Zucht aufgegeben haben, die er - samt Zuchtbuch - 2001 von der SAVE Foundation übernahm. In Kroatien scheint der Bestand deshalb wieder einmal stark gefährdet, zumal der gescheckte Schlag im Lonjsko Polje offenbar wegen Brucellose gekeult wurde. Hingegen hat sich die Zucht in Österreich - vor allem dank des grossen Einsatzes von Karl Schardax - bestens entwickelt und Zuchtgruppen leben heute auch in Deutschland und der Schweiz.

Haltung

Dank ihrer Anspruchslosigkeit sind die Tiere bestens geeignet für eine extensive Weidewirtschaft ohne grosse Zufütterung.

Verarbeitung und Produkte

Direktvermarktung und Selbstversorgung sind gängig. Es gibt aber auch regionale Vermarktungsinitiativen wie zum Beispiel die Genussregion Weststeirisches Turopolje Schwein oder der Porcella-Versand im Waldviertel.

Links

Nichtstaatl. Erhaltungsorganisationen

Arche Austria, Spartenbetreuer, Gerhard Bergmaier, Biobetrieb Lindenhof, Priel 33, A-3541 Senftenberg, +43 (0)650/7070952, gerhard.bergmaier@gmx.at
ARCHE Austria – Verein zur Erhaltung seltener Nutztierrassen, Scheffau 25a, A-5440 Scheffau am Tennengebirge, +43(0)0650/3502851, +43(0)664/5192286, herdebuch@arche-austria.at, office@arche-austria.at, www.arche-austria.at